Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hochzeitsvertrag

Der Hochzeitsvertrag

Titel: Der Hochzeitsvertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyn Stone
Vom Netzwerk:
hoffe, du hast noch mehr davon mitgebracht?" Sie sah ihn über den Spitzensaum des Taschentuchs hinweg fragend an.
    "Die Teekisten stapeln sich unter Deck", erwiderte Nicholas.
    "Wie schön." Emily lächelte höflich, warf ihm einen verstohlenen Blick zu und meinte dann verlegen. "Äußerlich hast du dich sehr zu deinem Vorteil verändert, seit ich dich das letzte Mal gesehen habe."
    Das hatte er in der Tat. Nach seinem Gang in den Stall hatte sich Nicholas Zeit genommen, um sich in aller Ruhe zu rasieren, zu baden und frische Sachen anzuziehen. Er strich sich über das nunmehr glatte Kinn, atmete tief ein und blickte sie dann flehentlich an. "Emily, bitte glaub mir, dass ich nur aus Besorgnis um dich derart überreagiert habe. Es tut mir Leid. Ich bitte dich, zu entschuldigen, dass ich vorhin so kurz angebunden war."
    "Kurz angebunden sein, so nennst du das?" gab sie zurück und verzog den Mund. "Grässliche Manieren haben trifft es eher. Du hättest eine Ohrfeige für dein Betragen verdient!"
    "Ich habe mich soeben bei dir entschuldigt. Was soll ich denn noch tun?" fragte Nicholas angespannt. Er befand sich selten in der Situation, für irgendetwas Abbitte leisten zu müssen, und entsprechend schwer fiel es ihm, Fehler offen einzugestehen.
    Unter ihren langen Wimpern hervor sah seine Frau ihn an und schürzte die Lippen. Der Blick, mit dem sie ihn musterte, erregte Nicholas so sehr, dass er schneller atmete. Wie gern hätte er sie geküsst, seine Hände an ihrem Körper entlanggleiten lassen, sich neben ihr auf dem Bett ausgestreckt. Oder besser noch über ihr …
    "Wenn du wirklich Buße tun willst, lies mir Gedichte vor", überlegte Emily laut. "Ja, ich denke, ein paar wohlklingende Verse wären jetzt angebracht, um die Spannung zu vertreiben", fügte sie mit Nachdruck hinzu. Herausfordernd sah sie ihn an.
    "Ach du liebe Güte." Er hatte nichts für Lyrik übrig. "Aber gut. Was soll ich vortragen?"
    "Byron-Gedichte."
    "Ich hasse Byron, das weißt du genau!"
    Sie lächelte spöttisch. "Aber ich schätze diesen Dichter sehr."
    "Wie bitte? Seit wann denn?" erkundigte er sich argwöhnisch. Auf einmal wurde ihm klar, dass Emily nur mit ihm scherzte und ihm offenbar nicht wirklich böse war. Er verkniff sich ein Lachen.
    "Seit heute. Und jetzt lies! Da drüben auf dem Beistelltisch findest du ein Byron-Bändchen deiner Mutter."
    Mit einem langen Seufzer ergab sich Nicholas, Widerstreben vortäuschend, obwohl er fast alles getan hätte, nur um bei Emily bleiben zu dürfen, solange sie so guter Laune war. Er ging zum Tisch am Fenster, nahm das Buch und ließ sich damit in einem Sessel ihr gegenüber am Kamin nieder. Erst auf eine Ermahnung hin schlug er das Buch auf, blätterte und begann zu lesen:
     
    "Und du bist tot. Jung, schön wie du bist, doch sterblich …"
     
    Er räusperte sich und sah zu ihr hinüber. "Das ist unpassend." Er blätterte weiter und fing wieder an:
     
    "Ich hatte einen Traum, der war kein Traum. Die leuchtend' Sonn', sie war verlöschet, und alle Sterne wandelten dunkel nur im ew'gen Raum …"
     
    Er hörte auf und schloss das Buch. "Ich weigere mich, noch mehr von diesem konfusen Zeug vorzutragen."
    Sie zog die Augenbrauen hoch. "Versuch es mit: Sie lebt in Schönheit wie die Nacht ."
    Obwohl er das Gedicht nicht sehr elegant rezitierte, schien es doch ihr Bedürfnis nach Strafe zu stillen. Es ist fast wie früher, dachte Nicholas. Dies war der schönste Moment der vergangenen sieben Jahre. Wie sehr hatte er sich nach dieser Vertrautheit, nach der gemeinsam verbrachten Zeit gesehnt.
    "Danke", erklärte sie schließlich. "Und nun wäre es nett, wenn du mich eine Zeit lang mir selbst überlassen würdest. Würdest du mir wohl einen Roman bringen lassen? Ich hoffe doch, dass du noch andere Bücher besitzt als die, die in den Bibliotheksschränken vor sich hin gilben."
    "Wie du befiehlst", gab er lustlos zurück. Dass sie ihn schon wieder wegschickte, obwohl er ihre Gesellschaft doch so genoss, ärgerte ihn. Seine Worte klangen allerdings schärfer, als er beabsichtigt hatte.
    "Du bist so nett zu mir, Kendale ", erwiderte sie mit unterschwelligem Tadel: Obwohl die formelle Anrede völlig korrekt war, erinnerte Emily Nicholas damit daran, dass er nicht nur denselben Titel trug, sondern auch ein ähnlich grobes Verhalten an den Tag legte wie sein Vater.
    "Ich bin nicht wie mein Vater!" erklärte er.
    "Ich hoffe von ganzem Herzen, dass es wahr ist", erwiderte sie ohne jede Spur von Humor.
    Emily

Weitere Kostenlose Bücher