Der Hobbnix - Die große Tolkien-Parodie 2: Hobbnix 2
»Dann vielleicht. Aber mit bloßen Füßen – niemals!«
»Du musst aber!«
»Kannst du nicht mit mir rüberfliegen?«
»Nein. Dafür ist es zu weit.«
»In diesem Fall«, erklärte ich und nahm all die Würde zusammen, die mir noch verblieben war, »bleibe ich hier.«
Das war der Moment, in dem meine Hobbnixhöhle explodierte.
Da sie sich, wie es Höhlen so an sich haben, weitgehend unter der Erde befand, war die Explosion eher gedämpft. Aber aus dem gleichen Grund war es auch eine heftige, durch die Erde fokussierte Explosion. Flammen und heißes Gas schossen aus dem Vordereingang und – so nahm ich jedenfalls an – aus der Hintertür. Ich wurde von den Füßen gerissen und in den Garten geschleudert.
Hätte es mir nicht den Atem verschlagen, hätte ich geschrien. Ich fiel auf den Rücken, aber die Landung war so heftig, dass ich vom Boden abprallte, mich in der Luft drehte, weiterflog und schließlich auf dem großen Stein zwischen den beiden Pfosten meines Gartentors landete, wobei ich das Tor halb aus den Angeln riss.
Für kurze Zeit war ich völlig benommen. Ich saß, mit dem Rücken an das Tor gelehnt, auf dem Stein und betrachtete das Inferno, das meine geliebte Höhle verschlang. Ein plötzlicher Schmerz jedoch vertrieb die Benommenheit: Ich hatte meine Beine ausgestreckt und damit dem Gras die Möglichkeit eröffnet, hunderte von Halmspitzen in meine Fußsohlen zu bohren. Ich schrie auf und zog ruckartig meine Beine zurück. Die Halme waren nicht allzu tief in die Haut eingedrungen, aber es gab keine Stelle auf meinen Sohlen, die sie nicht perforiert hatten. Es tat höllisch weh.
»Au!«, rief ich und bemühte mich, ruhig zu atmen. Was mich über etwas Anderes in Kenntnis setzte: Es schien, als hätte ich mir einige Rippen geprellt oder gar gebrochen. »Au!«, rief ich als Reaktion auf diese Neuigkeit. Was eine Welle aus Schmerz durch meinen malträtierten Brustkorb jagte. Was mich wiederum dazu veranlasste, abermals »Au!« zu rufen.
So ging das einige Zeit lang, während die von Magie genährte Feuersbrunst in den Überresten meiner Höhle wütete. Dicke Rauchwolken quollen heraus und stiegen in den Himmel. Ich versuchte, mich zu orientieren. Ich saß auf einem fünfzig mal fünfzig Zentimeter großen flachen Stein, den die zappelnden Grashalme um mich herum nicht erreichen konnten. Hinter mir das gesplitterte Gartentor. Und über mir der flatternde Heinrich.
»Alles in Ordnung?«, rief er nach unten. »Lebst du noch?«
Plötzlich schoss mir ein Gedanke durch den Kopf: Ich musste weg von den Pflanzen. Nicht nur weg von meinem Garten, sondern von der Vegetation überhaupt. Ja, vermutlich war es am besten, in einer Wüste Zuflucht zu finden. Da die nächste Wüste jedoch ziemlich weit entfernt war, beschloss ich, erst einmal nach Hoppler-Ahoi! zu fliehen.
»Ich bin okay«, rief ich nach oben und bemühte mich, den Schmerz in meinen Rippen zu ignorieren. »Aber ich kann hier nicht bleiben.«
»Lauf in den Ort!«, rief Heinrich.
Ich rappelte mich auf. Beinahe wären meine blutgetränkten Fußsohlen auf dem glatten Stein abgerutscht und ich in das mörderische Gras gefallen, aber ich konnte mich gerade noch rechtzeitig am Pfosten festhalten.
Ich atmete tief durch.
Dann hörte ich zwei Geräusche. Das erste war ein pfeifendes Zischen (oder zischendes Pfeifen). Das zweite war Heinrichs Stimme, die »Achtung!« rief. Und plötzlich spürte ich einen heftigen Schmerz in Nacken und Rücken. Die Pflanzen hatten mich mit einem Dutzend spitzer Dornen oder etwas Ähnlichem beschossen.
»In Deckung!«, rief Heinrich.
Ich ließ mich auf den Hintern fallen und drängte mich an das Gartentor, um mich vor der Attacke zu schützen. Dann zog ich einen der Dornen aus meinen Genick. Und sah, dass es gar kein Dorn war, sondern die Spitze eines Weizenstängels. »Ährloses Kroppzeug!«, brüllte ich. Es dauerte recht lange, bis ich alle Spitzen aus der Haut gezogen hatte (eine hatte sogar meine Hand erwischt). Noch länger dauerte es, um herauszufinden, was ich nun tun sollte. Mit einem erneuten Zischen und einem darauf folgenden Tschock, Tschock, Tschock schlug eine weitere Ladung Stängel in das Holz des Gartentors ein. »Sie haben mich hier festgenagelt«, rief ich zu Heinrich hinauf. »Im wahrsten Sinne des Wortes.«
Er flog zu mir hinunter, wobei die Dartpfeile aus Weizen nur so durch seinen Spektralkörper hindurchsausten. »Du musst hier weg«, flehte er mich geradezu an. »Benutz das Gartentor als
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