Der Höllenbote (German Edition)
antworten sollte. Konnte es die Wahrheit sein? Es muss die Wahrheit sein. So etwas ist doch viel zu leicht zu überprüfen. Sie nahm seine Hand. »Das würde mich sehr freuen. Es tut mir leid, dass ich überreagiert habe. Ich glaube, die letzte Woche ...«
»Die letzte Woche war für uns beide zu viel. Wir haben nicht mit so etwas gerechnet – wie auch? Aber alles wird gut.«
Und von einem Moment auf den anderen fühlte Jane sich zufrieden und glücklich. Sie hatte nur vor lauter Stress überreagiert und sich nicht im Griff gehabt, nachdem sie eine Beziehung mit ihm angefangen hatte. Seine Hand erwiderte ihren Druck.
Oh, ja ... Doch dann fiel ihr wieder der Grund ein, weshalb sie ursprünglich überhaupt zur Wache gekommen war. »Ich hab ganz vergessen, es dir zu sagen: Dieser Mann – er ist gestern bei mir im Büro gewesen.«
»Welcher Mann?«
»Alexander Dhevic.«
Sein Gesicht wurde streng. »Mein Gott, Jane! Ich hab dir doch gesagt, dass der Kerl ein Spinner ist. Er ist gefährlich! Du hättest es mir sagen müssen. Wenn er jemals wieder in dein Büro kommt, dann ruf mich sofort an. Der Kerl ist irre. Er schlachtet die Morde entweder für sein nächstes Buch oder die nächste Dokumentation aus, oder er ist selbst darin verwickelt!«
»Es ist nur das, was er mir gesagt hat, oder vielleicht die Art, wie er es gesagt hat ...«
»Er ist ein Schauspieler, Jane. Ein Betrüger. Hör nicht auf ihn, fall nicht auf ihn herein ...«
»Er sagte, die Morde hätten einen dämonischen Hintergrund. Er hatte dieses Bild von einer Glocke dabei. Einen Kupferstich aus einem uralten Buch ...«
»Und lass mich raten: Er hat dir erzählt, dass es das Symbol für einen Dämonen ist.«
»Ja, für Aldezhor, den Höllenboten. Ich meine – Steve, die höllische Entsprechung des Erzengels Gabriel! Ein dämonischer Bote, der durch Postangestellte in Erscheinung tritt ... Und was sind Postangestellte?«
»Boten, ich weiß. Den gleichen Mist hat er uns schon vor 20 Jahren erzählt. Es ist nur ein Haufen Schwachsinn. Er versucht, sich einen Ruf als Experte für das Okkulte zu erwerben. Jedes Mal, wenn es irgendwo im Land eine Serie bizarrer Morde gibt, tut er so, als wüsste er alles darüber, um in möglichst viele dieser bescheuerten Schrottsendungen eingeladen zu werden.«
Jane konnte selbst nicht fassen, was sie als Nächstes sagte: »Ich glaube, er ist ein Hellseher oder so etwas ...«
»Er ist ein Scharlatan! Ein Spinner! Leute wie Dhevic wissen, wie sie andere für sich einnehmen können – es ist ihr Job! Fall nicht auf diese Scheiße rein.«
Sie wusste, dass er recht hatte, aber die Einzelheiten von Dhevics Besuch machten ihr nach wie vor zu schaffen. Sie erinnerte sich an das, was er gesagt hatte, kurz bevor er gegangen war: Er wird Sie durch Ihre Ängste, Ihre Schwächen, Ihre Träume manipulieren. »Er sagte etwas über Träume, und dass dieser Dämon – oder gefallene Engel, um genau zu sein – die Menschen durch ihre Träume manipuliert.«
»Das tut Freddy Krueger auch, und an den glaube ich genauso wenig ...«
»Nein, nein, du verstehst mich nicht. In meinem Büro hast du mir erzählt, dass Martin durch einen ins Auge gerammten Stift ums Leben gekommen ist. Na ja, und letzte Nacht ...«
Steve wurde langsam ungeduldig. »Was war letzte Nacht?«
»Letzte Nacht habe ich geträumt, dass Martin versucht hat, mich zu vergewaltigen, aber ... ich habe mich gewehrt, indem ... ich ihm einen Stift ins Auge gerammt habe!«
»Das ist reiner Zufall, Jane! Vergiss die ganze Sache!«
Sie zermarterte sich den Kopf, strengte sich an, sich an weitere Details des Albtraums zu erinnern. Da waren doch zwei Männer gewesen, oder? Martin ...
Und noch jemand.
Jemand mit einem Gesicht so grässlich, dass ihr davon übel wurde, wenn sie nur daran dachte. Und Dhevic hatte ihr doch erzählt, dass Aldezhor einen grässlichen Anblick bot.
»Und noch etwas«, fuhr sie fort. »Er wusste über Matt Bescheid, meinen verstorbenen Mann. Er hat ihn erwähnt – es war fast, als würde er mir eine Vision zeigen ...«
»Jetzt komm schon! Dhevic spielt mit dir!«
»Aber woher wusste er von meinem Mann?«
»Recherchen, Jane. Auf die Weise verdienen diese Typen ihr Geld. Sie machen den Leuten weis, dass sie etwas wissen, das sie eigentlich nicht wissen können. Und dann glaubt man, dass sie Hellseher oder Weissager oder so was sind.«
»Okay, aber warum? Warum sollte dieser Mann, den ich überhaupt nicht kenne und für den ich von
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