Der Hof (German Edition)
Kasserolle, in der sie gerührt hat, vom Herd und schlüpft leise nach draußen. Falls Arnaud es bemerkt, sagt er nichts dazu. Er nimmt die offene Flasche Wein, die mitten auf dem Tisch steht, und gießt sich ein Glas ein. Dann nimmt er einen Schluck und verzieht das Gesicht. Neben der Flasche steht ein Korb mit Brot. Er bricht ein Stück ab und kaut es bedächtig, während er trinkt.
Wir sitzen also schweigend am Tisch. Nur das Brodeln in den Töpfen ist zu hören. Ich weiß immer noch nicht, warum er mich eingeladen hat. Ich hatte eigentlich gedacht, weil ich ihn bei der Polizei gedeckt habe, aber allmählich beginne ich zu glauben, es könnte einen anderen Grund geben. Arnaud ist nicht von der dankbaren Sorte.
Gretchen kommt zurück in die Küche. Geräuschlos tritt sie an den Herd und stellt die Soße wieder auf das Feuer. Arnaud würdigt sie nicht eines Blicks. Er ist sich entweder nicht bewusst, wie seine Töchter sich im Stillen über seine Anweisungen hinweggesetzt haben, oder er hat beschlossen, es zu ignorieren. Mathilde und Gretchen können also offenbar kooperieren, wenn es sein muss, allen Spannungen zum Trotz.
Ich habe meinen Pastis ausgetrunken. Arnaud sieht das leere Glas und schiebt mir die Flasche Wein rüber. «Hier. Fühlen Sie sich ganz wie zu Hause.»
Ich bin mir einen Moment lang nicht sicher, ob das sarkastisch gemeint ist.
Das «besonders Gute» ist eine entbeinte Schweinelende, die in Salz und Rosmarin gewälzt und mit ungeschälten Knoblauchzehen gebraten wurde. Die Küche füllt sich mit dem schweren Duft, als Mathilde den dampfenden Braten aus dem Ofen holt. Sie schneidet ihn noch am Herd auf, und die Scheiben sondern Saft auf die Teller ab, die Gretchen an den Tisch bringt. Dazu gibt es Schalottengemüse, Kastanienpüree, Mangold und Bratkartoffeln, die bereits auf dem Tisch stehen. Arnaud bedient sich bei allem zuerst.
Gretchen trägt ihren Teller zum Tisch. Als sie sich setzt, fängt sie meinen Blick auf und lächelt. Ich tue so, als hätte ich nichts bemerkt, und hoffe, dass es ihrem Vater entgeht. Vergeblich.
«Was grinst du denn so?»
«Nichts.»
Arnaud funkelt sie wütend an. «Gibt’s etwas, das ich wissen sollte? Irgendein Witz oder so?»
«Nein.»
«Und warum grinst du dann wie ein Esel?»
«Mach ich gar nicht.»
«Denkst du etwa, ich bin blind?», schnappt Arnaud. Sein Gesicht verdunkelt sich, und ehe er noch etwas hinzufügen kann, stellt Mathilde einen Teller auf den Tisch und stößt dabei den Wein um.
«Oje, das tut mir leid!»
Sie fängt die Flasche schnell auf, aber nicht schnell genug, um den roten Strom zu verhindern, der sich über den Tisch ergießt. Arnaud schiebt seinen Stuhl zurück, um nichts abzubekommen, da der Rotwein auf seiner Seite über die Tischkante strömt. Mathilde beeilt sich, ein Tuch zu holen.
«Pass doch auf, was du machst», faucht er, als sie den Wein aufwischt.
Aber das hat ihn abgelenkt. Mathilde bringt die nächste Flasche, füllt mein Glas und das von Arnaud, ehe sie sich selbst und Gretchen etwas weniger eingießt. Gretchen runzelt die Stirn.
«Ist das alles?»
«Fürs Erste», sagt Mathilde und stellt die Flasche hin.
«Papa!», protestiert Gretchen. Arnaud nickt knapp. Gretchen wirft ihrer Schwester einen triumphierenden Blick zu und füllt ihr Glas bis zum Rand.
Schweigend nimmt Mathilde ihren Platz ein.
Arnaud sitzt am Kopfende des Tischs direkt mir gegenüber, und Gretchen und Mathilde sitzen an den beiden Längsseiten. Er hat bereits angefangen zu essen, aber ich warte auf Mathilde. Die Soße ist mit Senf und Sahne zubereitet, nicht zu heiß und mit dem Fleischsaft eingekocht. Das Schwein schmeckt köstlich.
«Das ist wunderbar», sage ich.
Das Lob richtet sich an Mathilde, aber Arnaud mischt sich ein. «Das sollte es auch. Sie werden kaum besseres Schwein kriegen als das hier.»
Er spießt ein Stück Fleisch auf. Seine Kiefermuskeln arbeiten, als er es kaut, und wölben sich deutlich an seinen Ohren. Er schluckt und sieht mich an. «Erkennen Sie es wieder?» Ich habe keine Ahnung, worüber er redet. Er spießt das nächste Stück Fleisch auf und wedelt damit vor seinem Gesicht herum. «Das hier meine ich. Ob Sie es erkennen? Das sollten Sie jedenfalls. Sie haben geholfen, es zu töten.»
Ich will gerade ein neues Stück abschneiden und zögere. Aber nur für eine Sekunde. Die Befriedigung gönne ich ihm nicht. «Es kam mir tatsächlich irgendwie bekannt vor.»
«Davon schmeckt es gleich besser, was? Hat so
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