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Der Hochzeitsvertrag

Der Hochzeitsvertrag

Titel: Der Hochzeitsvertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyn Stone
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beließ es dabei. "Einigen wir uns darauf, dass ich dich nicht freiwillig verlassen habe und dass ich zurückgekehrt wäre, wenn mein Vater mich nicht wegen deiner Familie erpresst hätte. Das ist die Wahrheit, Emily."
    Sie nieste heftig.
    Er war dankbar für die kurze Unterbrechung. Wenn sie ihn nun fragen würde, ob er sie damals geliebt hatte, als er sie küsste? Keine Frau würde auf diese Frage hin gern ein Nein als Antwort hören oder sich erklären lassen, dass es sich nur um körperliche Anziehung gehandelt hatte. Emily wäre bestimmt auch nicht erfreut darüber, erfahren zu müssen, dass er auch andere Frauen begehrt hatte und mittlerweile wusste, worum es sich bei der so genannten Liebe handelte: Das Wort war lediglich erfunden worden, um zu beschönigen, was zwischen Mann und Frau geschah.
    Für Emily hatte er allerdings mehr empfunden als für jede andere Frau, weit mehr als nur Begierde. Sie hatte ihm sehr viel bedeutet, und er hatte sie sehr gern gehabt. Schon mit ihr zusammen zu sein hatte ihn glücklich gemacht, machte ihn jetzt noch glücklich. Doch selbst wenn er ihr das sagte – würde ihr das genügen, wenn sie ihn direkt danach fragte, ob er sie damals geliebt hatte?
    Die reine Wahrheit war oft schmerzlich. Natürlich hätte er Emily belügen können. Doch das wollte er nicht.
    Wieder erklang ein lautes Niesen. Blonde Locken fielen über Emilys vor Entrüstung rosige Wangen.
    Rasch wechselte er das Thema. "Du hast dich doch ein wenig erkältet, Emily. Ich werde Lofton augenblicklich mit Tee und Zitrone zu dir schicken."
    Er floh fast aus dem Raum.
    Nicht nur das Gesprächsthema machte ihm zu schaffen. Es war auch der Anblick, den Emily bot. Die Sehnsucht nach ihr überwältigte ihn beinahe. Sie hatte ja keine Ahnung, wie sehr er sie immer noch begehrte.
    Oh ja, sie war etwas Besonderes. In ihrer Gegenwart hatte er etwas gespürt, für das er keinen Namen hatte. Und doch war der Gedanke daran in den sieben langen Jahren, die hinter ihm lagen, tröstlich gewesen.
    Die innere Ruhe, die Zufriedenheit, die er in Emilys Nähe spürte, fand er jedenfalls sonst nirgends. Obwohl er danach gesucht hatte. Bei ihr fühlte er sich zu Hause, das hatte er in Bournesea nicht so empfunden und auch bei seiner Mutter nicht.
    Doch sollte er noch einige Tage Distanz zu Emily halten, bis er sich sicher war, dass keine Ansteckungsgefahr mehr bestand. Gerade er war der Cholera stärker ausgesetzt gewesen als jeder andere mit Ausnahme von Dr. Evans und den drei Patienten. Noch einmal wollte er nicht durchmachen, was er in der letzten Nacht erlitten hatte.
    Emilys Vertrauen wieder zu gewinnen war ohnehin wichtiger als alles andere. Im Gegensatz zu ihm war sie wahrscheinlich auch über eine platonische Freundschaft zufrieden. Und in naher Zukunft würde sie einen Freund bitter nötig haben. Die frisch vermählte Countess of Kendale, ehemals eine schlichte Miss Emily Loveyne, Pfarrerstochter aus Bournesea, würde nicht so schnell Freundinnen unter ihren neuen Standesgenossinnen finden.
     
    Emily blickte auf die stilisierten Ranken an der Stuckdecke über sich und sann über ihre Unterhaltung mit Nicholas nach.
    Er hatte sie also gar nicht verlassen wollen. Sein Vater hatte ihn dazu gezwungen zu gehen. Und er wäre zurückgekommen, wäre ihm das möglich gewesen. Am meisten erleichterte sie, dass er in keiner Weise an Dierdre gebunden zu sein schien.
    Sie hatte sich nicht getraut, ihn zu fragen, was er für sie empfunden hatte, aus Angst davor, was er sagen würde. Er war am Morgen so besorgt ihretwegen gewesen. War das kein gutes Zeichen? Wäre er so aufgebracht ihretwegen gewesen, wenn er sie nicht liebte? Nun, natürlich mochte auch die Furcht vor einem weiteren Cholerafall ihn beunruhigt haben. Bei diesem ernüchternden Gedanken ebbte ihr Glücksgefühl ein wenig ab.
    Aber immerhin hatte Nicholas sich dafür entschuldigt, dass er grob zu ihr gewesen war. Hieß das nicht, dass sie ihm etwas bedeutete? Oder hatte er sich lediglich wegen seines Benehmens geschämt? Nun, er hatte stets zu seinen Fehlern gestanden. Und er würde alles tun, um nicht so wie sein Vater zu sein. Schon der Gedanke daran mochte ihn zu einer Entschuldigung bewogen haben. Hatte er ihr auch deswegen erklärt, weshalb er sie verlassen hatte?
    Emily legte das Buch, das sie bislang auf dem Schoß gehalten hatte, auf den Tisch vor sich und stützte den Kopf in die Hände.
    Mach dir nichts vor, ermahnte sie sich. Es bestand nach wie vor die Möglichkeit,

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