Der Hochzeitsvertrag
für Emilys Dekolletee und drängte sich schützend zwischen seine Frau und den Viscount. "Darf ich Ihnen einen Drink einschenken, Mylady?"
"Nein, danke", erwiderte sie steif. "Wie Sie wissen, habe ich für Alkohol nicht viel übrig." Sie warf einen betont missbilligenden Blick auf das Glas, das er in der Hand hielt.
"Daran tun Sie gut", pflichtete der Viscount Duquesne ihr bei und wandte sich an den Earl of Kendale. "Denn Alkohol verwirrt die Sinne. Kendale, bevor wir uns vollends zu Narren machen, sollte einer von uns unserer Begeisterung Ausdruck verleihen, dass eine so hinreißende Schönheit wie Ihre Frau uns mit ihrer Gesellschaft erfreut. Erlauben Sie mir, Lady Kendale", sagte er und deutete eine Verbeugung an, "Ihnen zu sagen, dass Sie bezaubernd aussehen."
"Ich danke Ihnen für das Kompliment", erwiderte Emily.
"Dieses Kleid ist wirklich sehr … hübsch", sagte Nicholas in einem Tonfall, der seine Worte Lügen strafte und keinen Zweifel daran ließ, dass er ungehalten war.
Am liebsten hätte Emily ihn daran erinnert, dass es seine Idee gewesen war, sie modisch ausstaffieren zu lassen, nicht ihre. Hätte Emily die Wahl gehabt, hätte sie das minzgrüne Seidenkleid getragen, das zwar nicht mehr der derzeitigen Mode entsprach, aber viel züchtiger geschnitten war. Doch da ein solcher Hinweis vor Gästen unmöglich war, musste sie sich damit begnügen, ihm einen warnenden Blick zuzuwerfen. Er wandte sich ab und leerte sein Glas in einem Zug.
Emily war entsetzt über sein grobes Benehmen. Nicholas bekam der Brandy offenbar nicht. Sie würde ihn morgen mit Wasser strecken lassen, damit er nicht wieder zu viel trinken konnte. Mit einem entschuldigenden Lächeln wandte sie sich an ihren Gast.
"Bitte, setzen Sie sich doch. Das Dinner ist noch nicht serviert. Wir werden noch ein wenig warten müssen." Emily deutete mit ihrem Fächer zu einer Sesselgruppe. Willig folgte der Viscount ihr. Nachdem Emily Platz genommen hatte, klappte sie ihren Fächer auf und hielt ihn so, dass er ihren Ausschnitt verdeckte. "Mein Mann hat mir erzählt, dass Sie schon seit Jahren eng mit ihm befreundet sind?" erkundigte sie sich höflich, bemüht ein neutrales Gesprächsthema anzuschneiden.
"Das ist richtig", erwiderte der Viscount und lächelte.
Er hat ein sehr gewinnendes Lächeln und eine sehr nette Art, dachte Emily. Ihr war klar, dass er damit wohl die meisten Leute dazu bringen würde, sich in seiner Gegenwart wohl zu fühlen.
"Nicholas erzählt das übrigens auch über Sie. Ich nehme an, eine Ehe, die auf Freundschaft basiert, bringt enorme Vorteile mit sich. Wie auch immer, ich möchte Ihnen hiermit meine Glückwünsche übermitteln und Ihnen beiden gratulieren. Ich hoffe, dass Sie sehr glücklich miteinander werden."
"Vielen Dank, Mylord."
Der Viscount lachte. "Ach, nennen Sie mich doch bitte Duquesne. Sie können mich auch gern duzen. Nicholas tut das auch. Über die übrigen Ausdrücke, die er mir hin und wieder an den Kopf wirft, schweige ich lieber."
"Höre ich da eine Beleidigung?" Nicholas versuchte verkrampft, witzig zu sein. "Pistolen. In der Morgendämmerung. Ich muss meine Ehre verteidigen."
Der Viscount neigte sich zu Emily. "Immer wieder fordert er mich heraus. Bislang habe ich stets abgelehnt, weil es mir nutzlos erschien, meine Zeit damit zu vergeuden, mich mit ihm zu duellieren. Aber ich glaube, bald werde ich Erbarmen mit ihm haben und Sie zu einer fröhlichen Witwe machen."
Verlegen sah Emily von einem zum anderen und wusste nicht recht, wie sie sich verhalten sollte. Es war nur ein Wortgeplänkel unter Freunden, das war ihr klar. Aber sollte sie sich daran beteiligen oder es besser ignorieren? Sie beschloss mitzutun und senkte ihre Stimme. "Kann Nicholas eigentlich gut schießen? Vielleicht sollten Sie lieber den Degen wählen. In Bournesea haben wir oft mit Stecken gegeneinander gekämpft. Verraten Sie es nicht weiter, aber er hat jedes Mal jämmerlich gegen mich verloren."
Der Viscount lachte und wandte sich an seinen Gastgeber. "Eine hervorragende Idee! Mein lieber Nicholas, du hast eine prächtige Wahl getroffen! Ich wusste doch, dass du eine Frau heiraten würdest, die mehr als die zurzeit modernen Spitzen im Kopf hat."
"Oh, vielen Dank", gab Emily zurück und berührte die Seidenrose in ihrem Haar. "Wie gut, dass ich heute Abend auf mein Spitzenhäubchen verzichtet habe – Sie hätten einen ganz falschen Eindruck von mir gewonnen."
Nicholas blickte auf ihren Ausschnitt und bemerkte in
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