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Der Hochzeitsvertrag

Der Hochzeitsvertrag

Titel: Der Hochzeitsvertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyn Stone
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nicht."
    Wohlergehen? Ha! Sogar wenn Nicholas es nicht besser wusste, Emily kannte den Unterschied zwischen echter Zuneigung und Begehren. Aber Begehren verspürte ein Mann gegenüber vielen Frauen. Und von Liebe hatte Nicholas nichts gesagt. Damals nicht und auch jetzt nicht. Ihre Befürchtungen waren gerechtfertigt gewesen. Stumm und mit geröteten Wangen blickte Emily ihn an und wies mit dem Kinn zur Tür.
    Ohne ein weiteres Wort verließ Nicholas das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Seine Schritte hallten auf dem Gang wider, und Emily fühlte sich auf einmal einsam und verlassen.
    Solange Nicholas weit entfernt auf einem anderen Kontinent gelebt hatte, war es ihr leichter gefallen zu akzeptieren, dass er sie nicht liebte. Aber wie sollte sie dieses Wissen ertragen, solange sie unter demselben Dach wie er wohnte? Wie sollte sie sich von ihm fern halten, wenn sie sich nach seiner Nähe sehnte?
    Sie würde tapfer sein müssen. Obwohl Emily sich in diesem Augenblick nichts sehnlicher wünschte, als mit ihrem Bruder nach Hause zu gehen, wusste sie, dass Joshua und sie hier bleiben mussten, bis die Quarantäne wieder aufgehoben werden konnte.
    Emily atmete tief durch.
    Über die höhnischen Bemerkungen, denen sie ausgesetzt gewesen war, und die Geringschätzung, mit der die Leute in Bournesea sie jahrelang behandelt hatten, war sie mittlerweile hinweggekommen. Sogar über die verletzenden Worte des alten Lord Kendale, die dieser an ein Mädchen gerichtet hatte, das kaum dem Kindesalter entwachsen war. Und nie hatte Emily daran gezweifelt, dass sie die Menschen schließlich von ihrer Unschuld überzeugen könnte.
    Bald müsste sie wieder hämische Bemerkungen über sich ergehen lassen. Ja, sie war sicher, es würde einen Skandal geben.
    Und es würde diesmal länger als sieben Jahre dauern, bis die Demütigungen ein Ende nehmen würden.
     
    Nach einigen Stunden, die sie lesend im Schlafzimmer der verstorbenen Countess verbracht hatte, wurde Emily unruhig. Lyrik hatte sie nie lange zu fesseln vermocht, und das stark benutzt aussehende Bändchen mit Byron-Gedichten war ihr schon bald langweilig geworden.
    Hatte Nicholas' Mutter sich wohl Tag für Tag mit den wirren Gedanken eines wahnsinnigen Dichters beschäftigt, weil sie ans Bett gefesselt war und sonst nichts zu tun hatte? Es wunderte Emily nicht mehr, dass die Countess stets so froh gewesen war, wenn sie zur Abwechslung den Pfarrer und seine Tochter hatte begrüßen dürfen.
    Versonnen dachte Emily an die Zeit zurück, in der sie die Countess hier besucht hatten. Deren Schönheit hatte sie als kleines Mädchen ebenso beeindruckt wie die ungewöhnlichen Ansichten, die die Countess vertrat. Das Selbstbewusstsein von Nicholas' Mutter hatte Emily fasziniert. Lady Kendale war für sie zum Ideal dessen geworden, wie eine Dame zu sein hatte.
    Und das, obwohl Emily anfänglich entsetzt gewesen war, dass Nicholas' Mutter weder ihren Kopf neigte, noch ihre Augen schloss, wenn ihr Vater das Gebet zum Abschied sprach und um Besserung für die Leiden der Countess bat. Einmal hatte Lady Kendale Emily sogar während des Gebets zugezwinkert! Sie hatte Emily dabei ertappt, wie sie ihr einen verstohlenen Blick zugeworfen hatte.
    Gesprochen hatten sie allerdings nie miteinander. Dennoch hatte die mutterlose Emily daran geglaubt, dass eine besondere Beziehung zwischen ihnen bestand.
    "Guten Abend, Mylady", sprach Emily jetzt gedankenverloren und blickte zum leeren Baldachinbett hinüber, in dem, wie Emily wusste, die Countess of Kendale ihren letzten Atemzug getan hatte. "Ich wünschte, ich besäße Ihren Humor! Sobald der Besuch bei Ihrem geschätzten Herrn Sohn vorüber ist, werde ich viel davon brauchen."
    Das Gedichtbändchen, das halb vergessen am Rande des kleinen Tischs vor ihr gelegen hatte, fiel zu Boden. Ein Schauer rann Emilys Rücken hinab. "Danke für das Zeichen", murmelte sie.
    Liebe Güte, dachte Emily unbehaglich, hier sitze ich und rede mit den Seelen von Verstorbenen.
    Was hätte sie in diesem Moment nicht alles für ein Rosinenbrötchen mit Zimt und eine Tasse heiße Schokolade gegeben! Anders als viele Frauen, die, wenn sie bekümmert waren, keinen Bissen herunterbrachten, verspürte Emily in Zeiten nervlicher Belastung immer einen Heißhunger auf Süßigkeiten.
    Mittlerweile war es draußen dunkel geworden, und noch immer hatte niemand auf ihr Läuten reagiert. Drei Mal hatte Emily, die immer müder wurde, während der vergangenen Stunde am Klingelzug

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