Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Höllenbote (German Edition)

Der Höllenbote (German Edition)

Titel: Der Höllenbote (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
Vom Netzwerk:
Hand. Sie fühlte sich nicht normal an. Sie stank, sie war mit einer Art Schleim bedeckt, und die langen, dünnen Finger schienen mehr Gelenke zu haben als eine normale Hand. Entsetzt riss sie die Augen auf, als sie von dem zweiten Eindringling festgehalten wurde, aber dann dämmerte ihr – mit blankem Entsetzen –, dass mehrere andere Männer im Zimmer sein mussten. Sie fühlte nämlich, wie sie noch mehr Hände von hinten umschlangen und betatschten. Mindestens ein halbes Dutzend Hände. Wer waren diese Leute?
    Der Schock trübte allmählich ihre Sicht. Sie registrierte, wie der Briefträger die Tür schloss und den Schlüssel herumdrehte, dann kam er zu ihr herüber und setzte sich aufs Sofa. Gespannt hockte er auf dem Rand des Polsters und schaute interessiert zu, wie Claudette sich unter der vielhändigen Umarmung wand. »Ich bin der Letzte in der Schlange, wenn du weißt, was ich meine«, sagte er und zündete sich eine Zigarette an. »Nummer sieben. Ich schaue zu, bis ich an die Reihe komme.«
    Aber Claudette bekam gar nicht mehr richtig mit, was er sagte. Das Zimmer kam ihr dunkler als sonst vor. Hatten die Männer die Jalousien heruntergelassen? Aber sie bemerkte auch ein komisches orangefarbenes Licht, das hinter ihr flackerte. Und das, worauf diese grässlichen Hände sie niederdrückten, war nicht der weiche heidegrüne Teppich ihres Wohnzimmers.
    Es fühlte sich eher wie Schlamm an.
    Gestalten bewegten sich über ihr. Lange Finger schlängelten sich zwischen ihre Beine und über ihre Brüste, rissen ihr das Oberteil und das winzige Höschen herunter. Jemand – oder etwas – küsste sie. Eine Zunge, die einen halben Meter lang zu sein schien, drängte sich durch ihre zusammengepressten Lippen, und beinahe hätte Claudette sich übergeben. Als sie auf diese widerliche Zunge biss, geschah gar nichts; es war, als ob sie auf ein Stück Leder biss. Die einzige Reaktion ihres Peinigers bestand in einem heißen Glucksen, das in ihren Mund zu strömen schien, und dann glitt die Zunge hinab in ihren Rachen, bis sie in ihrem Magen wimmelte. Währenddessen drangen Finger in ihr Geschlecht ein und ihre Brüste wurden geknetet wie roher Brotteig. Als Claudette anfing, zuckend zu ersticken, zog sich die abscheuliche schwarze Zunge zurück. Verzweifelt saugte sie die Luft ein; eine Sekunde später wäre sie gestorben.
    »Man nennt sie Spermatadämonen – ist das nicht zum Brüllen? Ich meine, so werden sie hier unten genannt«, plapperte der Briefträger weiter. »Ich durfte das auch über mich ergehen lassen, genau wie du, nur bei mir war es ein Teil meiner Bestrafung. Oh, du weißt wahrscheinlich gar nicht, wovon ich rede, hm?« Ein freudloses Lachen. »Sagen wir mal so: Es tut immer noch weh, wenn ich mich hinsetze. Diese Jungs sind nicht wählerisch.«
    Einer befand sich jetzt auf ihr. Die anderen drückten ihre Schultern zu Boden und spreizten ihre Beine, mit Händen, die zupackten wie Metallbänder. Langsam klärte sich ihre Sicht; als sie den Kopf zur Seite drehte, sah sie ...
    Was in Gottes Namen?
    Claudette war nicht mehr in ihrem Wohnzimmer. Sie befand sich in einer Höhle, deren grob behauene Wände trieften und dampften. Und sofort bemerkte sie auch die Quelle des seltsamen orangenen Flackerns. Tropfende Pechfackeln brannten überall um sie herum an den Felswänden. Es sah aus wie im Mittelalter.
    Ich bin in der Hölle, erkannte sie durch den Wahnsinn hindurch.
    »Es geht um das hier«, sagte der Postbote. Er zog etwas aus seiner Umhängetasche, das sie zuerst für eine Art Knüppel hielt. »Hast du eine Ahnung, was das hier ist, Mrs. Peterson?«
    Claudette konnte nicht antworten. Riesige fleischige Objekte drangen in sie ein, stoßend und pumpend wie Kolben.
    Aber sie konnte hören, und sie hörte den Postboten sagen: »Es ist so eine Art Schlüssel, glaube ich. Er öffnet eine Tür, die sie den Riss nennen. Du befindest dich jetzt auf der anderen Seite dieser Tür.«
    Sie veränderte sich. Eigentlich hätte sie entsetzt und schockiert sein müssen, aber sie war es nicht länger. Sie war erregt, gierig nach jedem neuen Beischläfer, der sie bestieg. Der Briefträger hielt noch immer das keulenförmige Objekt in der Hand. Er wog bestimmt zehn Kilo: eine stabile Stange aus altem Metall, das nach Eisen aussah, am einen Ende ein Ring, am anderen eine sternförmige Verdickung.
    »Das ist ein Glockenklöppel, Mrs. Peterson«, fuhr der Postbote fort, »und glaub mir, er stammt nicht von hier. Er hat spezielle

Weitere Kostenlose Bücher