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Der Hobbnix - Die große Tolkien-Parodie 2: Hobbnix 2

Der Hobbnix - Die große Tolkien-Parodie 2: Hobbnix 2

Titel: Der Hobbnix - Die große Tolkien-Parodie 2: Hobbnix 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. R. R. R. Roberts
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Prüfungen durchstehen konnte, ohne dabei den Gleichmut zu verlieren. Dann setzte ich mich an meinen Schreibtisch. Das Blatt Papier von gestern, auf das ich die ersten Worte geschrieben hatte, lag noch an derselben Stelle. Ich las es noch einmal durch:
    Ich wurde geboren
    Nun gut, das war zweifellos richtig. Aber wie weiter? Sollte ich dem geneigten Leser jetzt bildhaft den Vorgang der Geburt beschreiben? Natürlich hatte ich keinerlei Erinnerung daran; ich könnte lediglich meine Verwandtschaft befragen, um sie so weit wie möglich zu rekonstruieren (die Erinnerung, nicht die Verwandtschaft). Aber schon die Vorstellung, mit Tante Marlen über meine frühesten Kindheitserlebnisse zu plaudern, fühlte sich wie eine schmerzhafte Wurzelbehandlung an, und so entschied ich, das erste Kapitel zu einem späteren Zeitpunkt anzugehen. Ich griff nach der Schreibfeder, zog einen dicken Strich unter die drei Worte, die ich bisher geschrieben hatte, und schrieb in Großbuchstaben KAPITEL ZWEI auf das Blatt. Ich dachte kurz nach. Dann notierte ich:
    Ich wuchs auf
    Just in diesem Moment wurde ich von einem hagelsturmartigen Klack-klack-klack-klack an meiner Haustür unterbrochen. »Heinrich?«, rief ich ärgerlich. »Bist du das etwa?«
    »Nein«, drang die Stimme meines werten Geistes aus der Speisekammer.
    Hochgradig frustriert über diese neuerliche Störung schob ich meinen Stuhl zurück, ging zur Tür und öffnete. Es war Tante Marlen. Und neben ihr ein Hobbnix, den ich noch nie zuvor in meinem Leben gesehen hatte.
    »Tante!«, sagte ich und zwang mich zu einem höflichen Lächeln.
    »Neffe! Ich will keinen heißen Brei reden«, erklärte sie.
    »Äh, du meinst sicher, um den heißen Brei herum reden«, korrigierte ich sie.
    » NIEMALS !«, rief sie mit lauter Stimme, in die sie noch eine ordentliche Portion Selbstgerechtigkeit legte. Offenbar hatte sie mich missverstanden und dachte, ich würde darauf bestehen, dass sie genau das tat, was sie eigentlich nicht tun wollte. »Das werde ich nicht tun. Ich weigere mich.« Sie hob den Enten-Regenschirm und schlug damit gegen den Efeu neben meiner Tür. »Ich … weigere … mich!« Die Blätter flogen nur so davon. »Und red mir nicht das Gegenteil ein, Neffe.«
    Ich seufzte leise, dann setzte ich erneut ein Lächeln auf. »Willst du nicht erst einmal reinkommen?«
    »Nein, will ich nicht. Ich kenne die Gerüche über dich.«
    »Wie bitte?«
    »Tu nicht so unschuldig«, schnappte sie. »Alle reden davon. Versuch nicht, es abzustreiten, Neffe.«
    »Ich streite es schon deshalb nicht ab, weil ich nicht weiß, was ich abstreiten könnte .« Es fiel mir wirklich nicht leicht, die Ruhe zu bewahren.
    Der Hobbnix neben meiner Tante stand die ganze Zeit über schweigend da und starrte Löcher in die Luft. Es schien, als wäre ihm die ganze Situation etwas peinlich. Er war ein schlaksiger Hobbnix mittleren Alters und akkurat, aber doch recht merkwürdig gekleidet. Er trug einen langen schwarzen Kittel mit drei silbernen Knöpfen und einen ebenso schwarzen Hut mit breiter Krempe, der sich nach oben hin verjüngte. Ich lächelte ihm zu, aber er verzog keine Miene. War das womöglich ein Regierungsbeamter?
    »Du weißt ganz genau, worüber die Leute reden«, fuhr Tante Marlen fort. »Du bist die Sorte von eitlem Hobbnix, die immer weiß, worüber die Leute reden.«
    »Nun, offenbar weißt du genau, worüber die Leute reden«, konterte ich.
    Das heizte ihre Empörung nur noch mehr an. »Willst du mich etwa beleidigen? Was ist nur aus dem Aualand geworden, wenn ein Neffe seine Tante vor aller Ordentlichkeit beleidigen kann? Was, frage ich, was?«
    »Frag doch Inspektor Barnabas, ob er mich verhaftet. Er …«
    Das war der Punkt, an dem mir Tante Marlen das Schnabelende ihres Regenschirms in den Bauch stieß. Ich machte einen Schritt zurück und gab ein dumpfes »Uff« von mir.
    »Wie kannst du es wagen, mich zu bekehren? Die ganze Welt weiß , dass du mit einem Geist kohabitierst. Du solltest dich schämen.«
    Der Stoß mit dem Regenschirm hatte mich so richtig in Kampfeslaune versetzt. »Ja, es stimmt, Tante Marlen. Aber ich schäme mich keineswegs. Wir sind mündige Erwachsene. Ich bin erwachsen, und der Geist ist erwachsen – das heißt, er ist sogar noch mehr als erwachsen, er ist, äh, dem Erwachsensein entwachsen. Wie auch immer, es gibt nichts, gar nichts, wofür wir uns schämen müssten.«
    Marlens winzige, von den buschigen Brauen überschattete Augen wurden größer, als ich es je

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