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Der Höllenbote (German Edition)

Der Höllenbote (German Edition)

Titel: Der Höllenbote (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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versuchte, mit einer monströsen Hand nach ihr zu greifen, und Jane schluckte ihren Ekel herunter und quetschte sich durch den Spalt. Sie schaffte es gerade noch, ihr Verfolger jedoch nicht. Die Felsspalte schloss sich knirschend um das Wesen, das sich nur bis zur Hüfte hatte hineinschieben können. Knochen knirschten und aus dem hundeartigen Maul spritzte eine schleimige Masse von Innereien heraus.
    Jane stolperte zurück und lehnte sich an eine hoch aufragende Gesteinsformation. Nur ein Traum, nur ein Traum ... Doch dann bewegte sie ihren Kopf langsam und lugte um die Ecke des Felsens.
    Sengend heiße Luft blies ihr ins Gesicht; sie versengte ihr die Augenbrauen, verbrannte ihr das Gesicht. Sie wusste, sie sollte vor den Schmerzen zurückweichen, aber aus irgendeinem Grund konnte sie die Augen nicht von dem abwenden, was sie dort draußen sah.
    Sie blickte hinab in ein Tal, und in diesem Tal stand eine Kirche. Monströse Buntglasfenster waren in die pechschwarzen Wände eingelassen. Pulsierendes Licht drang aus ihnen heraus und beleuchtete grell die Szenen auf den Scheiben, die sämtliche Sorten dämonischer Orgien und Verstümmelungen abdeckten. Janes Augen richteten sich auf die Front der Kirche, den dräuenden schwarzen Kirchturm und das umgedrehte Kreuz an seiner Spitze.
    Nur ein Traum, nur ein Traum, dachte sie immer wieder, während sie in dem sengend heißen Wind fast erstickte. Hinter ihr öffnete sich der Felsspalt ein weiteres Mal. In der entstandenen Öffnung konnte Jane gierige, wächserne Gesichter erkennen – aber es war ihr egal. Entweder wachte sie auf oder sie starb.
    Ihr Herz schlug unregelmäßig. Ihre Augen waren weit aufgerissen und richteten sich auf den Kirchturm. Direkt unterhalb des Kreuzes befand sich ein Glockenturm.
    Und die Glocke begann zu läuten.

Kapitel 21
    (I)
    »Ich weiß gar nicht, warum ich hier bin«, sagte Jane, die in der offenen Tür stand.
    »Ich aber«, erwiderte Dhevic. »Kommen Sie rein.«
    »Ich ...« Zögernd trat sie einen Schritt zurück. Es herrschte helles Tageslicht, die Sonne schien ihr gegen den Rücken. Auf der Hauptstraße hinter ihr rauschte der normale Berufsverkehr vorbei. Es war ein ganz normaler Tag, wovor hatte sie also Angst?
    »Ich muss mich entschuldigen«, sagte Dhevic mit seinem rollenden Akzent. »Was ich Ihnen neulich erzählt habe, über meine ...«
    »Gönner«, ergänzte Jane.
    »Manchmal vergessen sie mich. Es erweist sich für mich oft als unumgänglich, die billigsten Motels in den zwielichtigsten Stadtteilen zu wählen. Aber es ist sauber. Ich habe Insektenspray versprüht und alle Nager mit Fallen gefangen.«
    Wie reizend, dachte Jane und trat ein. Sie steckte den Zettel mit der Adresse, den er ihr gegeben hatte, in die Tasche zurück.
    Einige Tüten mit Lebensmitteln standen auf dem kleinen Schreibtisch. Offenbar kam Dhevic gerade vom Einkaufen. Durch das Fenster konnte Jane einen neuen silbernen Geländewagen vor dem Haus parken sehen.
    »Ich wusste, dass Sie kommen «, sagte er.
    »Oh, sicher. Ich habe ganz vergessen, dass Sie Hellseher sind. Ein ... Augur.«
    Dhevic lächelte als Antwort. »Ich verstehe Ihren Sarkasmus, aber ... Sie sind hier, nicht wahr?«
    »Ja. Gestern hat es weitere Morde gegeben. Wieder eine meiner Angestellten ...«
    »Eine weitere Botin «, korrigierte Dhevic. »Ja, ich weiß davon.«
    »Wie viel wissen Sie?«
    Dhevic erhitzte Wasser auf einer elektrischen Kochplatte und rührte zwei Tassen löslichen Kaffee an. Auf der Wand prangten Flecken, die wie Handabdrücke aussahen, daneben ein kleines Loch. Jane verdrängte den Gedanken, dass es wie ein Einschussloch aussah.
    »Haben Sie letzte Nacht geträumt?«, fragte er und reichte ihr eine Tasse.
    »Ja, ich habe geträumt. Von einer schwarzen Kirche mit einem Glockenturm. Und die Glocke läutete.«
    » Cymbellum Eosphorus? Glauben Sie jetzt daran?«
    »Es ist ein stressbedingter Traum gewesen, Professor Dhevic«, versetzte Jane. »Ich hatte diesen Traum aufgrund der Dinge, die Sie mir in meinem Büro suggeriert haben. Aber Sie glauben daran, nicht wahr? Das haben Sie jedenfalls neulich behauptet.«
    Darauf antwortete Dhevic nicht, jedenfalls nicht mit Worten. Jane musste sich anstrengen, um sich auf sein Gesicht zu konzentrieren. »Sie sagten auch etwas über diesen Dämon ...«
    »Kein Dämon, ein gefallener Engel«, verbesserte Dhevic. »Aldezhor, Luzifers Bote. Die Höllenversion des Erzengels Gabriel ...«
    »Meinetwegen. Da gibt es also diese Sekte oder

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