Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag
Holcroft.
»Es ist auch eine happige Situation.«
»Die würden eine unschuldige Frau umbringen?«
»Ohne mit der Wimper zu zucken - nur aufgrund der Möglichkeit, daß sie nicht unschuldig sein könnte. Die Nachricht wäre jedenfalls klar. Das Netz von ODESSA hätte seine Warnung.«
Noel wandte sich angewidert ab und legte den Arm um Helden. »Es tut mir leid«, sagte er. »Ich glaube, ich weiß, wie dir zumute sein muß, und ich wünschte, ich könnte irgend etwas für dich tun. Aber außer, daß ich deinen Bruder verständige, ist da, glaube ich, nicht viel. «
Helden drehte sich um und sah ihn mit suchenden Augen an. »Ihr vertraut einander?«
»Ja. Wir werden zusammenarbeiten.«
»Dann ist jetzt nicht die Zeit zu trauern, oder? Ich bleibe heute nacht hier«, sagte sie zu dem gutgekleideten Mann. »Geht das? Kann man mich bewachen?«
»Natürlich«, sagte der Mann. »Ich werde es veranlassen.«
»Danke. Sie sind ein guter Freund.«
Er lächelte. »Ich glaube nicht, daß Mr. Holcroft derselben Meinung ist. Aber Mr. Holcroft hat natürlich auch noch eine ganze Menge zu lernen.« Der Mann nickte und ging zur Tür; dort blieb er mit der Hand auf der Klinke stehen und drehte sich zu Noel um. »Ich bitte um Nachsicht, wenn Ihnen das geheimnisvoll vorkommt. Doch seien Sie tolerant, Monsieur. Das, was zwischen Ihnen und Helden ist, scheint mir auch geheimnisvoll, aber ich stelle keine Fragen. Ich vertraue. Aber falls sich herausstellen sollte, daß dieses Vertrauen unberechtigt war, werden wir Sie töten. Sie sollten das wissen.«
Der Mann ging hinaus. Noel machte einen Schritt hinter ihm her, aber Helden berührte ihn am Arm. »Bitte, Darling. Er hat ebenfalls noch eine Menge zu lernen, und wir dürfen es ihm nicht sagen. Er ist ein Freund.«
»Er ist ein unerträglicher Mistkerl.« Holcroft stockte. »Es tut mir leid. Du hast schon genug um die Ohren; du brauchst jetzt keine Dummheiten von mir.«
»Ein Mann hat dein Leben bedroht.«
»Jemand hat das deiner Schwester genommen. So wie die Dinge liegen, habe ich mich wirklich dumm benommen.«
»Wir haben keine Zeit für solche Gedanken. Dein Freund Buonoventura hat zurückgerufen. Ich habe die Nummern aufgeschrieben, unter denen du ihn erreichen kannst. Der Zettel liegt neben dem Telefon.«
Noel ging an den Nachttisch und nahm das Blatt. »Dein Bruder und ich wollten morgen nach Saint-Tropez fahren. Wir wollten Beaumont zwingen, uns zu sagen, was er wußte. Diese Nachricht wird ihn erschüttern. In doppelter Hinsicht. «
»Du hast gesagt, daß du ihn anrufen willst. Ich glaube, es ist besser, wenn ich das übernehme. Er und Gretchen standen einander sehr nahe. In jungen Jahren waren die beiden unzertrennlich. Wo ist er?«
»Keine Ahnung; er hat nichts gesagt. Er wollte mich aber im Laufe des Abends noch einmal anrufen. Das hab’ ich gemeint.« Holcroft nahm den Hörer ab und gab der Vermittlung die Nummer Buonoventuras.
»Ich werde mit Johann sprechen, wenn er anruft«, sagte Helden und ging ans Fenster.
Der Fernsprechverkehr über den Atlantik war ziemlich spärlich; die Verbindung mit Curaçao dauerte kaum eine Minute.
»Du bist mir einer, Noley! Ich bin froh, daß ich deine Telefonrechnung nicht zu bezahlen brauche. Du kommst richtig in der Welt rum; das muß man dir lassen.«
»Nicht, daß es besonderen Spaß macht, Sam, glaub mir das. Hat meine Mutter dich angerufen?«
»Ja. Sie hat gesagt, ich solle dir ausrichten, sie werde sich in etwa einer Woche in Genf mit dir treffen. Du sollst im Hôtel d’Accord wohnen, aber niemandem etwas sagen.«
»Genf? Sie fährt nach Genf? Warum, zum Teufel, hat sie das Land verlassen?«
»Sie hat gesagt, es sei etwas sehr Wichtiges geschehen. Du sollst den Mund halten und nichts unternehmen, solange du sie nicht gesehen hast. Sie war sehr erregt.«
»Ich muß sie erreichen. Hat sie dir eine Telefonnummer genannt - eine Adresse -?«
»Nichts dergleichen, Kumpel. Sie hatte nicht viel Zeit zum Reden, und die Verbindung war ziemlich lausig. Sie hat von
irgendwo aus Mexiko angerufen. Ob mir wohl jemand sagen würde, was hier gespielt wird?«
Holcroft schüttelte den Kopf, als ob Buonoventura im Zimmer gewesen wäre. »Tut mir leid, Sam. Vielleicht später einmal. Ich stehe in deiner Schuld. «
»Das tust du, glaube ich, wirklich. Wir werden das einmal auswürfeln müssen. Paß gut auf dich auf. Du hast eine wirklich nette Mutter. Sei gut zu ihr.«
Holcroft legte auf. Es war gut, einen Freund wie
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