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Der Hobbnix - Die große Tolkien-Parodie 2: Hobbnix 2

Der Hobbnix - Die große Tolkien-Parodie 2: Hobbnix 2

Titel: Der Hobbnix - Die große Tolkien-Parodie 2: Hobbnix 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. R. R. R. Roberts
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eigene Handschrift net lesn.«
    »Typisch Arzt«, schmunzelte ich, um die Situation etwas zu entkrampfen.
    Siggins lachte nicht, sondern hielt mir den Notizblock hin, auf dem in makellos lesbaren Buchstaben Bingo Beutlgrabscher, 9 Uhr stand. »Es ist net die Handschrift«, sagte er. »I leid unter einem ›Neurotischen Buchstabendreher‹, a sehr söltene Krankheit, die dazu führt, dass a völlig korrekt geschriebener Text in meinem Kopf zu was anderm wird. I hob an Aufsatz darüber veröffentlicht, wissen’S.«
    »So ähnlich wie Legasthenie?«, fragte ich.
    »Naaa«, knurrte er und beäugte mich mit finsterem Blick. »Es is a gänzlich neue Neurose, die i entdeckt hob und für deren Erforschung i die Anerkennung der internationalen Wissenschaftsgemeinde verdien. Net die gewöhnliche Wald-und-Wiesen-Legasthenie – was vöööllig Neues!«
    »Äh … schön für Sie«, murmelte ich leicht erschrocken.
    Aber im nächsten Moment war Siggins wieder in leutseliger Stimmung. »Kommen’S nur herein, Herr Beutlgrabscher.« Mir wurde klar, dass die Freundlichkeit, die er an den Tag legte, eine dünne Schicht war, hinter der sich etwas Dunkles, Abgründiges verbarg. Möglicherweise hatte es mit den weißen Pulverhäufchen zu tun, die überall in seiner Praxis auf kleinen Tabletts herumstanden. Waschmittel? Hatte es etwa Hautirritationen zur Folge?
    Ich folgte Siggins den Gang hinunter ins Behandlungszimmer. Seine Hobbnixhöhle ließ mich an das alte Sprichwort denken, dass »Bücher eine Wohnung zieren«. Alle Arten von akademischen Schriften waren an die Wände und Decken geklebt und dann mehrmals übermalt worden.
    »Lassen’S mich Ihren Hintern faschieren«, sagte er.
    »Wie bitte?«
    »Äh … i mein, legen’S sich bitte auf die Couch.«
    Ich tat wie geheißen.
    Siggins ließ sich in einem Sessel auf der Höhe meiner Schulter nieder. »Hm, hm«, murmelte er. »A Patient. A öchter Patient. Dös is sehr aufregend.«
    »Das klingt, als hätten Sie nicht sehr viele Patienten«, sagte ich.
    »A woher, jede Menge!«, erwiderte er und zog die Weste zurecht. Dann zog er das Jackett und den Kummerbund zurecht. Es musste ihm in seinem mehrteiligen Anzug ziemlich heiß sein, aber obwohl ihm der Schweiß auf der Stirn stand, schien er sich nicht unwohl zu fühlen. » Jede Menge Patienten. Nur … net solche wie Sie.«
    »Wie meinen Sie das, wie mich?«
    »Gwöhnliche Hobbnixe.«
    »Wen behandeln Sie denn sonst?«
    »Na, in der Regel Verbrecher. Wissen’S, die ganze Disziplin der Psychiatrie wurde mehr oder weniger auf die Behandlung von Auftragsmördern und Psychopathen reduziert. Dös is sehr lukrativ, aber a bisserl fad. Na, wie auch immer, lassen’S uns jetzt dös Ding drehen.«
    »Was drehen?«
    »Äh, ’tschuldigens, dös hob i wohl von meinen andern Patienten aufgschnappt. Fangen wir an?«
    »Was soll ich tun?«
    »Reden’S einfach, Herr Hofrat, äh, Beutlgrabscher. Was immer Ihnen in den Sinn kommt. Und seien’S ganz unbesorgt – Sie san in einem neutralen Raum. Dös heißt, i werd net über Sie urteilen oder Sie verspotten oder sonst wie bloßstellen. Sie san frei, den Schleier der gesellschaftlichen Konventionen zu lüften und Ihr wahres Ich zu entblößen.«
    Also drehten wir das Ding. Was ich damit sagen will: Obwohl ich gegen meinen Willen und nur um den rechtlichen Forderungen meiner Tanten genüge zu tun hierhergekommen war, sah ich der Therapie nun mit einer gewissen Vorfreude entgegen. Vielleicht würde ich mich selbst ja wirklich besser kennenlernen – was wiederum dem Schreiben meiner Autobiografie nur gut tun konnte. Und so, während der Regen gegen die Fenster des Behandlungszimmers plätscherte, vertraute ich mich diesem professionellen Seelenklempner an. Wobei die Enthüllung meiner sexuellen Orientierung eine gewisse … Irritation hervorrief.
    »Geister?«, rief Siggins. »Der Herr belieben zu scherzen! Geister san grauslich .«
    »Aber ich dachte, Sie würden nicht über mich urteilen.«
    »Moch i a ned. Aber … Geister? «
    »Es ist bei berühmten Autoren nicht ungewöhnlich, gute Beziehungen zu einem Ghostwriter zu unterhalten.«
    »Aber Ihr … Ghostwriter is wirklich a Geist!«
    »Das sind die besten von ihnen. Davon abgesehen: Wir lieben uns.«
    »Maria und Josef!«, zischte er. »Sie ham a sexuelle Beziehung zu diesem Geist?«
    Ich errötete. Das mag überraschend sein angesichts der Tatsache, dass ich beschlossen hatte, jeden Aspekt meines Lebens in diesem Text offenzulegen, aber wenn es

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