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Der Hof (German Edition)

Der Hof (German Edition)

Titel: Der Hof (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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fühle mich nicht direkt fiebrig, aber das Letzte, was ich jetzt brauchen kann, ist, irgendwo auf einer französischen Straße krank zu werden. Und es ist ja nicht so, als wüsste ich, wohin ich als Nächstes gehen soll, oder als würde es mich irgendwohin ziehen. Nicht mehr. Ein weiterer Tag Ruhe würde keinen Unterschied machen.
    Mir kommt der Gedanke, Mathilde könnte genau das mit ihrer Aussage bezweckt haben, doch ich schiebe ihn rasch beiseite. Dass ich hier bin, hat ihr bisher nichts als Schwierigkeiten eingebracht. Sie hat kaum einen Grund, mich zu einem längeren Aufenthalt zu überreden.
    Wenigstens rede ich mir das ein. Aber als ich das Antibiotikum schlucke und mir das Frühstück auf den Schoß ziehe, bin ich mir durchaus bewusst, dass ich vor allem Erleichterung verspüre, nicht wegzumüssen.
     
    Gegen Mittag ist es auf dem Dachboden unerträglich heiß, und der würzige Geruch von den alten Holzmöbeln juckt mir in der Nase. Ich höre Musik und döse vor mich hin, und als ich wieder aufwache, steht mein Mittagessen neben der offenen Falltür. Ich reibe mir die Augen und beschließe, draußen zu essen. Arnaud will, dass ich ihm aus den Augen bleibe, aber nicht mal er kann von mir erwarten, den ganzen Tag in der Scheune zu bleiben.
    Mit dem Tablett die Treppe runterzukommen ist kompliziert, aber ich schaffe es, indem ich mich auf das Geländer stütze, während ich nach unten gehe. Ehe ich esse, benutze ich das Plumpsklo und wasche mich am Wasserhahn in der Scheune, an dem Georges seine Eimer füllt. Dieser kleine Akt der Selbständigkeit hebt meine Stimmung, und ich bin fast fröhlich, als ich mich mit dem Rücken an eine Steinwand setze. Selbst im Schatten der Scheune ist es stickig und heiß. Während ich Brot und Käse kaue, blicke ich über das Weinfeld zum See hinüber. Mein Ausflug dorthin letzte Nacht scheint keine schlechten Auswirkungen zu haben. Ich habe kein Fieber bekommen und spüre keine Schmerzen im Fuß, die auf eine erneut aufflammende Infektion hindeuten könnten. Die zunehmende Anspannung hat jedenfalls nichts mit meinem Fuß zu tun. Gott weiß, wo ich morgen um diese Zeit sein werde, aber ich will lieber heute schon zum See gehen und ihn mir wenigstens ansehen, bevor ich verschwinde.
    Eine bessere Gelegenheit wird sich kaum bieten.
    Ich beende meine Mahlzeit und mache mich, auf die Krücke gestützt, erneut auf den Weg. Bei Tageslicht erkenne ich, dass die Rebstöcke halb tot sind. Die Blätter sind fleckig und rollen sich an den Rändern ein, und die wenigen Reben hängen schlaff herab wie kleine Luftballons, aus denen die Luft gewichen ist. Kein Wunder, dass der Wein so übel riecht.
    Die Sonne brennt gnadenlos. Ich dachte, tagsüber, wenn ich sehe, wohin ich trete, müsste es einfacher sein, auf dem Feldweg voranzukommen, aber in der Hitze kommt mir der Weg weiter vor als letzte Nacht. Er ist zerfurcht und uneben, und Traktorreifen haben Spuren hinterlassen, die so hart sind wie in Beton gegossen. Die Krücke rutscht immer wieder weg, und als ich den Wald erreiche, bin ich total verschwitzt. Es ist eine Erleichterung, in den Schatten einzutauchen. Jetzt haben die Bäume auch nichts Bedrohliches mehr. Wie bei denen, die an der Straße stehen, handelt es sich meistens um Kastanien, und ich bin froh, unter ihrem grünen Dach zu sein.
    Während ich dem Feldweg durch den Wald folge, ertappe ich mich dabei, wie ich darauf lauere, dass erneut ein Schrei ertönt wie letzte Nacht. Aber da ist nichts als das Zirpen der Grillen. Selbst die Statuen haben ihre bedrohliche Ausstrahlung eingebüßt. Bei Tageslicht wirken sie harmlos. Etwa ein Dutzend dieser Steinfiguren steht neben dem Feldweg, wo man sie offensichtlich wahllos an der dichtesten Stelle des Waldes versammelt hat. Sie sind allesamt sehr alt und verwittert, und ich sehe jetzt erst, dass die meisten außerdem beschädigt sind. Ein Pan mit abgebrochenem Huf tollt neben einer gesichtslosen Nymphe herum, worüber ein Mönch ohne Nase scheinbar schockiert ist. Etwas entfernt von den anderen steht eine verschleierte Frau. Der Schleier ist überaus kunstvoll aus dem Stein gemeißelt und ähnelt in seinem Faltenwurf richtigem Stoff. Ein dunkler Ölfleck verunstaltet eine ihrer Hände, die sie auf ihr Herz gelegt hat, und sieht aus wie eingetrocknetes Blut. Ich kann mir nicht vorstellen, was sie alle in dem Versteck zwischen den Bäumen zu suchen haben, aber ich stelle fest, dass mir dieser Platz gefällt. Ich überlasse sie ihrem

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