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Der Höllenbote (German Edition)

Der Höllenbote (German Edition)

Titel: Der Höllenbote (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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Verwirrung wieder zu. Sie suchte nach irgendetwas, das darauf hindeutete, dass Dhevic ein Spinner war. Aber sie fand nichts.
    »Was ist das für ein Objekt?«, fragte sie schließlich. »Was hat es mit dieser Reliquie auf sich?«
    Sein trockener Akzent ließ die Wörter rau von seiner Zunge rollen. »Es ist eine Eisenstange, etwa einen halben Meter lang. Am einen Ende besitzt sie einen Ring, am anderen eine sternförmige Verdickung. Die Sternform ist ein luziferisches Symbol.«
    »Luziferisch«, wiederholte Jane.
    »Der Morgenstern.«
    Sogar Jane erinnerte sich an ihren lange zurückliegenden und todlangweiligen Religionsunterricht in der Schule. »Der erste Beiname Satans.«
    »Ja. Er hat viele Namen, aber das war der erste. So nannte Gott ihn, als er seinen einstigen Lieblingsengel aus dem zwölften Tor des Himmels hinausjagte.« Dhevic schwieg einen Moment und musterte ihre Augen. »So heißt es.«
    »Eine sternförmige Kugel. Eine Eisenstange. Und eine Campa...«
    »Campanula, Ms. Ryan. Eine Glocke.« Dhevic deutete erneut auf das Bild in dem alten Buch. »Und was befindet sich im Inneren einer Glocke?«
    »Wie nennt man es? Klöppel?«
    »Klöppel oder Schlegel. Die Reliquie, nach der ich Sie gefragt habe, soll angeblich der Glockenklöppel dieser Glocke sein.« Sein Finger ruhte auf der Glocke auf der Abbildung.
    Jane sah das Bild an, dann wieder ihn.
    »Jedenfalls glauben das manche Leute«, fuhr er fort, »genau wie manche Leute glauben, dass ein vierblättriges Kleeblatt Glück bringt.«
    »Ich kann Ihnen schon wieder nicht folgen«, gestand Jane.
    »Gott hat einen Boten«, erklärte Dhevic. »Dieser Bote ist der Erzengel Gabriel, und Gabriel kündigt sich mit einer Trompete an. Immer wieder taucht Gottes Bote in der Bibel auf. Gabriel wird ausgeschickt, um Daniel das Kommen der 70 Wochen anzukündigen. Er kündigt die Geburt von Johannes dem Täufer an und teilt Maria mit, dass sie Jesus zur Welt bringen wird. Ja, Gottes Bote. Nun ...« Dhevics Stimme wurde leiser. »Der Sage nach hat auch Luzifer einen Boten und der Name dieses Boten lautet Aldezhor.«
    Der seltsame Name schien durch den Raum zu schwirren wie eine Motte, die nach einem Ausgang suchte.
    »Diese Campanula – die glockenförmigen Symbole, die an den Schauplätzen der Morde hinterlassen wurden  – sind Aldezhors Zeichen. Sie huldigen Aldezhors Instrument – der Glocke in dieser Abbildung hier, die Cymbellum Eosphorus oder Glocke des Morgensterns genannt wird. Davon leitet sich übrigens auch der englische Ausdruck ›Hell’s Bells‹ ab. Wenn die Glocke erklingt, ist die Zeit gekommen, dass der Bote für seinen Meister spricht. Oder einfacher ausgedrückt: Gabriel bläst die Trompete, Aldezhor läutet die Glocke.«
    Jane bemühte sich, die Informationen zu verarbeiten. Eine okkulte Reliquie, für die Morde begangen wurden? Ein Talisman? Was hat das alles mit mir zu tun?, rätselte sie.
    »Manche Leute glauben an Schutzengel«, fuhr Dhevic fort. »Nun haben aber auch Engel hier auf Erden ihre Beschützer. Sie können sie sich als eine Art Hüter oder Wächter vorstellen. Ich bin ein solcher Wächter. Meine Aufgabe ist es, Aldezhor, dem Boten, zu folgen. Letztlich besteht mein Job darin, den Glockenklöppel wiederzubeschaffen und an seine Verwahrer in der Biblioteca Apostolica Vaticana zurückzugeben, in der er 500 Jahre lang versteckt gehalten wurde. Das ist mein Job. Es ist keine geistliche Aufgabe und ganz sicher ist es keine katholische Aufgabe. Es ist schlicht und einfach mein Job, und diesen Job erledige ich nun schon mein ganzes Leben lang. Und wenn Sie wissen möchten, ob ich an die Echtheit des Klöppels glaube: natürlich nicht.«
    »Da bin ich aber erleichtert«, sagte Jane. »Ihre Aufgabe besteht also darin, dieses komische Stück Metall zu finden, von dem ein Haufen satanistischer Irrer glaubt, dass es aus der Hölle stammt? Hab ich das richtig verstanden?«
    »Im Großen und Ganzen ja.«
    »Für wen arbeiten Sie? Eine Detektei?«
    »Nein. Der Job wurde an mich weitergegeben.«
    »Von wem?«
    »Das kann ich nicht sagen. Das unterliegt der beruflichen Schweigepflicht.«
    Hmm. In Janes Kopf jagte eine Frage die andere. Schon die Situation selbst kam ihr unglaubhaft vor – dieser Mann hier in ihrem Büro, der ihr diese bizarren Dinge erzählte. »Aldezhor. Der Bote des Teufels. Ein Dämon, an den dieser Kult glaubt.«
    »Kein Dämon«, korrigierte Dhevic sie. »Schlimmer.«
    Fast hätte Jane gelacht. »Was könnte schlimmer sein

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