Der Hobbnix - Die große Tolkien-Parodie 2: Hobbnix 2
gehen.«
»Einen Augenblick, Neffe«, sagte Lobehold. »So leicht kannst du dich nicht aus der Affäre ziehen.«
»Jaja, nix mit Voliere«, rief Marlen.
»Wir können es nicht zulassen«, sagte Lobehold mit vor Ekel verzerrtem Gesicht, »dass Grabsch-End durch derlei schändliche Aktivitäten beschmutzt wird. Und da sich ein nicht unbeträchtlicher Anteil der Höhle in unserem Besitz befindet …«
»Aha«, sagte ich. »Jetzt spielt ihr also eure Trumpfkarte aus. Das ist Erpressung!«
»Du lässt uns keine andere Wahl«, sagte Lobehold mit einem spöttischen Bedauern in der Stimme.
»Ich werde die Höhle aber nicht verlassen. Ich liebe Heinrich. Und er liebt mich. Wir haben kein Gesetz gebrochen, ihr schrumpligen Hexen.«
»Ich bin nicht schrumplig«, gab Lobehold zurück, deren Haut so rund und prall wie ein überdimensionaler Pfirsich war.
»Und ich bin keine Echse«, sagte Marlen.
»Wie auch immer, ihr könnt mich nicht so einfach rauswerfen. Dagegen lege ich juristische Mittel ein.«
»Aber, aber …« Lobehold hob die Hand und machte eine versöhnliche Geste. »Wir wollen dich nicht rauswerfen – wir wollen nur, dass der Geist verschwindet.«
»Niemals!«
»Du bist nicht normal«, rief Marlen und hüpfte wieder in ihrem Sessel auf und ab. »Du willst uns ballistisch bekritteln? Der Schuss geht nach hinten los!«
Ich stand auf. »Dann sehen wir uns vor Gericht.«
»Du siehst uns doch jetzt «, erwiderte Marlen mit Triumph in der Stimme, als hätte sie das alles entscheidende Argument gefunden. »Streite das nicht ab.«
»Ich streite gar nichts ab.« Ich spürte, wie die Auseinandersetzung an meinen Nerven zu zerren begann. »Es gibt nichts abzustreiten.«
»Setz dich doch wieder, Neffe«, sagte Lobehold beschwichtigend. »Setz dich. Können wir uns nicht auf einen Kompromiss einigen?«
»Kompromiss?«
»Ich will ehrlich mit dir sein. Wir haben damit gerechnet, dass du dich unseren Versuchen, deinen Ruf zu retten, widersetzt. Also schlagen wir Folgendes vor: Wir lassen dich weiter in der Höhle wohnen«, sagte Lobehold in säuselndem Ton. »Und wir nehmen sogar Abstand davon, deinen unnatürlichen Lebensgefährten zu exorkizieren.«
»Bis auf Breiteres«, warf Marlen ein.
»Bis auf Weiteres«, nickte Lobehold. »Vorausgesetzt, du willigst ein, dich einer Psychotherapie zu unterziehen.«
Das hatte ich nun wirklich nicht erwartet. »Wie bitte?«
»Eine Psychotherapie. Wenn du dich einverstanden erklärst, verzichten wir darauf, dir zu kündigen. Abgemacht?«
Ich dachte darüber nach. Ich konnte mir nichts Langweiligeres vorstellen als eine Psychotherapie – aber immer noch besser als eine langwierige Auseinandersetzung vor dem Aualand-Gerichtshof.
»Okay«, sagte ich.
»Wunderbar!« Lobehold klatschte in die Hände. »Wir haben schon einen Termin für dich ausgemacht. Beim besten Psychiater des Aualands, Dr. Freudo Siggins.«
»Ist das nicht der einzige Psychiater des Aualands?«, fragte ich.
»Der große Freudo Siggins!«, rief Marlen und ließ uns an ihrer Begeisterung teilhaben.
»Die erste Sitzung ist morgen früh um neun«, sagte Lobehold.
»Hm, ich fürchte, das passt mir nicht so gut«, erwiderte ich. »Ich habe mit meinem Verlag vereinbart, dass ich meine Autobiografie schreibe, und am Morgen kann ich mich am besten auf das Schreiben konzentrieren.«
»Also gut«, sagte Lobehold mit öliger Stimme, »dann ist es dir wohl lieber, dass ein Vertreter von Oger-Wohnungsräumungen um neun an deine Tür klopft. Und wenn ich sage, an deine Tür, dann meine ich, durch deine Tür klopft.«
»Na schön«, knurrte ich. »Dann besuche ich eben diesen Psychiater. Wo ist seine Praxis?«
»In Hobbhausen.«
»Hobbhausen? Aber das ist ja ganz schön weit weg. Jeder weiß, dass die Straße nach Hobbhausen immer weiter geht … immer weiter …«
»Dann stehst du wohl besser etwas früher auf«, sagte Lobehold. »Die Sitzungen finden wöchentlich statt, immer um dieselbe Zeit. Und wir erwarten, dass du regelmäßig teilnimmst. Sollte uns zu Ohren kommen, dass du einen Termin absagst …«
»Schon gut«, unterbrach ich sie gereizt. »Dann heißt es raus aus der Höhle – ich verstehe. Aber er wird mich nicht heilen können. Liebe kann man nicht heilen.«
Lobehold beugte sich vor und wuchtete sich mit einiger Mühe aus dem Sessel. »Da bin ich entschieden anderer Meinung«, sagte sie und bewegte ihren riesigen, von Bombasin umflossenen Körper an mir vorbei Richtung Tür. »Ich glaube, die
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