Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Höllenbote (German Edition)

Der Höllenbote (German Edition)

Titel: Der Höllenbote (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
Vom Netzwerk:
zur Besinnung. Das sollte für ihn Ansporn genug sein, sich endlich am Riemen zu reißen. »Du hast recht«, nickte sie. Sie nahm den Telefonhörer ab, rief vorne im Servicebereich an und bat darum, Martin in ihr Büro zu schicken. Dann wandte sie sich wieder an Steve: »Um die Wahrheit zu sagen, wundert es mich nicht besonders. Er ist immer eine Art schwarzes Schaf gewesen. Schlechtes Benehmen, kommt nicht gut mit seinen Kollegen aus, ganz zu schweigen von mehreren Suspendierungen wegen Alkohol am Arbeitsplatz.«
    »Bei solchen Burschen weiß man nie. Was sie tun, wenn sie niemand beobachtet, meine ich. Wahrscheinlich treibt er schon länger als Spanner sein Unwesen und ist bisher nur noch nie erwischt worden.«
    Das Telefon summte. Jane nahm ab, hörte zu und runzelte die Stirn. Sie legte auf. »Die Kollegen sagen mir gerade, dass Martin nicht an seinem Platz ist.«
    Auch Steve runzelte die Stirn, dann nickte er. »Wahrscheinlich hat er mich gesehen, als ich ins Gebäude kam oder auf den Parkplatz fuhr, und hat eins und eins zusammengezählt.« Er ging zum Fenster, zog die Lamellen der Jalousie auseinander und spähte hinaus auf den sonnigen Parkplatz. »Sein Wagen steht immer noch da. Ich rufe im Revier an, damit jemand eine Kralle um seinen Vorderreifen legt. Er muss zu Fuß abgehauen sein. Ich werde nach ihm fahnden lassen.« Plötzlich machte Steve einen gehetzten Eindruck. Jane konnte seinen Frust gut nachvollziehen: Letzte Nacht hatten sie miteinander geschlafen, und es war wundervoll gewesen – und jetzt mussten sie sich hier mit diesem Problem herumschlagen. Unter diesen Umständen konnten sie nicht wie sonst miteinander umgehen. Er schaute auf seine Armbanduhr und steckte den Haftbefehl in die Brusttasche. »Ich muss gehen und versuchen, diesen Kerl zu finden. Ich ruf dich später an, okay?«
    Jane stand auf, ging um den Schreibtisch herum und schloss die Tür. Zuerst sagte sie nichts, sondern küsste ihn nur. »Ich verstehe«, flüsterte sie, als sie ihn anschließend umarmte. »Du musst deine Arbeit erledigen, also geh.«
    »Ich ... mach mir nur ein bisschen Sorgen um dich. Ich will nicht, dass dieser Spinner hierher zurückkommt. Möglicherweise steht er kurz davor, überzuschnappen ...«
    »Mach dir keine Sorgen um mich. Mir passiert schon nichts.«
    Sie küsste ihn noch einmal und begleitete ihn hinaus. Sich wegen mir Sorgen zu machen, ist nun wirklich das Letzte, was er gebrauchen kann. Sie begleitete ihn bis zum Parkplatz – als er abfuhr, winkte er verlegen. Jane lächelte nur.
    Sie blieb noch einige Augenblicke in der Sonne stehen. Es würde ein heißer Tag werden. Als sie sich umsah, überkam sie ein Gefühl von Genugtuung. In ihrer kleinen Westfiliale herrschte Hochbetrieb, Kunden kamen und gingen, Lkws fuhren an die Laderampen. Alles normal. Wie ein Uhrwerk, genau wie es laufen sollte.
    Und Steve und ich sind zusammen. Noch mehr Genugtuung. Einen Augenblick später verfinsterte sich ihre Stimmung jedoch, als ihr klar wurde, was ihr Blick gerade streifte – den staubigen roten Escort, Martins Wagen. Der Anblick erinnerte sie an die beunruhigende Wahrheit: Er läuft immer noch frei herum. Wo würde er hingehen? In welchem Geisteszustand befand er sich? Stand er tatsächlich kurz davor, durchzudrehen? In der heutigen Zeit erfüllte das fast schon ein Klischee: Unzufriedener Postangestellter dreht durch und kehrt mit einer Waffe zurück. So etwas geschah immer wieder, und hier war es bereits geschehen. Der einzige Unterschied bestand darin, dass Marlene nicht unzufrieden gewesen war. Sie hat einer Sekte angehört, genau wie Carlton – und niemand hat etwas davon gewusst, bis es zu spät war. Und vor 20 Jahren? Jetzt starrte sie das Gebäude an. Auch da kam es zu einem Massenmord. Hier in diesem Gebäude ... Und die Tat war von einem Mann verübt worden, einem Postangestellten, der ...
    Einer Sekte angehörte.
    Die schlimmsten Fragen stürzten auf sie ein. Gehört Martin auch dieser Sekte an? Sie zitterte trotz der zunehmenden Hitze und selbst im grellen Sonnenlicht fühlte sie sich nicht länger sicher.
    Die Kollegen am Schalter versicherten ihr, dass Martin sich nicht mehr in der Filiale befand, aber wie konnten sie sich da sicher sein? Vielleicht versteckt er sich, dachte Jane und ihr Magen zog sich zusammen. Vielleicht ist er noch im Gebäude ...
    (II)
    »Verdammt. Warum kann denn nichts in meinem Leben normal laufen?«
    »Wie meinen, Chief?«, fragte Stanton.
    Steve hatte die Bemerkung

Weitere Kostenlose Bücher