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Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Titel: Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Dritte Reich hervorgebracht hatte, würde sie aufschreien vor Wut. Und ihr erster Schrei wäre zugleich auch ihr letzter. Was konnte er ihr sagen, das plausibel klang?
    Er ging wieder weiter, schlenderte geistesabwesend dahin. So kam es, daß er mit einem kleinwüchsigen Mann zusammenstieß, der in entgegengesetzter Richtung seines Weges ging.
    »Entschuldigen Sie. Pardon, monsieur«, sagte Noel.
    Der Franzose hatte in eine Zeitung gesehen; er zuckte die Achseln und lächelte angenehm. »Je vous en prie. «
    Noel blieb stehen. Der Franzose erinnerte ihn an jemanden. Das runde, freundliche Gesicht, die Brille. Ernst Manfredi.
    Seine Mutter hatte Respekt für Manfredi empfunden, stand immer noch tief in der Schuld des Schweizer Bankiers. Vielleicht konnte er durch Vermittlung Ernst Manfredis zu Althene sprechen, eine Erklärung erfinden, die der Bankier ihm gegeben hatte. Weshalb nicht? Niemand könnte die Worte widerlegen; Manfredi war tot.
    Manfredi war es, der sich um seine alte Freundin Althene Clausen gesorgt hatte, er hatte Angst um sie gehabt. Er hatte befürchtet, der Name Clausen könnte in den kommenden Wochen, während das außergewöhnliche Konto in Genf freigegeben wurde, wieder auftauchen, es könnte Leute geben, die sich an eine selbstbewußte junge Frau erinnerten, die ihren Mann angewidert verlassen hatte und deren Worte das auslösende Moment für Heinrich Clausens Wandel gewesen waren. Ein Wandel, der zum Raub von Hunderten von Millionen geführt hatte. Schlummernde Feindseligkeit könne geweckt werden, man könne versuchen, Rache an der Frau zu üben.
    Manfredis Furcht mußte sie respektieren. Der alte Bankier wußte mehr als sie beide, und wenn er es für richtig gehalten hatte, daß sie eine Weile verschwand, bis die Wogen sich geglättet hatten, so sollte sie seinen Rat annehmen. Ein kranker, alter Mann, am Ende seines Lebens, zog keine leichtfertigen Schlüsse.

    Die Erklärung war plausibel; sie paßte zu ihrem Gespräch vor drei Wochen in Bedford Hills. Seine Mutter würde das erkennen. Sie würde auf die >Worte< Ernst Manfredis hören.
    Noel blickte instinktiv über die Schulter, um zu sehen, ob jemand ihm folgte. Das war inzwischen eine Gewohnheit geworden. Die Furcht machte ihn vorsichtig, die Wut verlieh ihm Kräfte. Es drängte ihn jetzt einen Feind zu sehen. Er begann, sich an einen fremdartigen Dschungel zu gewöhnen.
    Er beschloß, zum George V. zurückzukehren. Er hatte es voll Panik und Verwirrung verlassen, war dem stellvertretenden Direktor aus dem Weg gegangen, brauchte die kalte Luft der Straßen, um einen klaren Kopf zu bekommen. Jetzt würde er auf den gemeinsamen Aperitif zurückkommen und darum bitten, noch ein Überseegespräch führen zu dürfen. Mit seiner Mutter.
    Er ging jetzt schneller, blieb zweimal abrupt stehen, drehte sich schnell um. War da jemand?
    Möglich war es. Ein dunkelgrüner Fiat hatte eine Straße weiter hinten seine Fahrt verlangsamt. Gut.
    Rasch überquerte er die Fahrbahn, betrat ein Straßencafe durch den Vordereingang und kam Sekunden später durch einen Ausgang wieder heraus, der auf die Avenue George V. führte. Er ging die Straße hinauf, blieb an einem Kiosk stehen, um sich eine Zeitung zu kaufen.
    Er konnte den grünen Fiat in der Nähe des Cafés um die Ecke rasen sehen. Er bremste ruckartig. Der Fahrer parkte am Randstein und zog den Kopf ein. Gut. Plötzlich war es Noel klar, was er nach dem Aperitif und dem Telefonat mit Althene tun würde.
    Er würde Helden aufsuchen. Er brauchte eine Waffe.
     
    Johann von Tiebolt starrte den Hörer des Telefonautomaten im Flughafen von Athen an, den Mund vor Schrecken halb geöffnet.
    »Was hast du gesagt?« fragte er.
    »Es stimmt, Johann«, sagte Helden in Paris. »Der britische Geheimdienst meint, du könntest der Tinamu sein.«
    »Wie außergewöhnlich.« Der verblüffte blonde Mann zog das Wort in die Länge. »Und unerhört!«

    »Das habe ich zu Holcroft auch gesagt. Ich hab’ ihm erklärt, daß die dich wegen dem, was du schreibst, jagen ... und weil du der bist, der du bist. Die wir sind.«
    »Ja, das kann ich mir denken.« Von Tiebolt konnte sich nicht auf die Worte seiner Schwester konzentrieren; seine Hand krampfte sich um den Hörer. Irgendwo war ein Fehler gemacht worden; es galt, sofort Schritte zu unternehmen, um diesen zu korrigieren. Was hatte MI-5 zu ihm geführt? Er hatte doch jede Spur verwischt! Aber er konnte natürlich jederzeit den Tinamu liefern; das war seine letzter Schachzug.

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