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Der Hochzeitsvertrag

Der Hochzeitsvertrag

Titel: Der Hochzeitsvertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyn Stone
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Weil er geritten war, statt mit ihr im Wagen zu sitzen? Es wäre doch ziemlich merkwürdig gewesen, hätten Unbekannte eine mittellose Frau getötet, ihren reichen Mann hingegen nicht einmal bedroht. Eine warnende innere Stimme flüsterte ihr immer wieder zu, sie dürfe die Möglichkeit, dass Nicholas sie aus dem Weg räumen wollte, nicht einfach ausschließen.
    "Nein, das ist unmöglich", murmelte sie und drückte das Gesicht in ihr Kissen. Vielleicht liebte Nicholas sie nicht, aber er würde sie nicht umbringen wollen. Er war kein Mörder.
    Kannst du das wirklich wissen? Er ist nicht mehr so, wie er mit zweiundzwanzig war. Und das war sie auch nicht.
    "Doch sein Wesenskern hat sich nicht geändert", sagte sie sich laut. Der Klang ihrer eigenen Stimme beruhigte sie. Nach all der Aufregung bin ich einfach völlig erschöpft, dachte Emily. Kein Wunder, dass ich so abwegige Ideen habe. Ich habe keinen Grund, mich vor meinem Mann zu ängstigen. Sie schloss die Augen.
    Flüchtig kam ihr in den Sinn, dass sie noch verschlafen würde. Dann erinnerte sie sich an die Uhr. Die Uhr würde die halbe Stunde schlagen und sie wecken.
     
    Nicholas schritt in der Bibliothek ungeduldig auf und ab. Je länger er warten musste, desto gereizter wurde er. Was machte Emily nur so lange? Es wurde immer später. Sein Blick fiel auf die Flasche Brandy. Eigentlich hätte er sich gern einen Schluck genehmigt, um seine Lebensgeister wieder zu wecken. Aber er würde die Flasche nicht anrühren. Er brauchte keinen Alkohol, um eine Auseinandersetzung mit Emily zu überstehen. Es war dreist von ihr gewesen, eine solche Bemerkung zu machen. Noch mehr erboste ihn allerdings, dass sie ihn so lange warten ließ.
    Ärgerlich zog er seine Taschenuhr heraus, um die Zeit, die die Stutzuhr anzeigte, zu überprüfen. Eine Viertelstunde über der Zeit! Das ist genug. Und wenn sich Emily nicht hier unten mit ihm unterhalten wollte, musste er eben riskieren, von der Umgebung ihres Schlafzimmers abgelenkt zu werden.
    Als er gerade energisch den Treppenabsatz des ersten Stocks erklommen hatte, meinte er, von oben einen erstickten Schrei zu hören.
    Emily! war sein erster Gedanke. Er hastete weiter und hoffte, dass nicht sie es war, die geschrien hatte. Er rannte mit wild klopfendem Herzen nach oben, die Flamme seiner Leuchte mit der Hand beschirmend.
    Im Korridor des dritten Stocks roch es nach Rauch. Entsetzt sah er im trüben Licht der Kerze Qualm unter Emilys Tür hervorquellen. Doch als er sie aufreißen wollte, stellte er fest, dass sie verschlossen war. Mit voller Wucht warf er sich dagegen, doch sie hielt dem Aufprall stand. "Emily? Kannst du zur Tür kommen? Wo ist der Schlüssel?" schrie er.
    "Ich kann nicht!" rief sie. "Nicholas! Um Gottes willen – hilf mir!"
    Er hastete durch sein eigenes Zimmer und von dort in seinen Ankleideraum, von dem aus eine Tür in ihr Zimmer führte. Sie war abgeschlossen, wie er beim Niederdrücken der Klinke bemerkte. Doch der Schlüssel steckte im Schloss – auf seiner Seite. Der falschen Seite. Sie ist absichtlich eingesperrt worden. Mit vor Angst zitternden Fingern drehte Nicholas den Schlüssel um und öffnete die Tür.
    Die Vorhänge am Fenster von Emilys Schlafzimmer brannten. Im matten Widerschein des Feuers sah er, dass Emily versuchte, die Flammen mit einem kleinen Teppich zu ersticken. Sie hustete heftig.
    "Raus hier!" schrie er und entriss ihr den Läufer. "Ich bleibe hier. Klingle nach dem Personal! Beeil dich." Wenn das Feuer sich nur nicht ausbreitet, dachte er.
    Ohne auch nur einen Moment zu zögern, verschwand Emily nach draußen. Er nahm ihren Platz vor dem Fenster ein und konnte mit einiger Mühe die züngelnden Flammen ersticken. Die riesigen angesengten Überreste der Vorhänge riss er von der Stange, trat darauf herum, um auch die letzte Glut auszulöschen, und öffnete dann beide Fensterflügel weit. Durch die offenen Fenster und die Türen seines Zimmers hörte er Schreie und Rufen. Die Dienstboten waren offenbar dabei, die Leute aus dem Haus zu treiben.
    Der Rauch im Zimmer war dick und beißend. Immer wieder musste Nicholas in sein Zimmer zurückweichen, weil er kaum mehr Luft bekam.
    Als seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten und der Rauch abgezogen war, sah er, dass eine Öllampe in Scherben vor dem Fenster auf dem Boden lag. Das Lampenöl war ausgelaufen. Ob die Vorhänge deswegen Feuer gefangen haben? Nicholas bückte sich und hob vorsichtig den Lampenfuß aus Messing auf. Er war

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