Der Höllenbote (German Edition)
nicht darüber reden, lass uns über unsere Beziehung reden ...«
»Steve, es gibt keine Beziehung ...«
»Lass uns wenigstens darüber reden ...« Er griff über den Tisch, um ihre Hand zu berühren, aber sie zog sie sofort zurück.
»Es gibt nichts zu bereden«, sagte sie.
Steve seufzte frustriert. »Na gut. Pass auf, ich besorge dir einen Passierschein, damit du zu Sarah kannst. Ich hole dich heute Abend ab und bring dich selbst hin. Und unterwegs unterhalten wir uns über unsere Beziehung.«
Jane hatte das Gefühl, zwischen zwei Pferde gespannt zu sein, die in unterschiedliche Richtungen losgaloppierten. »Steve, selbst wenn es eine Beziehung zwischen uns beiden gegeben hätte, so plagen uns beide im Moment doch ganz andere Sorgen, oder? Großer Gott, Menschen werden umgebracht und mehrere meiner Angestellten sind dafür verantwortlich. Ganz zu schweigen davon, dass einer meiner Sortierer heute nicht zur Arbeit erschienen ist und ich immer noch keine Ahnung habe, was aus Martin Parkins geworden ist!«
Steve schlug sich mit der Hand vor die Stirn. »Oh Mann. Bei dem Bombenanschlag und allem habe ich es komplett vergessen.«
»Was vergessen?«
»Wir haben Martin Parkins gefunden, Jane. Wir entdeckten seine Leiche heute Morgen im Waldstück hinter Bowen Field.«
»Seine Leiche? Du meinst ...«
»Er ist tot, ermordet. Jemand hat ihm einen Stift ins Auge gerammt.«
Stift, dachte Jane. Ins Auge ...
»Das ist grässlich«, erwiderte sie mit versteinerter Miene.
»Nicht selten stoßen grässlichen Leuten grässliche Dinge zu«, meinte Steve. »Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus. Möglicherweise steckt eine Prostituierte dahinter. In seiner Wohnung haben wir jede Menge Polaroidfotos von hiesigen Prostituierten gefunden. Wir haben die Bilder mit zum Bezirkssheriff genommen und dort sagte man uns, dass einige der Frauen als vermisst gelten. Es könnte sein, dass er die eine oder andere dieser Frauen umgebracht hat, und es könnte sein ...«
Jane zog selbst die schauerliche Schlussfolgerung: »... dass er letzte Nacht eine von ihnen aufgegabelt hat und ihr etwas antun wollte, sie sich aber wehren konnte.«
»Ganz genau. Wir wissen es noch nicht sicher, aber es sieht immer mehr danach aus.«
Ein bisschen tat ihr Martin leid, auch wenn sie ihn nie gemocht hatte. Aber dieser seltsame Zufall machte ihr zu schaffen. Dieser komische Traum von letzter Nacht ... Sie hatte geträumt, dass Martin sie missbrauchte, und – und ich habe ihm einen Stift ins Auge gerammt ...
»Also, was ist jetzt mit Sarah Willoughby?«
Steves Frage riss sie aus ihren Gedanken. »Na ja, ich habe gefragt, ob du es arrangieren kannst, dass ich zu ihr gelassen werde, und du hast gesagt, du willst es tun.«
»Ich bring dich zu ihr.« Er legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Ich komme gegen sieben wieder, wenn ich Feierabend habe, und hole dich ab.«
Steve kam mit seinem zivilen Dienstwagen. Das Funkgerät hatte er ganz leise gedreht. Jane saß neben ihm und schwieg. Sie wusste selbst nicht, was sie sich davon versprach, auch wenn es ihre eigene Idee gewesen war. Beschwer dich nicht, Jane. Du hast selbst darum gebeten . Sie musste Sarah einfach sehen, mit ihr reden. Möglicherweise erhielt sie ein paar Antworten, die andere nicht bekamen: über Sarahs Geisteszustand, über ihre Verbindung zu Marlene, Carlton und Martin – die jetzt alle tot waren – und über die Sekte oder was auch immer dahintersteckte.
Und dann war da noch Steve, und das trug nicht gerade zur Entspannung der Situation bei. Auch er hat einen miesen Tag hinter sich, ermahnte sie sich. Seine Polizeiwache wurde in die Luft gejagt, er hat mehrere Männer verloren.
»Sieht aus, als hätten wir jetzt nur noch uns beide«, sagte er, passend zu ihren Gedanken.
In gewisser Hinsicht hatte er recht. Ein tragisches Rätsel nach dem anderen brach über sie herein. Und keiner von ihnen wusste, was tatsächlich vor sich ging. Ihnen blieben nur Vermutungen und Spekulationen, die sie beide nicht voranbrachten.
»Die Frau, mit der du mich gesehen hast, ist wirklich meine Schwester. Sie heißt Ginny«, unterbrach Steve ihre Gedankengänge. »Glaub mir. Ich werd’s dir beweisen.«
Jane fühlte sich ertappt. »Und wie?«
»Sie bleibt noch eine Woche in der Stadt. Ich werde euch miteinander bekannt machen. Wir gehen essen, wir drei zusammen. Ich hab ihr alles über dich erzählt – sie möchte dich sowieso kennenlernen.«
Sie wusste nicht, was sie darauf
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