Der Hochzeitsvertrag
Hand."
Nicholas seufzte und legte die Hand auf die Türklinke.
"Mit Verlaub, Sir, Sie sollten besser unten warten. Zumindest bis wir wissen, ob Ihre Frau wirklich die Cholera hat."
"Wie könnte ich sie in dieser Situation allein lassen? Soll sich etwa Lofton um sie kümmern?" erwiderte Nicholas sarkastisch. "Ich werde nicht von ihrer Seite weichen, bis feststeht, ob sie sich wieder erholen wird oder ob sie …" Die Stimme versagte ihm. Er wollte nicht daran denken, dass das Unvorstellbare Emily zustoßen konnte. Mit einer Miene, die keine Zweifel an seiner Entschlossenheit aufkommen ließ, blickte er den Doktor an.
"Wie Sie wünschen, Mylord. Aber ich warne sie: Sie haben kaum etwas von dem erlebt, was die Männer auf See erlitten haben. Cholera ist eine widerliche, schmutzige Krankheit, erniedrigend für die Erkrankten und belastend für den Pfleger. Ich hoffe, Sie werden das aushalten! Nun, ich schicke Ihnen erst einmal Lofton mit einer Suppe. Sie finden mich unten, wenn noch etwas sein sollte."
Nicholas nickte und schwieg. Innerlich sagte er sich, dass er alles ertragen würde, wenn nur Emily wieder gesund würde.
Als er erneut in ihr Zimmer trat, war sie gerade dabei, sich mühevoll aufzurichten und aufzustehen. Nicholas packte sie gerade noch rechtzeitig an den Oberarmen. Ohne ihn wäre sie zu Boden gestürzt. "Wo willst du hin?" herrschte er sie entsetzt an.
Emily zuckte zusammen, und es tat Nicholas sofort Leid, dass er so barsch gewesen war. "Was ist, Emily? Was brauchst du? Kann ich etwas für dich tun?"
"Mir wäre es lieber, du gehst", flüsterte sie mit rauer Stimme. "Kannst du mich nicht einen Moment allein lassen?"
"Unsinn! Wenn du … menschliche Bedürfnisse hast, sag es mir. Ich werde dir behilflich sein!
"Nein!" erklärte sie, sehr entschieden, wie er fand, für jemand, der krank war. "Bitte verlass sofort diesen Raum, und komme erst wieder herein, wenn ich dich rufe!" Sie war dunkelrot geworden und ganz offensichtlich ärgerlich.
"Ich werde dich stützen, bis du beim Nachttopfschrank bist. Und dann werde ich draußen warten. Ist dir das recht? Du kannst dich ja kaum auf den Beinen halten."
"Das Laudanum ist schuld", erklärte sie, als spräche sie mit einem widerspenstigen Kind. "Es macht mich schläfrig. Ich mag das Zeug nicht."
Nicholas brachte sie zu einer unauffälligen Kommode aus Mahagoni, die im Ankleidezimmer stand, und klappte, ohne Emily loszulassen, den oberen Teil des Möbelstücks nach hinten. Innerlich ärgerte er sich über seinen Vater, der nach dem Tod seiner Mutter keine Modernisierungsmaßnahmen mehr in Bournesea Manor vorgenommen hatte. Wie praktisch wäre jetzt ein Wasserklosett!
Hinter den Scheinschubladen der Kommode verbarg sich zwar ein recht komfortabler Sitz mit Armlehnen, in dessen Mitte der Nachttopf eingelassen war. Aber Nicholas war skeptisch. Ob er bequem genug sein würde? Es bereitete seiner Frau schon im Stehen viel Mühe, sich an den Lehnen festzuhalten. Sie warf ihm einen bedeutungsvollen Blick zu. Widerstrebend verließ der Earl den Raum.
Wenig später rief sie nach ihm. "Nicholas?"
"Ja, Emily?" Er kam ins Ankleidezimmer.
Sie hatte die Kommode geschlossen. "Alles dreht sich. Ich sehe zwei Betten. Hilfst du mir?"
Er hob die erschöpfte Emily auf die Arme und bettete sie auf die Matratze.
Wenig später kam Lofton mit Brühe. Nicholas zwang Emily, eine ganze Tasse zu trinken, bevor sie einschlief.
Die Ellenbogen auf die Knie gestützt, setzte er sich neben sie aufs Bett, faltete die Hände vor der Stirn und betete still, flehte den Allmächtigen an, sie leben zu lassen.
Nicholas war schon mehr als einmal in seinem Leben in einer bedrohlichen Situation gewesen. Aber niemals hatte er sich so hilflos gefühlt wie an diesem Nachmittag.
5. Kapitel
"Nicholas?" Emily wickelte den Hausmantel um sich und rüttelte sanft an Nicholas' Schulter. Der Regen, der unablässig gegen die Scheiben prasselte, hatte sie geweckt. Ihr Mann schien im Lehnstuhl neben dem Kamin noch immer fest zu schlafen. Ein dunkler Schatten lag auf seinen Wangen. Die Beine in der zerknitterten Hose hatte er weit von sich gestreckt. Da er nicht wach zu werden schien, wagte Emily es, ihm das wirre dunkle Haar aus dem Gesicht zu streichen.
Nachdem sie aufgewacht war, war Emily allmählich wieder eingefallen, was sich am Abend zuvor ereignet hatte. Mit ihrer Sorge um ihre Gesundheit hatten die beiden Männer sie davon überzeugt, dass sie sich bei Joshua angesteckt hatte.
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