Der Höllenbote (German Edition)
Blutopfer dient. Die einzige noch mächtigere Opfergabe ist die Campanula, gezeichnet mit dem Blut eines Akolythen, eines Menschen, der sich selbst als Opfer darbringt. Hat es hier in letzter Zeit solche Selbstmorde gegeben, Ms. Ryan?«
Darauf antwortete sie nicht, zumindest nicht mit Worten. Aber selbstverständlich hatte es solche Selbstmorde gegeben. Marlene. Carlton. Beide hatten sich selbst getötet und dieses Symbol in Blut hinterlassen. Mit ihrem und dem ihrer Opfer.
Dhevic redete mit seiner schwebenden Stimme und seinem Akzent weiter, während er auf die Abbildung wies. »Die Campanula. Eine Glockenform. Sie ist eine Darstellung dieser Glocke hier, Ms. Ryan. Beachten Sie den sternförmigen Klöppel.«
»Ja, ich sehe ihn.«
»Etwas geschieht hier, Ms. Ryan. Sie wissen, dass das kein reiner Zufall ist.«
»Und woher soll ich das wissen?«, fragte sie und war nicht sicher, ob es sinnvoll war, ihn herauszufordern.
Lächelte er? »Sie wissen es. Da sind diese Ritualverbrechen von vor 20 Jahren, die mit identischen Verbrechen heute korrespondieren, und der auffälligste gemeinsame Nenner ist ...«
»Mein Postamt«, beendete Jane den Satz.
»Genau. Und was ich wissen muss, ist: Gehören irgendwelche Ihrer Angestellten radikalen religiösen Sekten an oder vertreten sie ungewöhnliche Glaubensrichtungen?«
Jane schmunzelte. »Nein. Genau das Gleiche hat mich die Polizei auch schon gefragt ...«
»Das überrascht mich nicht.«
»... und ich habe ihr die gleiche Antwort gegeben: nein.«
»Aber Sie tun sich schwer damit, habe ich recht?«
Jane schwieg verwundert. Sie tat sich tatsächlich schwer mit dieser Antwort. Steve war davon überzeugt, dass eine Sekte dahintersteckte, hatte aber keine stichhaltigen Hinweise. Und selbst Jane konnte sich der Schlussfolgerung nicht verschließen. »Sie haben recht. Es muss eine Verbindung zu einer Sekte oder so etwas Ähnliches geben. In der gegenwärtigen Situation wäre es unlogisch, nicht davon auszugehen.«
»Jetzt kommen wir allmählich weiter. Dürfte ich mich vielleicht setzen?«
Jane schaute zu ihm auf. Sie wusste nicht, was sie von diesem Mann halten sollte. Steve hatte angedeutet, dass Dhevic möglicherweise sogar selbst in die Sache verwickelt war, dass er Teil dieser Sekte sein könnte und sich mit seinen Referenzen tarnte, aber jetzt, wo Jane ihn kennengelernt hatte, glaubte sie das nicht. Sie fand ihn zwar nicht unbedingt sympathisch, aber sie konnte sich nicht vorstellen, dass er ein Mörder war. Sie las es in seinen Augen. Ich sollte Steve anrufen und ihm sagen, dass der Mann hier ist. Er will sicherlich auch mit ihm sprechen. Aber als sie sich mit diesem Gedanken beschäftigte, starrte Dhevic erst das Telefon an, dann wieder sie und zog eine Augenbraue hoch.
Das ist wirklich unheimlich. »Bitte nehmen Sie Platz, Professor Dhevic.«
»Vielen Dank.« Sein Anzug war gut geschnitten, das konnte sie erkennen, aber alt und abgetragen. Der Kerl sah aus wie jemand, der schon einige gute und schlechte Zeiten hinter sich hatte. Aber er musste doch Geld haben – bei den vielen Fernsehauftritten und den Büchern, die er geschrieben hatte. Der Mann gab Jane Rätsel auf.
Und dann fragte er: »Ist Ihnen irgendwo in diesem Gebäude ein ungewöhnliches Eisenobjekt aufgefallen?«
Jane zuckte zusammen. »Was?«
»Ich weiß, es ist eine seltsame Frage. Etwa einen halben Meter lang, eine Stange, Ms. Ryan, eine Eisenstange. Am einen Ende findet sich ein Ring und am ...«
»Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden. Gerade fing ich an zu glauben, dass Sie harmlos sind, und dann kommen Sie mir mit so einer völlig verrückten Frage.«
Er sah ihr direkt in die Augen. »Ich möchte nicht, dass Sie sich in meiner Gegenwart unwohl fühlen. Wenn Sie wollen, gehe ich sofort. Sie können auch gerne die Polizei anrufen, wenn Sie mir misstrauen.«
Ein Schauder lief ihr über den Rücken. Erst hatte sie daran gedacht, Steve anzurufen, und er hatte das Telefon angesehen. Und jetzt redete er davon, die Polizei anzurufen ...
Jane preschte vor und sprach es aus: »Und jetzt, nehme ich an, werden Sie mir sagen, dass Sie eine Art Hellseher sind, dass Sie Gedanken lesen können ...«
Diesmal lächelte er ganz offen. »Nein, Ms. Ryan. Nichts dergleichen. Ich bin nichts von alledem.«
»Ich habe Sie ein paarmal im Fernsehen gesehen. In Dokumentationen und ...«
»Aufgeblasene, übertriebene Sensationsshows über Satanismus. Ich bin nicht sonderlich stolz auf diese Auftritte, aber sie
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