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Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Titel: Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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nickte, ihre Bemerkung traf zu. »Das ist komisch, denn ich weiß jetzt auch nicht mehr über ihn als vorher. Aber man hat ihn mir beschrieben. Wie er aussah, wie er redete, wie die Leute auf ihn hörten und wie er auf sie wirkte.«
    »Dann weißt du mehr über ihn.«
    »Genaugenommen nicht. Nur Eindrücke. Noch dazu die Eindrücke eines Kindes. Aber in gewissem Maße glaube ich, daß ich ihn gefunden habe.«
    »Wann haben dir deine Eltern von ihm erzählt?«
    »Nicht meine Eltern, nicht mein ... Stiefvater, nur Althene. Das war ein paar Wochen nach meinem fünfundzwanzigsten Geburtstag. Ich arbeitete damals schon in meinem Beruf.«
    »Deinem Beruf?«

    »Ich bin Architekt, erinnerst du dich nicht mehr? Ich hab’ es fast selbst schon vergessen.«
    »Deine Mutter hat gewartet, bis du fünfundzwanzig warst, ehe sie es dir sagte?«
    »Sie hatte recht. Ich glaube nicht, daß ich es früher hätte verarbeiten können. Du lieber Gott. Noel Holcroft, amerikanischer Musterknabe. Hot dogs und Pommes frites, das Shea-Stadium und das Baseballteam der Mets, das College; und Freunde, deren Väter als Soldaten im großen Krieg waren und ihn, jeder auf seine eigene Art, gewannen. Und da sagt man diesem Burschen, daß sein richtiger Vater einer von diesen harten, glatten Sadisten ist, die sie in den Kriegsfilmen gezeigt haben. Herrgott, das hätte der Junge doch nicht ertragen. «
    »Warum hat sie es dir dann überhaupt gesagt?«
    »Weil ja immerhin die Möglichkeit bestand, daß ich es einmal sonstwie erfahre. Das wollte sie nicht. Sie glaubte nicht, daß es dazu käme. Sie und Dick hatten die Spuren verwischt und meine Geburtsurkunde vernichtet. Aber es gab noch eine Geburtsurkunde. In Berlin. >Clausen, männliches Kind. Mutter — Althene. Vater — Heinrich.< Und es gab Leute, die wußten, daß sie ihn verlassen hatte, daß sie Deutschland verlassen hatte. Sie wollte, daß ich darauf vorbereitet wäre, wenn es je herauskäme, wenn irgend jemand aus irgendeinem Grund sich je erinnerte und versuchte, mit diesem Wissen etwas anzufangen. Vorbereitet darauf übrigens, es abzuleugnen. Zu sagen, daß es da ein anderes Kind gegeben habe — das im Haus nie erwähnt wurde -, das noch im Säuglingsalter in England gestorben war.«
    »Und das heißt, daß es noch eine Urkunde gab. Einen Totenschein.«
    »Ja. Irgendwo in London zu den Akten gelegt.«
    Helden lehnte sich zurück. »Dann sind wir beide einander doch nicht so unähnlich. Unser Leben ist voll von falschen Papieren. Was für ein Luxus es doch sein muß, nicht so zu leben.«
    »Mir bedeuten Papiere nicht viel. Ich habe nie jemand wegen seiner Papiere eingestellt und nie jemand gefeuert, weil jemand anders mir welche zuspielte.« Noel leerte sein
Glas. »Ich stelle die Fragen selbst. Und deinem Bruder werde ich morgen ein paar sehr unangenehme Fragen stellen müssen. Hoffentlich hat er darauf die Antworten, die ich hören will.«
    »Das hoffe ich auch.«
    Er lehnte sich zu ihr hinüber, so daß ihre Schultern sich berührten. »Liebst du mich ein bißchen?«
    »Mehr als nur ein bißchen.«
    »Bleib heut nacht bei mir.«
    »Das habe ich vor. In deinem Hotel?«
    »Nicht in der Rue Chevall. Dieser Mr. Fresca, den wir neulich abends erfunden haben, ist in ein besseres Quartier gezogen. Weißt du, ich habe nämlich auch ein paar Freunde in Paris. Einer ist stellvertretender Direktor im George Cinq. «
    »Wie extravagant.«
    »Aber zulässig. Du bist eine ganz besondere Frau, und wir wissen nicht, was passieren wird, ab morgen, meine ich. Übrigens, weshalb konnten wir nicht nach Argenteuil fahren? Das wolltest du mir noch erklären.«
    »Man hat uns dort gesehen.«
    »Was? Wer?«
    »Ein Mann hat uns gesehen — dich, genaugenommen. Wir kennen seinen Namen nicht, aber wir wissen, daß er von der Interpol kam. Wir haben dort jemanden. Die Pariser Polizei hat deine Beschreibung ausgegeben. Und man sucht dich von New York aus. Ein Polizeibeamter namens Miles.«

28.
    John Tennyson verließ die überfüllte Ankunftshalle des Flughafens von Heathrow und ging auf eine schwarze Jaguar-Limousine zu, die am Randstein auf ihn wartete. Der Fahrer rauchte eine Zigarette und las in einem Buch. Als er den blonden Mann auf sich zukommen sah, stieg er aus.
    »Good afternoon, Mr. Tennyson«, sagte der Mann mit dem kehligen Akzent eines Walisers.

    »Warten Sie schon lange?« fragte Tennyson ohne besonderes Interesse.
    »Nicht sehr«, antwortete der Fahrer und nahm Tennysons Aktenkoffer und seine

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