Der Hochzeitsvertrag
verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich habe den Verlobungsvertrag gesehen."
"Den Vertrag? Ach so." Er wusste zwar nicht, wie das Dokument in ihre Hände gekommen war, aber das war ja auch egal. "Der ist ungültig."
"Natürlich ist er das! Wir haben geheiratet, Nicholas! Aber er war gültig, als du mich das erste Mal geküsst hast!"
"Auch damals war er ungültig", beharrte Nicholas. "Mein Vater hat meinen Namen unter den Vertrag gesetzt. Er hat einfach meine Unterschrift gefälscht. Ich habe ihn jedenfalls nicht unterschrieben. Und von seiner Existenz habe ich erst erfahren, als ich ihn nach meiner Rückkehr im Schreibtisch meines Vaters entdeckte!"
Sie glaubte ihm kein Wort, das war offensichtlich. Die Lippen zusammengepresst, blickte sie ihn an.
"Ich schwöre bei der Seele meiner Mutter, Emily, dass ich das Dokument nicht unterzeichnet habe. Das hätte ich nie getan, und mein Vater wusste das auch."
Nach einem Moment der Stille fragte sie fassungslos: "Aber warum hat er das getan?"
Nicholas nahm ihre Hand und führte Emily zu einem der Sessel, die vor dem Kamin standen. Wortlos ließ sie es geschehen. Dass sie sich seiner Berührung nicht widersetzte, hielt er für ein gutes Zeichen. Er nahm neben ihr Platz, immer noch ihre Hand haltend. "Vielleicht dachte er, dass ich den Vertrag lieber erfülle, statt einen Skandal zu riskieren."
"Hättest du Dierdre denn zur Frau genommen, wenn du nicht gezwungen gewesen wärst, mich zu ehelichen?" hakte Emily beharrlich nach.
Nicholas musste lachen. "Zur Heirat soll ich gezwungen worden sein? Ich? Wenn ich mich richtig erinnere, musste ich darauf bestehen , dass du mich heiratest." Offensichtlich hielt sie das Ganze nicht für amüsant, deswegen fügte er hinzu: "Ich wollte dich zur Gemahlin, Emily, immer schon. Ich bin froh, dass alles so gekommen ist, wie es ist, und dass du meine Gattin bist. Ich wünschte nur …"
"Was?" fragte sie leise.
Nicholas beugte sich zu ihr und küsste sie sanft. Nein, er würde sie nicht bedrängen.
Als ihre Lippen sich voneinander lösten, umfasste er ihr Gesicht und sah ihr tief in die Augen. "Dass du mir ganz gehörst."
14. Kapitel
Emily kämpfte gegen den heftigen Wunsch an, sich an Nicholas zu schmiegen. Noch immer stand so vieles ungeklärt zwischen ihnen, noch immer gab es Dinge, mit denen er sich offenbar auch nicht auseinander setzen wollte. Entfachte er ihre Leidenschaft nur, um sie davon abzulenken?
Dass er sie wegen seines Verhaltens um Verzeihung gebeten hatte, hatte sie einen Moment lang aus der Fassung gebracht. War das etwa von ihm beabsichtigt gewesen? Sie hatte gedacht, sie müsse ihm eine Entschuldigung abringen! Ja, Nicholas war häufig völlig unberechenbar. Glücklicherweise hatte er sie nur kurz geküsst und ihr einen Augenblick Zeit gelassen, zu überlegen.
Sie packte ihn an den Handgelenken und schob seine Hände weg. "So nicht", erklärte sie bestimmt. Ihr Atem ging noch immer schnell. "Wir sollten uns erst unterhalten, Nicholas. Deswegen bin ich hergekommen. Nicht um …"
Als er sich zurückbeugte, atmete sie noch einmal tief durch, ehe sie erklärte: "Ich habe dich und Duquesne in der Bibliothek gehört."
"Und?"
Sie musterte ihn. "Er sagte sinngemäß, ich solle mich vor dir in Acht nehmen. Aber auch wenn du lieber eine andere Gattin hättest – ich kann einfach nicht glauben, dass du mir Böses antun willst!"
"Guter Gott, nein!" rief er aus. "Ich bin entsetzt, dass du so etwas auch nur denkst! Ich würde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um dich zu beschützen, Emily, das weißt du!"
Sie zuckte die Schultern. Sicher war sie sich keineswegs. Außerdem hatte er nicht direkt auf ihre Bemerkung reagiert, dass es Frauen gab, die er lieber als Gattinnen sehen würde. "Dann erklär mir, was dein Freund gemeint hat. Warum soll ich mich fürchten?"
Nicholas stöhnte und streckte die langen Beine aus. Sie sah, dass er bedrückt die Stirn runzelte. "Der Unfall mit der Kutsche ist absichtlich herbeigeführt worden", gab er schließlich zu.
"Das ist mir klar", meinte sie. "Jeder weiß, dass ein gefällter Baum nicht zufällig mitten auf der Straße liegt. Du hast doch selbst gesagt, es seien Wegelagerer gewesen, die uns anhalten wollten. Um uns zu bestehlen!"
Er schüttelte den Kopf. "Ich wollte dich nur nicht unnötig beunruhigen, Emily. Es besteht leider die Möglichkeit, dass wir es nicht mit einem Raubüberfall zu tun hatten."
"Wie bitte?"
"In Indien wäre ich zwei Mal fast Opfer eines
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