Der Höllenbote (German Edition)
Kommen Sie rein.«
Sarah war eine nette und zuverlässige Mitarbeiterin. Nie zu spät, nie krank, nie ein Problem. Sie war noch jung und stand nicht sonderlich weit oben auf der Gehaltsliste, aber Jane hielt große Stücke auf sie.
Sarah trat ein und setzte sich auf den Besucherstuhl. Sie lächelte munter. »Schlimme Sache mit Martin. Ich hab ihm geholfen, diese Kartons mit Ersatzteilen in den Keller zu tragen. Ich hatte ja keine Ahnung, dass er trinkt.«
»Oh, ich weiß. Aber das musste irgendwann mal passieren. Es tut mir leid, dass ich ihn suspendieren muss, aber mir bleibt nichts anderes übrig. Und damit habe ich Ihnen einen Vorschlag zu machen. Sie sind die Nächste auf der Beförderungsliste, Sarah. Bevor ich Martin beim Trinken erwischt habe, hatte ich ihm den Posten als Vorarbeiter der Sortierabteilung angeboten, aber er hat ihn abgelehnt. Sie sind zwar noch nicht so lange dabei, aber Ihre Personalakte ist makellos und ich habe vollstes Vertrauen in Sie. Ich hoffe, dass Sie mein Angebot annehmen. Eine Gehaltserhöhung um eine Stufe ist damit verbunden und nach 90 Tagen kommen Sie noch eine Stufe höher.«
Sarahs hübsche Augen weiteten sich vor Überraschung. »Wow, das kommt aber unerwartet. Vielen Dank, Jane. Ich weiß, dass ich für den Posten qualifiziert bin, und ich kenne mich in der Abteilung bestens aus. Ich werde Sie nicht enttäuschen.«
»Da bin ich mir sicher, Sarah.«
»Aber es ist schon merkwürdig, oder? Ich meine, Martin ist doch schon so lange dabei gewesen. Er hätte sich ändern können. Warum hat er den Job nicht angenommen?«
»Nun, ich nehme an, weil ...«
»Weil er ihn ohnehin nur für einen Tag gehabt hätte, bevor er suspendiert worden wäre«, drang eine wohlvertraute Stimme in den Raum. Steve stand im Türrahmen. »Tut mir leid, dass ich gelauscht habe. Die Tür stand offen.«
Jane und Sarah sahen ihn überrascht an.
»Sarah, warum bringen Sie nicht Ihre Sachen an Ihren neuen Arbeitsplatz?«, schlug Jane vor – eine höfliche Art und Weise, sie aus dem Büro zu komplimentieren. Sie freute sich sehr, Steve zu sehen, aber an seiner Stimme und seiner Miene erkannte sie, dass er ihr etwas Ernstes mitzuteilen hatte. »Ich komme später vorbei und unterhalte mich mit Ihnen, dann bringe ich auch den Ordner mit der Tätigkeitsbeschreibung mit.«
»Klar, Jane. Und danke noch mal!« Sarah huschte hinaus, ein breites Lächeln strahlte auf ihrem hübschen Gesicht.
Steve lächelte nicht, als er sich setzte.
»Hi«, sagte Jane. »Ich seh dir an, dass etwas nicht stimmt. Und woher wusstest du, dass ich Martin heute suspendiert habe? Wer hat es dir verraten?«
»Niemand. Ich wusste nichts davon.«
»Aber du hast doch gerade gesagt ...«
»Martin Parkins«, brummte Steve. »Sein Wagen steht draußen auf dem Personalparkplatz, der rote Escort.«
Es war keine Frage, sondern eine Mitteilung. »Wahrscheinlich ist er noch im Haus und räumt seinen Schreibtisch aus. Ich musste ihn heute nach Hause schicken, weil ich ihn im Keller beim Trinken erwischt habe. Vermutlich wird er sich die Peinlichkeit einer Anhörung ersparen und kündigt von sich aus. Jedenfalls dürfte das der Grund sein, weshalb sein Wagen noch draußen steht.«
Steve nickte. Er öffnete einen Umschlag. »Kannst du ihn rufen? Ich muss ihm das hier zeigen.«
»Was ist das?«
»Ein Haftbefehl.«
Jetzt wusste Jane Bescheid. Einen Moment lang hatte sie es verdrängt. »Letzte Nacht, nachdem du gegangen bist, hat mein Nachbar wegen eines Spanners bei der Polizei angerufen, und der Polizist, der kurz darauf kam, sagte ...«
»Dass sich jemand ein Kennzeichen notiert hat«, beendete Steve den Satz. »Ein anderer Nachbar am Ende der Straße hat gesehen, wie er mit Vollgas weggefahren ist. Mein Gott, ich wünschte, ich wäre da gewesen – ich hätte ihn mir auf der Stelle geschnappt. Es gibt keinen Zweifel: Er ist der Mann. Die Kraftfahrzeugbehörde hat uns seine Adresse gegeben. Ich bin sofort hingefahren, aber er war nicht da. Ich hoffe, er ist auf eine große Überraschung gefasst.«
»Du willst ihn also tatsächlich verhaften?«
Steve sah überrascht aus. »Warum nicht? Willst du denn nicht, dass er verhaftet wird?«
Es kam ihr brutal vor, vor allem, nachdem er gerade den Job verloren hatte, in dem er seit zehn Jahren gearbeitet hatte. Aber ... Das sollte ihm eine Lehre sein, auf jeden Fall ist es genau das, was er jetzt braucht. Vielleicht bringen ihn ein bisschen Untersuchungshaft und eine kleine Bewährungsstrafe
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