Der Hochzeitsvertrag
in seinen Worten.
"Vielleicht hättest du besser deine Verlobte Dierdre Worthing heiraten sollen."
Seine Miene verfinsterte sich augenblicklich. "Ich war nie mit Dierdre verlobt. Das habe ich dir mittlerweile schon Dutzende von Malen gesagt!"
"Ja, du hast es sogar geschworen ." Wird er mir denn nie die Wahrheit gestehen, fragte sich Emily. Warum bekannte er ihr nicht endlich, dass er mit einer anderen Frau verlobt war? Wenn er nur ehrlich zu ihr wäre und sie um Entschuldigung bäte! Dann könnten sie vielleicht neu anfangen. Bevor Emily ihm bedeuten konnte, dass sie wusste, dass er sie anlog, wechselte er das Thema.
"Lassen wir die Sache auf sich beruhen, Emily. Eigentlich bin ich gekommen, um dich zum Dinner nach unten zu bitten. Mein alter Freund Viscount Duquesne wird zum Abendessen vorbeikommen. Du wirst dich doch bis neun von der Anprobe erholt haben, oder? Er würde dich gern wieder sehen."
"Mich wieder sehen ?"
"Ich weiß nicht, ob ihr jemals miteinander gesprochen habt, aber er erinnert sich an dich. Guilford Bollings, Viscount Duquesne, hat manchmal die Schulferien mit mir in Bournesea verbracht. Ein großer blonder Junge – lustig, hat viel gelacht? Er war auch einige Male mit mir in der Kirche."
Da fiel Emily wieder ein, wie eifersüchtig sie auf den fremden Jungen gewesen war, der so viel von Nicholas' Zeit in Anspruch genommen hatte. "Würdest du mich bitte entschuldigen?"
"Komm schon, Emily", sagte Nicholas eindringlich und neigte sich ihr zu. "Er ist mein bester Freund und möchte uns beiden gern zur Hochzeit gratulieren. Du wirst ihn mögen. Und er würde dich so gern wieder sehen."
Das gemeinsame Essen bedeutete Nicholas etwas, das sah Emily. Widerwillig willigte sie ein: "Gut, ich werde euch Gesellschaft leisten. Um neun Uhr?"
"Ja. Sehr schön." Sein Lächeln vertiefte sich, und er tätschelte ihr zum Dank die Schulter. Ihre Haut begann dort zu prickeln, wo er sie berührt hatte.
"Ich freue mich, dass du uns Gesellschaft leisten wirst!" Glücklicherweise nahm er ein wenig Abstand von ihr. "Erhol dich gut. Duquesne und ich werden in der Bibliothek noch ein, zwei geschäftliche Dinge bereden, bevor wir mit dem Abendessen beginnen, du musst dich also nicht auf die Minute pünktlich bei uns einfinden."
Emily warf ihm ein müdes Lächeln zu und nickte. Eigentlich stand ihr der Sinn nicht nach Gesellschaft. Aber sie würde ihrer Pflicht nachkommen. Nicholas hatte sie sehr nett gebeten, und sie konnte nicht leugnen, dass ihr sein Wunsch, sie einem guten Freund vorzustellen, schmeichelte. Dies ließ zumindest darauf schließen, dass er sich ihrer nicht schämte.
Doch sein Schweigen über den Verlobungsvertrag zwischen ihm und Dierdre Worthing beunruhigte sie sehr. Sie, Emily, würde vermutlich zugeben müssen, dass sie im Gasthof seine Aktenmappe durchsucht und das Dokument gefunden hatte, um ihn zu einem Geständnis zu bewegen. Und um endlich klare Verhältnisse zu schaffen.
Sie wusste zwar, dass er Dierdre Worthing nicht liebte und auch nie geliebt hatte, doch er hatte sowohl Dierdre als auch ihr übel mitgespielt. Nun, sie würde ihn morgen darauf ansprechen. Es bestand kein Anlass zur Eile.
Außerdem gefiel Emily nicht, dass Nicholas sich in ihre Angelegenheiten einmischte, wie auch jetzt, bei der Auswahl ihrer Garderobe. Er meinte es sicher gut. Aber dass er stets und in allem das letzte Wort beanspruchte, ärgerte sie. Er stellte damit, ohne es zu wollen, ihre Fähigkeit infrage, ihrer Rolle gerecht zu werden, und verunsicherte sie nur.
Bislang hatte sie sich vielleicht nicht in gebührendem Maß mit der Mode beschäftigt. Dazu hatte auch nicht die Notwendigkeit bestanden, solange sie in dem kleinen Küstenstädtchen Bournesea lebte.
Nein, sie war ihm keineswegs dankbar. Ich bin einfach zu stolz, dachte Emily und lehnte sich seufzend zurück.
Als sie einige Stunden später erwachte, waren ihre Kopfschmerzen glücklicherweise verschwunden, und es wurde Zeit, sich für den Abend herzurichten.
Rosie schwatzte aufgeregt vor sich hin, während sie hingebungsvoll Emilys Haar bürstete. Sie scheitelte es in der Mitte und steckte es an beiden Seiten hinter den Ohren zu kunstvoll geflochtenen Knoten auf. Dann schmückte sie diese mit drei Seidenblumen in der Farbe von Emilys Abendkleid.
"So, das wär's!" verkündete Rosie mit etwas Stolz und machte einen Schritt zurück.
"Schon fertig?" fragte Emily erstaunt.
"Schauen Sie sich im Spiegel an. Sie sehen wirklich außerordentlich schön
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