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Der Hobbnix - Die große Tolkien-Parodie 2: Hobbnix 2

Der Hobbnix - Die große Tolkien-Parodie 2: Hobbnix 2

Titel: Der Hobbnix - Die große Tolkien-Parodie 2: Hobbnix 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. R. R. R. Roberts
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sagte ich. »Ich meine, der Trost. Geradezu mikroskopisch klein.«
    »Ja«, nickte der Postbote.
    »Ich könnte ein Mikroskop unter ein größeres Mikroskop stellen – und immer noch keinen Trost erkennen.«
    »Ja, ja«, schnappte der Postbote. »Ist schon gut. Nun, die Zeit ist gekommen, Ihnen mit meinem Zweiöffner die Kehle durchzuschneiden.«
    »Zweiöffner? Sie meinen wohl Ihren zweiseitig geschliffenen Brieföffner. Sie haben ja nur einen Brieföffner. Obacht, auch die Sprache kann zweischneidig sein …«
    »Halten Sie den Mund! Äh. Wo war ich? Genau.« Er hob die Klinge. »Ich werde Ihnen mit meinem Brieföffner die Kehle … Ihh! «
    Das Ihh! war die Reaktion des Postboten auf das plötzliche Auftauchen meines geliebten Heinrichs. Er mochte vielleicht ein jahrhundertealter böser Zauberer sein, aber er erschreckte sich wie jeder Normalsterbliche vor einem Geist. Und Heinrich zog alle Register: Er ließ zwei ektoplasmatische Flügel aus seinem Rücken wachsen und flatterte damit wie wild herum. Dann öffnete er seinen Mund zu einem riesigen Schlund und gab ein knochenmarkerschütterndes »Huuuuuuuu« von sich. Sogar ich hatte Angst, und ich hatte das schon hunderte Male gesehen. Der Postbote hatte keine Chance.
    Das war das Ihh! . » Ahh!« , machte der Postbote, als er über den Beistelltisch stolperte, und das nächste Geräusch, das er von sich gab, war ein wildes Kreischen – als er nämlich in das Feuer fiel. Es ist nicht möglich, dieses Geräusch in Buchstaben auf Papier darzustellen, aber glauben Sie mir, es war nicht gerade angenehm, es zu hören.
    Vermutlich wäre der Postbote mit einigen kleineren Verbrennungen davongekommen, hätte das Pulver in dem Fläschchen, das er in der Hand hielt, nicht so explosiv reagiert. Die Flammen schossen so hoch aus dem Kaminrost, dass ich die Arme nach oben riss und zurücktaumelte. Und dann stürzte ich. Und als ich mich wieder aufgerappelt hatte, brannte die Hälfte des Wohnzimmers. Es war heiß wie in einem Ofen.
    Ich stolperte zur Tür, drehte mich um und sah, wie meine Vorhänge in Flammen aufgingen. Der Lärm, den das Feuer erzeugte, war ohrenbetäubend.
    »Lauf!«, schrie mir Heinrich ins Ohr. »Wir müssen hier raus!«
    »Graham«, rief ich, kauerte mich auf den Boden und versuchte, den schwelenden Körper des Zauberers aus dem Wohnzimmer zu ziehen. Aber ich musste ihn wieder loslassen – die Hitze des Feuers war eindeutig zu stark, Grahams Körper eindeutig zu leblos, und sein Gewicht eindeutig zu schwer.
    »Lass ihn«, rief Heinrich. »Er ist tot. Schau – sein ganzer Körper raucht. Und als jemand, der ihn kannte, kann ich mit Fug und Recht behaupten, dass er genau das gewollt hätte.«
    Inzwischen brannte auch die Wohnzimmertür, und Heinrich und ich liefen den Flur hinunter, dessen Dielen bereits verdächtig knisterten. Ein Schwall schwarzen Rauchs wälzte sich an der Decke entlang. Es war klar, dass er bald die gesamte Höhle füllen und mich ersticken würde. So gebückt wie möglich lief ich durch das, was einmal meine Eingangstür gewesen war.
    Draußen angekommen nahm ich einen tiefen Atemzug frischer Luft. Aber die Erleichterung war nur kurz – denn ich sah, dass der gesamte Vorgarten von bösartigen Lebensformen nur so wimmelte. Sobald ich meinen Fuß auf die Veranda gesetzt hatte, funkelten mich die Blumen hasserfüllt an, schüttelten sich die Büsche vor Wut und verdrehten die Gräser ihre tödlichen Tentakel in einem Anfall von Jähzorn. Jede einzelne Pflanze in meinem Garten wollte mich umbringen.
    »Ich denke«, sagte ich hustend zu Heinrich, »es ist wohl das Vernünftigste, auf der Veranda zu bleiben …«
    »Nein«, unterbrach er mich. »Wir müssen weg!«
    Mit meinen vom Rauch getrübten Augen blickte ich den Gartenweg hinunter. Ein Dutzend tellergroße, in recht willkürlichen Abständen platzierte Trittsteine lag dort – wie ein Weg über einen reißenden Fluss. Mein Problem war Folgendes: Da ich meinen Gärtner verloren hatte, hatte sich über einen Monat lang niemand um meinen Garten gekümmert. Und so war das Gras lang genug, um jeden Punkt auf den Steinen erreichen zu können. Und das Gras hatte mörderische Absichten. Nur ein Idiot hätte seinen nackten Fuß in diese wimmelnde grüne Masse gesetzt.
    »Auf keinen Fall«, sagte ich mit krächzender Stimme und räusperte mich. »Ich verlasse diese Veranda nicht.«
    »Und wenn du ganz schnell läufst?«, schlug Heinrich vor.
    »Ja, wenn ich Schuhe hätte«, erwiderte ich.

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