Der Hochzeitsvertrag
kühl und kam ihm bekannt vor. Mit einem Mal wurde ihm klar, dass es sich um seine eigene Nachttischlampe handelte.
Nicholas sah zur Tür hinüber, die von Emilys Zimmer auf den Korridor führte. Es steckte innen im Schloss kein Schlüssel. Hat jemand die Tür einen Spalt geöffnet, um den Schlüssel abzuziehen, und sie danach vom Gang aus verschlossen? Alles deutete darauf hin. Auch die Tür zu seinem Ankleidezimmer war verschlossen gewesen. Offenbar war Emily der Fluchtweg gezielt versperrt worden.
Beunruhigt ging er zu seinem Ankleideraum und spähte von dort in Emilys Zimmer. Von seiner Position aus konnte er im fahlen Mondlicht, das durch die Fenster fiel, nicht viel erkennen. Nicht einmal mit einer Leuchte wäre auszumachen gewesen, ob sich eine oder zwei Personen in Emilys Himmelbett befanden.
Jemand hat versucht, Emily zu töten. Oder versucht, uns beide umzubringen.
"Mylord?" Vom Korridor her hörte er Wreckers Stimme. "Wo sind Sie?"
"Hier drinnen", rief Nicholas.
"Guter Gott!" rief Wrecker entsetzt, als er eintrat, und begutachtete hustend den Schaden. "Haben Sie sich verletzt, Sir?"
"Nein", sagte Nicholas. "Aber ich bin froh, dass du hier bist. Bleib hier, und pass gut auf, dass sich die Vorhänge nicht wieder entzünden. Wo ist meine Frau?"
"Vorn, auf der Eingangstreppe."
"Was? Du hast Lady Kendale dort unbewacht allein gelassen?" fragte Nicholas entrüstet.
Wrecker zuckte die Schultern. "Sie ist nicht in Gefahr. Die anderen Dienstboten sind bei ihr."
"Einer der Angestellten hat das Feuer hier gelegt, MacFarlin", teilte Nicholas ihm mit. "Bleib auf deinem Posten, bis du von mir hörst. Ich werde meine Frau irgendwohin bringen, wo sie sicher ist."
Emily saß auf der Vordertreppe und bemühte sich, das Personal zu beruhigen, das sich verängstigt um sie scharte. Emilys Morgenmantel, ihr Nachthemd und ihr Gesicht waren rußverschmiert. Nasse Locken hingen ihr über die Schultern, und der Nackenknoten hatte sich fast aufgelöst, da die Haarnadeln aus der Frisur rutschten. Sie sah äußerst unvorteilhaft aus.
Doch Nicholas war das völlig egal. Er bahnte sich seinen Weg durch die Menge und nahm sie in die Arme, glücklich, dass sie den Mordanschlag überlebt hatte. Überrascht stellte er fest, dass sie sich feucht anfühlte.
Leise flüsterte ihr zu: "Das war knapp. Du warst so tapfer! Ich kann dir gar nicht sagen, wie stolz ich auf dich bin! Du bist doch nicht verletzt, oder?"
"Nein", brachte sie hervor. "Mir geht es gut."
Er spürte, wie die Anspannung von ihr wich und sie gegen ihn sank. Offenbar hatte sie nur darauf gewartet, die Verantwortung an ihn übergeben zu können. Über ihren Kopf hinweg sagte Nicholas zu einem der Stallburschen: "Joe, sattle eins der Pferde für mich. Und zwar schnell."
Ängstlich sah Emily zu ihm hoch. "Warum? Du verlässt mich doch jetzt nicht?"
" Wir werden dieses Haus verlassen", erklärte er. "Du wirst keinen Moment länger hier bleiben."
Rosie, die in der Nähe stand, befahl er: "Bring deiner Herrin einen Mantel – irgendeinen, der nicht nach Rauch riecht."
"Aber das Feuer …" Emily hustete.
"Ist aus", versicherte er ihr. "Hier sind wir nicht mehr sicher."
Sanft strich er Emily über das Haar und entfernte die nutzlosen Haarnadeln. "Alles wird gut werden, meine Liebste. Sorg dich nicht", flüsterte er.
Sobald Joe das Pferd vorführte, hüllte Nicholas Emily in den Mantel, den Rosie mittlerweile gebracht hatte, und hob sie aufs Pferd.
"Wo sollen wir hin?" fragte Emily.
"Das verrate ich dir erst, wenn wir außer Hörweite sind. Niemand soll wissen, wo wir zu finden sind." Mit diesen Worten stieß der Earl of Kendale dem Pferd die Hacken in die Flanken und ritt los. Duquesnes Haus, sein Ziel, war zwar nur eine Meile entfernt, aber er ritt Umwege und vergewisserte sich immer wieder, dass ihnen niemand folgte.
"Luxuriös wird unsere Unterbringung nicht sein", warnte er Emily, als er abstieg und ihr aus dem Sattel half. "Duquesne führt ein sehr bescheidenes Haus."
"Das ist mir recht", erwiderte Emily, die in seine Arme geglitten war. Sie klang ein wenig atemlos.
"Was ist los?" erkundigte sich Nicholas besorgt. "Bist du dir sicher, dass ich keinen Arzt rufen soll?"
"Nein, wirklich nicht", wehrte sie ab. "Du hast mir nur gerade die Luft abgedrückt."
"Tut mir Leid", sagte er zerknirscht, ließ sie los und gab ihr stattdessen die Hand. "Komm, sehen wir mal, ob Duquesne daheim ist. Vielleicht ist er nach dem Abend bei den Hammersleys noch
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