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Der Hochzeitsvertrag

Der Hochzeitsvertrag

Titel: Der Hochzeitsvertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyn Stone
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dass Nicholas sie nicht liebte und auch niemals geliebt hatte.
    Ihr Gespräch hatte glückliche Erinnerungen an die Zeit geweckt, in der sie noch unbefangen miteinander umgegangen waren.
    Damals hatte er ihr beigebracht zu reiten, damit sie gemeinsam über die Felder des Guts galoppieren konnten. Und obwohl sein Hauslehrer daran gescheitert war, war es ihr gelungen, Nicholas das Notenlesen zu lehren.
    Zusammen hatten sie lange Sommertage in Bournesea verlebt und waren trotz des Altersund Standesunterschieds die besten Freunde gewesen. Immer hatte er sie mit größtem Respekt behandelt. Ich dagegen habe ihm wenig von der Ehrfurcht entgegengebracht, mit der ihn die meisten Leute behandelt haben, dachte sie wehmütig, und er war froh darüber.
    Er hatte ihr tatsächlich oft gesagt, dass ihn das sehr glücklich mache. Offenbar verhielten sich nicht viele Menschen ihm gegenüber ungezwungen, nicht einmal seine Schulkameraden. Im Internat habe er nur wenige so gute Freunde wie sie, hatte er ihr einmal gestanden, und sie war sehr stolz auf dieses Lob gewesen.
    "Wie schade, dass jetzt alles anders ist", sagte sie und spürte, wie ihr Tränen in die Augen schossen. Aber sie hatte genug um die Vergangenheit geweint. Die Zukunft war es, die zählte.
    Entschlossen erhob sie sich und ging nach unten.
    Das Haus wirkte düster wie ein Mausoleum. Emily strebte auf das Musikzimmer zu. Musik würde an einem Regentag wie diesem sicher zur Hebung der Laune beitragen.
    Der Flügel, der noch immer im Zimmer stand, war gepflegt und gut poliert, obwohl ihn seit Jahren niemand mehr benutzt haben konnte. Hoffentlich ist er auch gut gestimmt, dachte Emily, als sie den Klavierschemel an den Flügel rückte, sich setzte und die Klappe anhob, die die Klaviatur bedeckte.
    Zögernd drückte sie einige Elfenbeintasten und lauschte den Tönen. Dann holte sie tief Luft. Mangels Noten würde sie improvisieren müssen. Aber der Flügel klang gut.
    Als sie schließlich mit beiden Händen in die Tasten griff, war ihr, als würde ihr jemand über die Schulter sehen. Lady Kendale? "Ich hoffe, Sie genießen das Konzert", meinte Emily, ohne sich umzudrehen.

6. Kapitel
     
    Nicholas fragte sich, ob er einen Aufstand in Bournesea Manor in den vergangenen zwei Wochen hätte verhindern können, wäre Emily nicht gewesen. Doch seine Männer, die schon unter der erzwungenen Tatenlosigkeit zu leiden begonnen hatten, waren froh gewesen, als Emily damit angefangen hatte, ihnen Arbeiten auf dem Gut zu übertragen. Klaglos und willig hatten sie getan, was ihnen aufgetragen worden war.
    Putzen und Polieren, das konnten die meisten ohnehin hervorragend, denn sie waren für die Sauberkeit von Schiffen verantwortlich gewesen. Aber wer hätte gedacht, dass Matrosen so gute Gärtner abgeben würden? Zwar ließ sich die jahrelange Vernachlässigung der Rosenbeete nicht in einigen Tagen wettmachen, doch immerhin war das hochschießende Unkraut vernichtet und die Sträucher in Form gebracht worden. Auch im angrenzenden Park waren die Heckenscheren jeden Tag zum Einsatz gekommen.
    Emilys musikalische Abenddarbietungen kamen hervorragend an. Sie spielte wunderbar Klavier und ließ sich beim Musizieren gern von Brian Somer auf der Ziehharmonika unterstützen. Die Seeleute waren begeistert von den Liedern gewesen, die die beiden spielten – wenn auch der Klang etwas ungewohnt war, da Emily und Somer in unterschiedlichen Zimmern musizierten. Trotzdem wurde in allen Winkeln des Hauses fröhlich mitgesungen.
    Ja, seine Frau verblüffte ihn immer wieder – ihn und alle anderen.
    Die erste Woche war allerdings schlimm gewesen, wenigstens für ihn. Jedes Mal, wenn Nicholas in Emilys Nähe kam, hätte er am liebsten Dinge getan, die sie nicht begrüßt hätte. Vielleicht wäre Emily mit einem keuschen Kuss einverstanden gewesen, aber Nicholas wusste, dass er sich damit nicht zufrieden gegeben hätte. Sie war zu verlockend, als dass er ihr widerstehen konnte. Und dass er ihr von Rechts wegen die Unschuld rauben dürfte, machte es ihm noch schwerer, sein Begehren zu ignorieren.
    Deswegen hatte er sich, so gut es ging, von Emily fern gehalten. Doch die Melodien, die sie spielte, fanden ihren Weg zu seinen Ohren.
    Morgen würde er Bournesea Manor endlich verlassen können. Die Quarantäne war vorbei. Was für eine Erleichterung würde es für ihn sein, eine Tagesreise Distanz von Emily zu haben!
    In London hatte er einige finanzielle Angelegenheiten zu regeln. Außerdem müsste er Lord

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