Der Hof (German Edition)
aussieht wie die alten Klappspaten von der Armee. Mein erster Impuls ist zurückzuweichen. Er klappt den Spaten auf und gibt ihn mir.
«Graben Sie die Verankerung aus.»
Ich nehme den Spaten und lehne den Gehstock gegen einen Baum. Manchmal überlege ich, ob ich ihn wirklich noch brauche, aber ich fühle mich noch nicht wieder sicher genug, um ohne ihn auszukommen. Das Tellereisen ist mit einer Kette an der eingegrabenen Verankerung befestigt. Ein Ende meines Klappspatens hat eine Hacke. Ich hacke damit auf den Boden ein, bis er sich gelockert hat, ehe ich die Verankerung herausziehe, während es dunkle Erde auf meine Hand regnet.
Arnaud wartet schon mit einem Sack. Ich lasse das Tellereisen hineingleiten und halte ihm den Klappspaten hin.
«Den können Sie tragen», sagt er und geht zurück zum Waldweg.
Wir graben zwei weitere Fallen aus, ehe wir zu einem Stück Wald kommen, das mir vertraut vorkommt. Ich schaue auf das Bild, das sich unter mir erstreckt: Der Hof, die Bäume und der See sind mir ins Gedächtnis gebrannt wie ein Albtraum. Arnaud wartet neben einem Baum. Die nackten Wurzeln sind eingekerbt, weil jemand sie mit einem Messer bearbeitet hat. Daneben liegt eine umgekippte leere Wasserflasche. Die Falle ist noch zusammengeschnappt und befindet sich direkt unter dem Baum. Die Kanten der Fangzähne an den Bügeln sind mit etwas Schwarzem verklebt.
«Nun?», fragt Arnaud fordernd. «Worauf warten Sie noch?»
Ich ramme den Klappspaten in die Erde. «Die hier können Sie übernehmen.»
In seinen Augen ist ein bösartiges Funkeln. «Da kommen wohl üble Erinnerungen hoch, was? Keine Sorge, jetzt kann sie Ihnen nicht mehr schaden.»
Ich antworte nicht. Sein Lächeln verschwindet. Er lässt Sack und Gewehr fallen und schnappt sich das Werkzeug. Rings um die Verankerung hackt er den Boden auf und reißt dabei ohne jeden Unterschied Erde und Wurzelwerk auf. Er ist ein starker Mann, aber die Verankerung ist tief eingegraben, wie ich aus leidvoller Erfahrung weiß. Es dauert länger als bei den anderen, das Tellereisen auszugraben, und Arnaud gerät ins Schwitzen dabei. Er öffnet sein Hemd und entblößt den weißen und unbehaarten Oberkörper. Als er sich nach unten beugt, um das Tellereisen aufzuheben, verharrt er mitten in der Bewegung und drückt sich die Hand ins Kreuz.
«Stecken Sie sie in den Sack», sagt er, als er sich aufrichtet. Er ist ganz grau im Gesicht. «Oder verstößt das auch gegen Ihre Prinzipien?»
Er stapft davon und überlässt es mir, die Falle einzupacken. Ich hebe sie an der Verankerung hoch. Man sieht noch die hellen Kratzer, wo ich versucht habe, sie aufzustemmen. Das Tellereisen dreht sich langsam an der Kette wie ein scheußliches Pendel aus blutbeflecktem Metall.
Ich lasse es in den Sack gleiten.
Überall im Wald sind weitere Tellereisen versteckt. Jedes Mal, wenn wir einen der Säcke, die Arnaud mitgebracht hat, voll haben, lassen wir ihn am Weg stehen, um sie später zu holen. Die Fallen sind allesamt gut versteckt unter Baumwurzeln oder Grasbüscheln, und eine ist sogar in einer flachen Kuhle verborgen, die mit Ästen und Zweigen abgedeckt wurde. Zielsicher geht Arnaud zu jeder einzelnen Falle und lokalisiert sie ohne Zögern. Der halbvolle Sack schlägt gegen mein Bein, als ich ihm zur nächsten folge. Diese ist von dichtem Gras überwuchert, weshalb nur noch die Kette zu sehen ist. Er sucht nach einem Ast, um auch diese zu entschärfen.
«Warum machen Sie das?», frage ich.
«Warum mache ich
was
?»
Ich lasse den Sack mit den Fallen zu Boden. «Das alles hier.»
«Sie meinen, warum ich die Leute auf Abstand halte? Was glauben Sie?»
«Immerhin hat es neulich nicht so gut funktioniert.»
Arnauds Kiefernmuskel zucken. «Sie hatten Glück.»
«Und Sie nicht?»
«Was soll das nun wieder heißen?»
«Sie glauben, die Polizei hätte Sie nur verwarnt, wenn von denen einer in ein Tellereisen getreten wäre?»
«Glauben Sie, das interessiert mich?»
«Und wieso sammeln wir sie dann ein?»
«Weil ich denen nicht die Genugtuung gönne, sie zu finden. In einer oder zwei Wochen, wenn Gras über die Sache gewachsen ist, stelle ich sie wieder auf.» Er wirft mir einen merkwürdigen Seitenblick zu. «Und wenn ich jemanden in einem Fangeisen erwische … Was lässt Sie glauben, der könnte danach noch der Polizei davon erzählen?»
Er schiebt das Gras über der Falle mit einem Stock beiseite und lacht kurz auf.
«Die hier brauchen wir nicht zu entschärfen.»
Die
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