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Der Hof (German Edition)

Der Hof (German Edition)

Titel: Der Hof (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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habe dir das Mittagessen gebracht.»
    «In Ordnung. Danke schön.»
    Ich habe keinen Appetit, aber ich will auch nicht länger hier oben bleiben, wo mich jeder sehen kann. Ich lasse mir Zeit beim Runtersteigen und rechne damit, dass Mathilde den Teller wie gewöhnlich auf dem Fensterbrett zurückgelassen hat. Aber als ich unten ankomme, steht sie noch da. Ihr Gesicht ist bleich, und die Schatten unter ihren Augen sind ausgeprägter als sonst.
    «Die Polizei war hier. Wegen gestern Nacht.»
    «Ich weiß. Einer von ihnen hat mich deswegen befragt.»
    Sie wirft mir einen flüchtigen Blick zu und schaut dann weg. Ihre Hand schiebt die Haare zurück. Inzwischen habe ich begriffen, dass es ein Ausdruck von Unsicherheit ist, wenn sie das macht.
    «Werden die Anzeige erstatten?», frage ich.
    «Nein. Sie haben ihn verwarnt. Er soll zukünftig nicht mehr einfach so rumballern. Das ist alles.»
    Ich versuche, gleichmütig zu klingen. «Und kommen sie noch mal vorbei?»
    «Davon haben sie nichts gesagt. Ich glaube aber nicht.»
    Fast kommt es mir vor, als wolle sie mich beruhigen.
    Als sie weg ist, überquere ich den Innenhof. Zunächst langsam und darum bemüht, ganz normal zu wirken, doch sobald ich die Scheune erreiche, renne ich fast und ramme den Gehstock wie ein drittes Bein in die Erde. Erst als ich die Stufen hinaufstürmen will, merke ich, dass ich immer noch den Teller in der Hand halte. Brot und Fleisch fallen fast herunter, als ich ihn abstelle und hoch auf den Dachboden rase. Ich wuchte meinen Rucksack auf die Matratze und zerre an der Kordel. Seit Gretchen auf der Suche nach meinem MP 3 -Player hier oben gewesen ist, habe ich ihn immer verschlossen gehalten, und jetzt fluche ich laut, während ich versuche, den Knoten zu lösen. Zugleich lausche ich, ob irgendwelche Schritte die Rückkehr der Polizisten ankündigen.
    In meiner Kehle lauert ein bitterer Geschmack, als ich in den Rucksack greife und das Päckchen ertaste. Das glatte Gewicht erinnert mich an all das, was ich lieber vergessen würde. Ich hatte genug Zeit, mir darüber klarzuwerden, was ich damit machen will, aber es war einfacher, seine Anwesenheit zu ignorieren. Jetzt habe ich keine Wahl mehr. Hektisch schaue ich mich um, ob irgendwo zwischen dem Gerümpel ein geeignetes Versteck sein könnte, aber dann verwerfe ich den Gedanken, ich brauche einen Ort, wo das Päckchen sicher ist vor einer beiläufigen Durchsuchung und auch nicht zufällig gefunden wird.
    Es dauert eine Weile, aber schließlich fällt mir etwas ein.
     
    Eine Biene summt über den Weinstöcken wie ein angeschlagenes Kleinflugzeug. Die Hitze scheint fast körperliches Gewicht zu haben und raubt mir Willenskraft und Energie gleichermaßen.
    Ich schaue aus dem Scheunentor auf den Tag. Ich sitze an einen der alten Weinbottiche gelehnt auf dem Streifen Beton. Es ist hier unten sehr viel angenehmer als oben auf dem Dachboden, wenngleich «kühl» inzwischen nur noch relativ ist. Als ich zurückkam, stand mein Mittagessen noch auf der Stufe, wo ich es zurückgelassen habe. Zumindest der Teller war noch da, denn Lulu hatte meine Abwesenheit zu nutzen gewusst. Ich habe ohnehin keinen Hunger.
    Der Springer Spaniel rekelt sich neben mir. Er verdaut mein Mittagessen und genießt den Schatten. Ich sollte mich wieder an die Arbeit machen, aber ich kann mich einfach nicht aufraffen. Die Ereignisse dieses Morgens haben mich völlig ausgehöhlt. Der Besuch der Gendarmen hat mich mehr beunruhigt als der nächtliche Aufruhr. Danach konnte ich wenigstens wieder Zuflucht auf dem hinter verschlossenen Toren liegenden Hof finden. Jetzt ist die Welt da draußen mir nach drinnen gefolgt und hat mich daran erinnert, dass Zuflucht nicht mehr als eine Illusion ist. Ich kann mich hier nicht bis in alle Ewigkeit verstecken.
    Die Frage ist aber: Wohin soll ich gehen?
    In den Schatten eingesponnen, starre ich auf das Sonnenlicht, das durch das Scheunentor fällt, und beginne, gedankenverloren an dem Riss im Beton zu zupfen. Die bröckeligen Kanten geben einfach nach, und es hat etwas Hypnotisierendes, die Krümel durch meine Finger gleiten zu lassen.
Nicht genug Zement in der Mischung.
Der Riss wird immer größer und wird vermutlich jedes Mal, wenn ich zu der Treppe gehe, etwas mehr abgenutzt. An der breitesten Stelle misst er inzwischen zweieinhalb Zentimeter, und als ich mit den Fingerspitzen darüberfahre, spüre ich etwas, das raschelt.
    Ich bin zu lethargisch, um mich groß zu bewegen, und wende darum nur den

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