Der Hochzeitsvertrag
Ich habe die Kontrolle behalten. Über uns beide. Ist das nicht Beweis genug, dass ich keine üblen Absichten hege? Und dass ich mir nicht bei jeder Gelegenheit eine Frau ins Bett hole, wie du wohl annimmst?"
"Dass du überhaupt mit einer Frau den Akt vollzogen hast, zeigt ja wohl, dass du keine derart tief gehenden Gefühle für mich hattest, so wie ich sie für dich hegte. Da lässt sich leicht die Kontrolle über alle Gefühle behalten!"
Er runzelte die Stirn. "Du willst mich? Dann komm her", lud er sie ein und breitete die Arme aus. "Du kannst gern überprüfen, wie tief ich für dich empfinde!"
Verzweifelt wehrte sie ab: "Nein."
"Was soll ich denn tun? Ich kann die Vergangenheit nicht ungeschehen machen!" Er schüttelte den Kopf. "Du widerspenstiges kleines Ding! Kein bisschen hast du dich verändert."
"Aber du dich", erklärte sie.
"Oh, in einer Hinsicht bist du schon anders geworden. Du bist schöner als je zuvor, das gestehe ich dir zu. Lass es uns noch einmal miteinander versuchen. Emily, schenk mir dein Vertrauen! Dann wird unsere Ehe auch erfolgreich sein."
"Du hast mich damals verlassen, ohne mir auch nur Lebewohl zu sagen! Jahrelang hast du mir kein Lebenszeichen zukommen lassen!" Und außerdem, dachte Emily wütend, hast du Rosie verführt. Aber das würde sie ihm nicht ins Gesicht sagen. Sonst würde er sicher einen Vorwand benutzen, um das Mädchen zu entlassen. Und das hatte Rosie nicht verdient.
Nicholas ließ resigniert die Arme sinken. "Was soll denn das heißen? Mein Vater hat mich gezwungen zu gehen! Das habe ich dir gesagt!" Er stieß einen Ton der Verärgerung aus. "Müssen wir das schon wieder von neuem erörtern? Du willst mir nicht glauben und auch nicht vergeben, egal, was ich sage oder tue, nicht wahr?"
Emily ertrug es nicht, ihn so enttäuscht dreinblicken zu sehen. Sie fürchtete, dass sie ihm auf der Stelle alles verzeihen würde, wenn er sie noch länger so ansah. Wegen des gefälschten Verlobungsvertrags glaubte sie ihm. Aber sagte er auch die Wahrheit darüber, warum er sie verlassen hatte? Oder klammerte sie sich an einen Strohhalm, weil sie ihn so sehr wollte? Emily wusste es einfach nicht.
Sie brauchte Zeit, um nachzudenken. Und das konnte sie nicht, solange er in ihrer Nähe war. "Wir sind beide überanstrengt", meinte sie beschwichtigend und erhob sich. "Wenn es dir nichts ausmacht, sollten wir unser Gespräch zu einem anderen Zeitpunkt fortführen, dann, wenn wir beide etwas ruhiger sind."
"Und wenn es mir etwas ausmacht? Wenn ich dich in diesem Moment begehre?"
Abschätzend sah sie ihn an. "Dann versuch, dich zu beherrschen. Du bist doch so stolz darauf, dass du das kannst." Sie verließ den Raum, bevor er dazu kam, etwas zu erwidern.
Erst als sie wieder in ihrem Zimmer war, erinnerte sie sich an die Gefahr, in der Nicholas schwebte, und daran, dass sie etwas gegen diese Bedrohung unternehmen mussten. Auch wenn sie gerade große Lust verspürt hatte, gegen seine Brust zu trommeln, würde sie nicht tatenlos darauf warten, dass ihm jemand anders Schaden zufügte.
So viel also zum edlen Versuch, Zurückhaltung zu üben und ihr die Entscheidung zu überlassen, dachte Nicholas und verzog das Gesicht. Er hatte den Versuch eigentlich nur als Geste gedacht, gehofft, dass es nur Sekunden, höchstens Minuten dauern würde, bis sie zu der Einsicht kam, dass er ihr die Wahrheit gesagt hatte.
Doch sie war hinausgegangen und hatte ihn völlig enttäuscht zurückgelassen. Und erregt. Diese Frau! Am liebsten hätte er irgendetwas gegen die Wand geschleudert.
Warum nur hatte er nicht einfach weitergemacht und sie geliebt? Er hatte doch die Möglichkeit dazu gehabt. Sie hätte ihn gewähren lassen, ja, sie wäre bereit für ihn gewesen. Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar, riss sich die Halsbinde herunter und warf sie auf den Fußboden.
Die Wahrheit war, dass er mehr von Emily wollte als nur körperliche Lust. Begehren hatte er auch bei anderen Frauen gespürt – und es hatte viele gegeben, weil er sich bemüht hatte, Emily zu vergessen –, aber von ihr ersehnte er sich Liebe und völliges Vertrauen.
Einst hatte sie ihn geliebt, ihm auch vertraut. Er wollte sie lachen sehen, sich ihr verbunden fühlen und der Zukunft frohgemut entgegenblicken, so wie damals. Seit er zurück war, hatte es Momente gegeben, in denen er gedacht hatte, dass doch noch alles zwischen ihnen gut werden würde. Die Momente waren zwar flüchtig gewesen, aber sie hatten ihm Hoffnung gemacht. Es
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