Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hochzeitsvertrag

Der Hochzeitsvertrag

Titel: Der Hochzeitsvertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyn Stone
Vom Netzwerk:
aus, Lady Kendale."
    Das ist wahr, dachte Emily, als sie sich betrachtete. Rosie und die Schneiderin hatten Wunder vollbracht. Das Seidenkleid, mit Rosenstickereien verziert, betonte ihre zarte weiße Haut. Der tiefe V-förmige Ausschnitt ihres eng anliegenden Oberteils enthüllte allerdings mehr, als Emily lieb war.
    Hätte ihr die Modistin nicht viele Male versichert, dass ihr Dekolletee für die derzeitigen Verhältnisse äußerst dezent war, hätte sie sich gesträubt, so in die Öffentlichkeit zu treten. Nun, auch ihr Mann hatte ihre Kleider gebilligt. Sie würde sich den Torheiten der Mode anpassen müssen.
    Emily drehte sich zur Seite und musterte ihr Spiegelbild noch einmal. Alles in allem mache ich einen tadellosen Eindruck.
    "Vielen Dank, Rosie!" bekundete sie beifällig.
    "Es war mir eine Ehre, Lady Kendale."
    Ein Blick auf das Ziffernblatt der Uhr auf der Kommode sagte Emily, dass sie zehn Minuten zu früh fertig geworden war. Nicholas wird angenehm überrascht sein, dachte sie und nahm ihren Fächer. Beschwingt lief sie in ihren dünnen rosafarbenen Kreuzbandschuhen nach unten und eilte auf die Bibliothek zu, aus der Männerstimmen zu hören waren. Vielleicht hatten Nicholas und sein Freund noch geschäftlich miteinander zu tun? Würde sie im unpassenden Moment stören? Unentschlossen hielt Emily an der Türschwelle inne.
    Nicholas sagte gerade: "Ich halte es für unnötig."
    "Nun, ich denke, du weißt am Besten, was zu tun ist", erwiderte die Stimme eines anderen Mannes zögernd.
    Der Earl of Kendale lachte freudlos. Glas klirrte. "Emily ist beileibe nicht so wie andere Damen. Ich schätze, wenn sie davon erfährt, wäre sie eher aufgebracht als eingeschüchtert."
    Jemand seufzte. "Wenn deine Frau davon wüsste, würde sie es gewiss mit der Angst zu tun bekommen."
    "Das bezweifle ich", erwiderte Nicholas. "Nichts scheint Emily Furcht einflößen zu können!"
    Sie reden über mich, erkannte Emily. Aber wovor sollte ich mich fürchten? Vor Nicholas? Ein absurder Gedanke. Nicholas würde nie zulassen, dass ihr Böses geschähe.
    Beunruhigt fächelte sie sich Luft zu. Zwar hatte sie, entsetzt über den Fund des Verlobungsvertrags und den Kutschenunfall, zuerst geglaubt, Nicholas wäre verantwortlich für den Anschlag gewesen. Aber diese Vermutung hatte sie längst als lächerlich abgetan. Wenn Nicholas sie aus dem Weg hätte räumen wollen, hätte er sich nicht die Mühe gemacht, sie unter Einsatz seines eigenen Lebens aus der Kutsche zu retten.
    Ob sie es wagen konnte, in die Bibliothek zu gehen und zu fragen, worüber sich die Herren unterhalten hatten? Fast hätte sie es getan. Doch dann hielt sie inne. Was sie zufällig gehört hatte, klang reichlich merkwürdig. Vielleicht sollte sie sich später lieber mit Nicholas allein und in Ruhe unterhalten.
    "Gut. Wir werden uns ja morgen treffen. Dann können wir überlegen, was wir unternehmen wollen. Wie wär's mit Patterson's Coffeehouse?"
    "Gern", antwortete der andere Mann. "Sagen wir um ein Uhr?"
    Emily fühlte sich plötzlich ein wenig schwach auf den Beinen. Und das liegt nicht nur an meinem eng geschnürten Korsett, dachte sie. Worüber redeten die beiden nur? Sie konnte schlecht eine Erklärung einfordern, denn dann müsste sie gestehen, dass sie gelauscht hatte. Nervös fächelte sie sich Luft zu, bis die große Standuhr im Vestibül neun Uhr schlug. Jetzt holte Emily tief Luft, straffte die Schultern und betrat nach kurzem Klopfen die Bibliothek, bemüht, unbefangen zu wirken.
    "Da bist du ja, meine Liebe", begrüßte Nicholas sie. Sein strahlendes Lächeln verschwand, als er sie genauer betrachtete.
    Emily war verwirrt. Stimmte etwas nicht mit ihrem Haar? Hatte sie sich für ein Dinner unter Freunden zu formell angezogen?
    Nicholas fasste sich schnell wieder und stellte Emily mit kaum verhohlenem Ärger vor. "Duquesne, meine Frau, Lady Kendale. Lady Kendale, erinnern Sie sich an meinen Freund, Viscount Duquesne? Gelegentlich hat er uns in Bournesea besucht, als Sie noch ein kleines Mädchen waren."
    "Mylord", begrüßte sie den Viscount und hielt ihm die Hand hin.
    "Countess, es ist mir eine Ehre, unsere Bekanntschaft zu erneuern."
    "Ich danke Ihnen", erwiderte sie. Das Funkeln in den graublauen Augen des Viscount ließ darauf schließen, dass ihm nichts entging – weder der Anflug von Nervosität, den Emily verspürte, noch ihre Sorge wegen ihres Aussehens. Er musterte sie mit deutlichem Interesse.
    Das tat auch Nicholas. Er hatte nur noch Augen

Weitere Kostenlose Bücher