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Der Höllenbote (German Edition)

Der Höllenbote (German Edition)

Titel: Der Höllenbote (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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sie durch ein von Fackeln erleuchtetes Labyrinth aus schwarzem Gestein. Hinter jeder Ecke lauerte ein neuer Schrecken, angekündigt von qualvollen Schreien. Jane blieb wie angewurzelt stehen, als zwei kleine Gestalten vor ihr auftauchten.
    Jennifer und Kevin standen vor ihr, aber ...
    Mein Gott ...
    Auch ihre Kinder waren abgemagert, ihre Gesichter kaum mehr als bleiche Haut über hohläugigen Schädeln. Sie grinsten sie mit nagelspitzen Fangzähnen an. Winzige Hörner ragten aus ihren Stirnen.
    »Hi, Mom!«, sagte Jennifer. »Was gibt’s zu essen?«
    »Ich esse das hier«, verkündete Kevin und pflückte sich seine verweste, aber noch immer lebende Krötenechse von der Schulter. Er stopfte sie sich in den Mund und begann zu kauen, und hinter seinem Grinsen quoll die Fäulnis hervor.
    Jane rannte.
    Aber nicht lange. An der nächsten Wand des Labyrinths war Carlton gerade dabei, einem Mädchen, das sich windete, die Haut von Brust und Unterleib abzuziehen. Das Mädchen war brutal gekreuzigt worden, ihre Hände mit Eisenhaken an den Felsen genagelt.
    »Hi, Jane«, sagte Carlton über die Schulter. Er riss dem Mädchen ein Stück Haut vom Leib, als ob er alte Tapeten von einer Wand entfernte.
    Jane drehte sich um und schrie auf.
    Gehörnte Versionen ihres verstorbenen Manns Matt und von Marlene Troy hießen sie mit offenen Armen willkommen. Lebende Leichen, nackt und grinsend.
    Matt kam zu ihr geeilt und umarmte sie. Sein Gestank raubte Jane fast das Bewusstsein.
    »Liebling«, flüsterte er voller Freude. Jane versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien, schaffte es aber nicht. Sie spürte, wie seine tote Erektion anschwoll. »Du fickst doch nicht wirklich diesen Bullen, oder?«
    Jane schrie.
    Seine Umarmung wurde noch fester und dann fuhr ihr eine knochige Hand an die Kehle. Plötzlich verwandelte sich sein Grinsen in ein sabberndes, hasserfülltes Funkeln. »Bläst du ihm auch einen, so wie du es bei mir immer getan hast? Ich wette, du tust es, du kleines Flittchen. Ich will dir mal was zeigen.« Und dann hob er seine andere Hand. Sie hielt Steves abgetrennten Kopf.
    »Da gibt’s nicht mehr viel zu blasen, was?«
    Jane riss sich los, ihre Schreie wirbelten hinter ihr her. Als Nächstes gelangte sie zu einer Nische in der Felswand, in der eine Frau von den bleichen, mageren Kreaturen, die sie vorhin schon bemerkt hatte, vergewaltigt wurde. Die Monstren zerfleischten die Frau, aber statt Schreien der Qual stieß sie Schreie der Wollust aus. Da erst erkannte Jane, wen sie vor sich hatte ...
    Sarahs Hörner richteten sich auf, als sie den Kopf hob, um Jane anzuglotzen. Ihre Freier wechselten sich ab; dämonisches Sperma glänzte auf ihrer Haut. Die Wunden, die sich ihre Exkollegin in der Gummizelle in die Haut geritzt hatte, schienen zu leuchten: die Glocke und der sternförmige Klöppel.
    »Weißt du noch, was ich dir gesagt habe?«, lallte Sarah.
    »Das ist ein Traum! Das ist nur ein Traum!«, brüllte Jane.
    »Genau, Jane, es ist ein Traum von dem, was dich erwartet. Der Bote mag dich, er bewundert dich. Er behält dich im Auge, Jane.«
    »Genau wie ich«, blubberte eine andere Stimme.
    Martin Parkins kam aus der anderen Richtung herbeigestolpert, seine Postuniform hing ihm in verrotteten Fetzen vom Leib. Der Stift steckte noch in seinem Auge, und jetzt hebelte er ihn aufwärts und löste damit den Augapfel aus der Höhle. »Ja, du Miststück, ich behalt dich im Auge«, sagte er. Er hielt den Augapfel hoch und richtete ihn auf sie.
    Es ist nur ein Traum, nur ein Traum!, hämmerte Jane sich immer wieder ein.
    »Oh Gott, ist das gut«, stöhnte Sarah. Jane machte den Fehler, nach unten zu sehen. Eine der bleichen Gestalten kniete neben Sarah und stieß ihren unmöglich langen Finger immer wieder in das Gehirn der Frau, durch das Loch, das sie in der Gummizelle in ihre Augenhöhle gebohrt hatte.
    »Laufen Sie! Laufen Sie!«, rief ihr plötzlich eine andere Stimme zu. Eine große Gestalt, diesmal ganz in Schwarz gekleidet. Das bärtige Gesicht tauchte auf – Dhevic –, und es trug die größten Hörner von allen auf der Stirn. Er wies auf eine andere Felsspalte – eine Spalte, die sich langsam knirschend schloss wie ein gewaltiges Steinportal. Dhevic stieß sie in diese Richtung und brüllte: »Laufen Sie! Beeilen Sie sich! Los! Und passen Sie auf!«
    Jane war jetzt kaum noch bei Verstand. Ihre Füße stampften durch den dampfend heißen Schlamm der Felsspalte entgegen. Eine der bleichen Kreaturen verfolgte sie,

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