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Der Höllenbote (German Edition)

Der Höllenbote (German Edition)

Titel: Der Höllenbote (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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verspreche ich.« Janes Herzschlag beschleunigte sich bei jedem von Sarahs Ausbrüchen; das Adrenalin rauschte in ihren Ohren. »Aber ich möchte Sie etwas fragen, Sarah. Sie haben heute einen Bombenanschlag auf die Polizeidirektion verübt und dabei mehrere Menschen getötet. Warum?«
    »Futter«, antwortete Sarah. »Fleisch für die Mühlen meines Meisters. Aber ich habe meinen Teil erledigt. Wir alle haben das.«
    »Ihren Teil für was? «
    »Für ihn. Für den Boten und für das Überbringen seiner wundersamen Botschaft. Durch uns wandelt er auf Erden. Wir sind seine Boten.«
    Jane starrte die grausige Gestalt an, die einmal ihre Angestellte und Freundin gewesen war.
    »Er ist zurück«, sagte Sarah. »Wir bringen ihn zurück.« Und dann wurde ihr Gesicht dunkelrot, als sie sich in der Zwangsjacke abquälte. Es gab ein knarrendes Geräusch, zusammen mit einigen hässlichen Knacklauten, und Jane wurde bewusst, dass Sarah gerade dabei war, ihre eigenen Knochen zu brechen ...
    »Hören Sie auf!«, schrie Jane.
    Sarah wand ihre gebrochenen Arme aus der Jacke heraus. Sie reagierte nicht auf die unvorstellbaren Schmerzen, unter denen sie leiden musste – sie grinste nur und wandte den Blick nicht von Jane ab.
    Jane war wie gelähmt vor Angst. Ihr Verstand schrie sie an, zurückzuhechten und auf den Alarmsummer zu drücken, aber sie schaffte es nicht. Sarahs wahnsinniges Stieren hielt sie in bewegungsloser Starre fest. Wenn sie sich von dem Teil befreit, wird sie mich umbringen, war Jane klar, aber noch immer konnte sie sich nicht bewegen. Sarah stand auf und schüttelte die Zwangsjacke ab. Barbusig stand sie da, ihre Brüste hoben und senkten sich, sie war schweißüberströmt, von Kratzern und blauen Flecken übersät. Ihre Arme baumelten an den Seiten herab, als hätten sie zusätzliche Gelenke, Knochensplitter stachen durch die Haut, Blut lief hinunter. Ihre Hand bildete eine Kralle, dann kniff sie die Augen zusammen, hob einen Arm, tentakelhaft, und ...
    »Aufhören!«, rief Jane.
    Mit Daumen und Zeigefinger brach Sarah einen ihrer Schneidezähne heraus, und dann ...
    »Aufhören!«
    ... schnitt sie sich selbst mit dem gezackten Rand des Zahns. In ihren flachen Unterleib ritzte sie in aller Ruhe die Umrisse einer Glocke mit einem sternförmigen Klöppel.
    »Sehet den Boten, Jane«, krächzte die Stimme, die ganz gewiss nicht ihr gehörte. »Die Ankunft des Boten ist nahe ...«
    Und dann quetschte Sarah langsam den Zeigefinger in ihre linke Augenhöhle, sie drückte und drückte, bis der dünne gewölbte Knochen brach. Der Finger bohrte sich in ihr Gehirn.
    Sarah grinste ein letztes Mal und fiel tot um.

Kapitel 20
    (I)
    Steve steckte sie ins Bett, nur die Nachttischlampe ließ er an. Er blieb neben ihr sitzen und hielt ihre Hand. Der lange Tag lastete schwer auf beiden.
    Jane zitterte leicht unter ihrer Decke. Sie war es so leid, immer wieder mit dem Tod konfrontiert zu werden.
    »Du siehst blass aus, Jane. Soll ich Dr. Mitchell rufen?«
    »Nein«, lehnte sie ab. »Es geht schon. Es war nur alles zu viel. Ich bin es nicht gewohnt, meinen Angestellten dabei zuzusehen, wie sie sich selbst umbringen.«
    »Ich weiß.« Er schaute ihr tief in die Augen. »Aber vielleicht sollte ich trotzdem den Arzt rufen. Du könntest einen Schock haben oder so etwas.«
    »Nein.« Sie drückte seine Hand fester. »Ich hätte gern, dass du heute Nacht hierbleibst, aber ...«
    »Aber was? Jane, ich möchte bleiben.«
    »Ich glaube nicht, dass es eine gute Idee wäre.«
    Er stützte sein Kinn auf die Hand. »Jane, ich schwöre bei Gott, dass die Frau, mit der du mich gestern gesehen hast, meine Schwester ist. Du wirst sie bald kennenlernen, das hab ich ja schon gesagt.«
    Mittlerweile glaubte Jane ihm, aber es gab immer noch so vieles, worüber sie nachdenken musste. »Ich bin so durcheinander, Steve ...«
    »Ich liebe dich, Jane.«
    Diese Worte bremsten sie abrupt aus, wie einen Kleinwagen, der mit einer riesigen Mauer kollidierte. Ich liebe dich auch, dachte sie, aber sie konnte es noch nicht laut aussprechen.
    »Lass uns bald reden, okay?«, sagte er. »Ich will, dass das mit uns beiden klappt – ich will es mehr als alles andere. In den letzten Tagen sind so viele schreckliche Sachen passiert, dass wir uns auf nichts anderes konzentrieren können. Aber wenn das alles ausgestanden ist ...«
    »Ja«, nickte sie. »Ich will auch, dass es klappt. Und es wird klappen.«
    Er schien erleichtert zu sein, und an seinen Augen erkannte Jane,

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