Der Hochzeitsvertrag
du denkst." Das war es wohl. Jetzt muss ich es hinter mich bringen.
"Du glaubst, dass Rosie und ich …? Wolltest du uns deshalb nicht allein lassen?" fragte er. "Zu deiner Information, ich habe nie …"
"Was? Ein Dienstmädchen belästigt?" unterbrach sie ihn wütend. "Ich glaube dir kein Wort!"
"Es geht dich gar nichts an, wen und ob ich jemand belästigt habe, wie du es so charmant ausdrückst."
Sie stieß ihm ihren Zeigefinger gegen die Brust. "Wenn Sie jemals mich belästigen, Mylord, dann ist das sehr wohl meine Sache!"
"Ob ich das immer noch möchte, muss ich mir im Moment noch gut überlegen, um ehrlich zu sein!"
"Dann seien Sie beruhigt!" erklärte sie und stampfte gekränkt mit dem Fuß auf. "Ich lege keinen Wert darauf! Und ich werde auch nicht willig sein."
Mit Tränen in den Augen eilte Emily aus dem Arbeitszimmer. Ich habe alles zerstört, dachte sie und versuchte, die Tränen zurückzuhalten.
Am schlimmsten war, dass sie Nicholas nicht vergeben konnte. Sie hatte gedacht, ihre Wut überwunden zu haben – doch nun hatte ihr Zorn sie überwältigt.
13. Kapitel
Am späten Nachmittag überkamen Emily heftige Kopfschmerzen. Sie war sich sicher, dass Madame LaCroix die Migräne verursacht hatte.
Die hagere Schneiderin, deren Bewegungen Emily an einen Vogel erinnerten, und ihre beiden molligen, fröhlich vor sich hin schwatzenden Assistentinnen waren in ihr Zimmer eingedrungen, hatten Stoffballen in dem Raum ausgebreitet und danach unermüdlich so viele Modezeichnungen gezückt, bis Emily die Lust am Aussuchen von Stoffen und Schnitten restlos vergangen war. Irgendwann war die junge Countess so erschöpft, dass sie sich mit Kopfschmerzen auf das Sofa sinken ließ und Rosie bat, ihr Tee zu bringen.
Das Klirren von Porzellan und der Duft von heißem schwarzem Tee, der durchs Zimmer zog, als Rosie mit einem schwer beladenen Tablett wiederkehrte, weckten Emilys Lebensgeister. Sie setzte sich auf, froh, sich an dem stärkenden Gebräu laben zu können. Ihre gute Laune schwand jedoch sogleich, als sie Nicholas hinter Rosie ins Zimmer kommen sah.
Er war zum Ausgehen angezogen. Oder vielleicht war er auch gerade erst nach Hause zurückgekehrt. Was kümmerte es sie? Im Augenblick war es Emily völlig egal, womit Nicholas die letzten Stunden zugebracht hatte. Alles, was sie von ihm verlangte, war, dass er sie in Frieden ließ und nicht darauf bestand, den Streit vom Morgen fortzusetzen. Sie sehnte sich so sehr nach Ruhe.
"Ich hätte nicht gedacht, dass die Anprobe so lange dauern würde", meinte der Earl und klang ein wenig vorwurfsvoll. Unaufgefordert nahm er ein Törtchen von ihrem Teetablett und biss hinein. "Madame LaCroix meinte, Sie hätten nur einige wenige Kleider bestellt und auch von den vorkonfektionierten nur zwei gekauft. Allerdings scheinen Sie über einen ausgezeichneten Geschmack zu verfügen, wenn man ihr glauben darf …"
"Sie haben sich mit ihr unterhalten, Kendale?"
"Natürlich", erwiderte er. Er verzehrte den Rest des Törtchens und bückte sich neugierig, um ein Stück blau changierender Seide aufzuheben, das aus der Mustermappe gefallen war. Seine Schultern zeichneten sich dabei deutlich unter seinem Jackett ab. Hastig sah Emily woanders hin und widmete sich ihrem Tee.
Neben ihrer im Inneren geblümten Porzellanschale stand die Zuckerdose. Sie nahm mit der silbernen Zuckerzange ein Stück, ließ es in ihre Tasse fallen, goss sich Tee ein und rührte mit einem Silberlöffel um. "Sie dachten vermutlich, Sie könnten mich unterstützen?"
Nicholas nickte und schickte Rosie mit einer Kopfbewegung hinaus. "Die Stoffe schmeicheln deinem Teint, und die Schnitte, die du dir ausgesucht hast, sind völlig akzeptabel." Er lächelte. "Aber du wirst mehr Kleider brauchen, wenn ich dich in die Gesellschaft einführe."
Emily nippte an ihrem Tee und schloss sekundenlang die Augen. Sie wünschte sich weit, weit weg von ihm. "Dann verzichte ich darauf, eingeführt zu werden."
"Das ist unmöglich", sagte er bestimmt. "Emily, wir leben mehrere Monate im Jahr hier! Solange das House of Lords tagt, werde ich in London sein. Nicht in dieser Saison, dafür ist es zu spät, aber in der nächsten. Und wenn wir in der Stadt sind, wird von uns erwartet, dass wir uns auf Empfängen zeigen. Es werden genauso viele Angelegenheiten inoffiziell geregelt wie offiziell."
"Lass mich doch in Bournesea leben", schlug sie müde vor.
"Wenn ich mich recht erinnere, hatte ich damit keinen Erfolg!" Sarkasmus lag
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