Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag
selber nicht. Vielleicht denke ich bloß laut... Wir haben Tage, Wochen, wenn du willst. «
»Ich will sie.«
»Aber versprich mir, daß du nie versuchst, ausfindig zu machen, wo ich wohne, daß du nie versuchst, mich zu erreichen. Ich werde dich finden.«
»Du bist verheiratet!«
Helden lachte. »Nein.«
»Dann lebst du mit jemandem zusammen.«
»Ja, aber nicht so, wie du denkst.«
Noel musterte sie scharf. »Was soll ich jetzt dazu sagen?«
»Sag, daß du es versprichst. «
»Laß mich dich verstehen. Außer deinem Arbeitsplatz gibt es keinen Ort, wo ich dich erreichen kann. Ich darf nicht wissen, wo du wohnst, und auch nicht, wie man dich sonst erreicht?«
»Ich geb dir die Nummer einer Freundin. Wenn es wirklich ganz dringend ist, kann sie mich verständigen. «
»Ich dachte, ich sei ein Freund.«
»Das bist du. Aber in anderer Art. Bitte, sei nicht ärgerlich. Es ist zu deinem eigenen Schutz.«
Holcroft erinnerte sich, wie es vor drei Tagen gewesen war. Inmitten ihrer eigenen Ängste hatte sich Helden um ihn Sorgen gemacht, Sorgen, die falschen Leute hätten ihn geschickt haben können. »Im Wagen hast du gesagt, Zürich sei die Lösung für so vieles. Ist es auch für dich die Antwort? Könnte Zürich das ändern? Die Art, wie du lebst, meine ich?«
Sie zögerte. »Das ist möglich. Es gibt so viel zu tun...«
»Und wir haben so wenig Zeit«, führte Holcroft ihren Gedanken zu Ende. Er berührte sie an der Wange, zwang sie, ihn anzusehen. »Aber ehe das Geld freigegeben wird, ist da
eine Bank in Genf und bestimmte Bedingungen, die erfüllt werden müssen.«
»Ich verstehe. Du hast sie mir erklärt, und ich bin sicher, daß Johann es weiß.«
»Ich nicht. Er hat sich einer ganzen Menge Spekulationen ausgesetzt. Die könnten ihn leicht wegtippen.«
»Die könnten was?«
»Ihn disqualifizieren. Den Männern in Genf Angst machen; sie dazu veranlassen, die Safes zu schließen. Wir kommen gleich auf ihn. Ich möchte erst über Beaumont sprechen. Ich glaube, ich weiß, was er ist, aber ich brauche deine Hilfe, um mich zu vergewissern.«
»Wie kann ich dir helfen?«
»Als Beaumont in Rio war, hatte er da irgendeine Verbindung zu Maurice Graff?«
»Ich habe keine Ahnung. «
»Können wir das rausfinden? Gibt es Leute in Rio, die es wissen könnten?«
»Nicht daß ich wüßte.«
»Verdammt, wir müssen es herausbekommen. Wir müssen alles über ihn erfahren, was möglich ist.«
Helden furchte die Stirn. »Das wird schwierig sein.«
»Warum?«
»Vor drei Jahren, als Gretchen sagte, sie werde Beaumont heiraten, war ich schockiert; das habe ich dir gesagt. Ich arbeitete damals in einer kleinen Auskunftei am Leicester Square – du weißt schon, eines dieser schrecklichen Büros, denen man fünf Pfund schickt und die einem dann sämtliche Informationen, die man will, über eine bestimmte Sache zukommen lassen, oder über eine Person. Sie sind oberflächlich, aber sie verstehen sich darauf, Quellen anzuzapfen.« Helden machte eine Pause.
»Du hast Nachforschungen über Beaumont angestellt?« fragte Noel.
»Ich habe es versucht. Ich wußte eigentlich nicht, wonach ich suchte, aber ich habe es versucht. Ich nahm mir seine Universitätsakten vor, und beschaffte mir alle verfügbaren Informationen über seine Karriere bei der Marine. Alles war voll von Belobigungen und Empfehlungen, Preisen und Beförderungen.
Ich kann dir nicht sagen, warum – nur, ich hatte das sichere Gefühl, daß irgend etwas nicht stimmte. Ich ging noch weiter zurück, um mich über seine Familie in Schottland zu informieren.«
»Was stimmte denn nicht?«
»Nun, nach den Marineakten waren seine Eltern ganz gewöhnliche Leute. Ich gewann den Eindruck, daß sie ziemlich arm waren. Eigentümer eines Gemüseladens oder eines Blumengeschäfts in einer Stadt namens Dunheath, südlich von Aberdeen, an der Nordsee. Aber als er dann auf der Universität war – Cambridge übrigens – war er ein ganz normaler Student. «
»Normal...? Was hätte er denn sein sollen?«
»Ein Stipendium hätte er haben sollen, hätte ich geglaubt. Die Bedürftigkeit bestand, und er war auch qualifiziert, und doch hat er sich nicht um ein Stipendium beworben. Mir kam das eigenartig vor.«
»Also hast du dich um die Familie in Schottland gekümmert. Was hast du erfahren?«
»Das ist es ja gerade. Praktisch nichts. Es war, als wäre sie einfach verschwunden. Es gab keine Adresse, rein gar nichts mehr. Ich habe beim Standesamt und bei der Post angefragt
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