Der Hochzeitsvertrag
Duquesne selbst verdient, dazu verwendet, seinen Vater zu unterhalten und das kleine Landgut im Norden zu finanzieren, wo für den Earl gesorgt wird. Körperlich geht es ihm gut, aber geistig hat er schon ziemlich abgebaut."
"Wie traurig", meinte Emily bewegt. "Ich bewundere Duquesne."
Nicholas nickte und nahm ihr den Mantel ab. "Das tue ich auch. Aber jetzt komm, und lass uns endlich zu Bett gehen", meinte er mit sanfter Stimme. "Es war ein langer Tag. Auf welcher Seite möchtest du schlafen?"
"Ich … ich weiß nicht. Das ist mir eigentlich egal." Emily hatte noch nie in ihrem Leben das Bett mit jemandem geteilt. Ihr eigenes, daheim, war kaum breit genug für sie selbst gewesen. Und jetzt würde sie in einem fremden Bett das erste Mal neben Nicholas schlafen.
Ihn vielleicht in der Nacht unabsichtlich streifen. Oder ihn berühren. Ihr Puls fing an zu rasen. Unwillkürlich dachte Emily an Nicholas' Kuss am Abend zuvor. Sie rieb sich die Arme, die plötzlich zu prickeln begannen, und warf Nicholas einen verstohlenen Blick zu.
Er wirkte müde. Und trotzdem sah er zuversichtlicher und stärker aus als je zuvor, vielleicht, weil er nicht so formell war wie sonst. Genau konnte Emily nicht ergründen, woran es lag. Sie ließ ihren Blick über seinen Körper gleiten. Würde er in seinen Sachen schlafen? Sie hoffte es.
Er hatte die Bettdecke für sie zurückgeschlagen.
"Emily?" sagte er und zog das Hemd aus.
Ihr stockte der Atem. Sie hatte seinen Oberkörper nicht mehr unbekleidet gesehen, seit er ein kleiner Junge gewesen war. Die Muskeln, die im Kerzenlicht glänzten, waren damals nicht da gewesen. Wie breit sein Brustkorb geworden ist, dachte sie überrascht. Wie gebannt blickte sie auf seine wohlgeformten, muskulösen Oberarme.
Er bemerkte, dass sie ihn verwundert betrachtete, und lächelte. "Du brauchst keine Angst vor mir zu haben."
Keine Angst vor ihm haben? "Das habe ich auch nicht!"
"Gut. Dann schlüpf ins Bett. Ich lösche die Lampe, bevor ich mich ganz entkleide."
"Ganz?" Ausziehen? Emily glitt rasch unter die Decken und zog sie bis zum Kinn hoch.
Er drehte die Schraube an der Öllampe, die den Docht hielt, und löschte das Licht. Der Raum wurde dunkel. Doch Emilys Augen gewöhnten sich schnell an die Dunkelheit. Gegen das rote Glühen im Kamin hob sich Nicholas' Silhouette deutlich ab.
Sie sah, wie seine Hände zum Hosenbund glitten, um die Hose aufzuknöpfen. Er streifte sie über die Beine und faltete sie dann zusammen. Kurz sah sie ihn im Profil, als er das Kleidungsstück über den Schreibtischstuhl legte.
Ganz offensichtlich war er erregt. Sie konnte das deutlich erkennen. Und jetzt bekam sie es wirklich mit der Angst zu tun. Denn sein Verlangen nach ihr erregte sie. Und das gehörte sich nicht für eine anständige Frau.
Ja, sie waren verheiratet, und er hatte das Recht, die Ehe mit ihr zu vollziehen. Aber ihr war klar, dass sie keine Wollust zeigen durfte. Denn was würde das für Rückschlüsse auf ihre Moral zulassen?
Wäre er entsetzt, wenn er wüsste, dass sie sich danach sehnte, von ihm berührt zu werden, in seinen Armen zu liegen? Schon bei seinen Küssen in der Kutsche hatte sie alle Hemmungen verloren. Sie hatte nicht einmal geahnt, dass es solche überwältigenden Gefühle gab wie die, die sie beim Küssen verspürte. Doch in diesem Moment sehnte sie sich auch ohne Küsse schmerzlich nach ihm.
In ihrer unersättlichen Neugier hatte sie so viel wie möglich darüber gelesen, wie der eheliche Verkehr gestaltet war, das Buch zur Unterweisung von Ehemännern etwa, das ihr Vater besaß. Da sich niemand die Mühe machte, auch Frauen auf die Ehe vorzubereiten, hatte Emily es als ihr gutes Recht angesehen, sich selbst in dieser Hinsicht zu informieren.
Nach dem, was sie gelesen hatte, sollte eine Frau die Aufmerksamkeiten ihres Gatten stets ohne Beschwerden erdulden, aber nicht selbst die Initiative ergreifen. Mit einer gewissen Verzweiflung fragte Emily sich, ob es wohl sehr schwierig werden würde, bei Nicholas' Liebkosungen unbeteiligt zu bleiben.
Die Matratze unter ihr bebte, als Nicholas sich auf seiner Seite auf den Bettrand setzte, die Decken hob und seine langen Beine ins Bett schwang. Äußerlich steif, doch innerlich aufgewühlt lag Emily da. Nicholas seufzte laut, während er sich auf den Rücken legte und seinen Kopf in einen Arm bettete. Vielleicht würde er ja einfach einschlafen?
Emily war hinund hergerissen zwischen dem Wunsch, dass er es tat, und der Sehnsucht, dass
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