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Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Titel: Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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möchte dein Gesicht sehen, wenn ich es dir sage. Komm her. «
    Sie streckte ihm beide Hände hin, und er nahm sie, saß nackt vor ihr. »Was ist dein Geheimnis?«
    »Deine Konkurrenz. Der Mann, mit dem ich zusammenlebe. Bist du bereit?«
    »Ich bin bereit.«
    »Es ist der Herr Oberst. Ich liebe ihn.«
    »Der alte Mann?« Noel atmete wieder.
    »Ja. Bist du wütend?«
    »Ich bin außer mir. Ich werde ihn zum Duell fordern müssen.« « Holcroft nahm sie in die Arme.
    Helden lachte und küßte ihn. »Ich muß heute zu ihm.«
    »Ich komme mit. Ich habe den Segen deines Bruders. Ich will sehen, ob ich den seinen auch bekomme.«
    »Nein. Ich muß allein hin. Es dauert nur eine gute Stunde.«
    »Sagen wir zwei. Aber allerhöchstens.«
    »Zwei Stunden. Ich werde mich vor seinen Rollstuhl stellen und sagen: >Herr Oberst, ich verlasse Sie wegen eines anderen Mannes.< Meinst du, daß ihn das schwer treffen wird?«
    »Es wird ihn umbringen«, flüsterte Noel sanft.

34.
    Tennyson betrat den Parkplatz am Flughafen von Orly und sah den grauen Renault. Der Fahrer des Wagens war der zweithöchste Beamte der Sûreté. Er war in Düsseldorf zur Welt gekommen, aber als Franzose aufgewachsen, weil man ihn von einer abgelegenen Startbahn nördlich von Essen mit dem Flugzeug aus Deutschland hinausgeschickt hatte. Er war damals sechs Jahre alt gewesen- am 10. März 1945-und hatte keinerlei Erinnerungen an das Vaterland. Aber eine Aufgabe hatte er: er war ein Sonnenkind. Tennyson stieg zu ihm in den Wagen.

    »Bonjour, monsieur«, sagte er.
    »Bonjour«, antwortete der Franzose. »Sie sehen müde aus.«
    »Das war eine lange Nacht. Haben Sie alles mitgebracht, worum ich gebeten hatte? Ich habe sehr wenig Zeit.«
    »Alles.« Der Sûreté-Beamte griff nach einem Aktendeckel, der auf der Ablage unter dem Armaturenbrett lag, und reichte ihn dem blonden Mann. »Sie werden feststellen, daß die Papiere vollständig sind.«
    »Geben Sie mir eine Zusammenfassung; ich lese das später. Ich möchte schnell wissen, wo wir stehen.«
    »Also gut.« Der Franzose legte sich den Aktendeckel auf den Schoß. »Das Wichtigste zuerst. Der Mann namens Werner Gerhardt in Neuchâtel kann unmöglich ein aktives Mitglied der >Abwehr< sein. «
    »Warum nicht? Von Papen hatte Feinde im Diplomatischen Korps. Weshalb könnte dieser Gerhardt nicht einer davon gewesen sein?«
    »Das ist gut möglich. Aber ich habe in der Gegenwart gesprochen; er ist keiner mehr. Er ist nicht nur senil, er ist schwachsinnig. Und das ist er seit Jahren; in dem Dorf, wo er lebt, ist er das Gespött der Leute. Der alte Mann, der dauernd vor sich hinmurmelt und Lieder singt und die Tauben auf dem Dorfplatz füttert.«
    »Man kann Senilität auch vortäuschen«, sagte Tennyson. »Und >schwachsinnig< ist nicht gerade ein pathologischer Fachausdruck.«
    »Es gibt Beweise. Er ist ambulanter Patient im Ortskrankenhaus, dort gibt es eine Akte über ihn. Er hat die Mentalität eines Kindes und ist kaum mehr imstande, für sich selbst zu sorgen.«
    Tennyson nickte und lächelte. »Soviel zu Werner Gerhardt. Weil wir gerade von Patienten sprechen, was macht der Verräter in Stuttgart?«
    »Gehirntumor im letzten Stadium. Der lebt keine Woche mehr.«
    »Also hat die >Abwehr< nur noch einen funktionsfähigen Anführer«, sagte Tennyson. »Klaus Falkenheim.«
    »So scheint es. Aber möglicherweise hat er seine Autorität
an einen jüngeren Mann delegiert. Es gibt Soldaten, die ihm zur Verfügung stehen.«
    »Nur zur Verfügung stehen? Aus den Reihen der Kinder, die er beschützt? Den Verfluchten Kindern?«
    »Das wohl kaum. Es gibt darunter ein paar Idealisten, aber wirkliche Persönlichkeiten gibt es in deren Reihen nicht. Falkenheim empfindet Sympathie für sie, aber das hat nichts mit seiner >Abwehr< zu tun.«
    »Woher kommen dann die Soldaten, die der >Abwehr< zur Verfügung stehen?«
    »Es sind Juden.«
    »Juden?«
    Der Franzose nickte. »Soweit wir das feststellen können, werden sie für ihre jeweiligen Einsätze rekrutiert, immer nur einzeln. Es gibt keine Organisation, keine strukturierte Gruppe. Außer daß sie Juden sind, haben sie nur eines gemeinsam: den Ort, von dem sie kommen.«
    »Nämlich?«
    »Der Kibbuz Har Sha’alav in der Negeb-Wüste.«
    »Har Sha’alav ?... Mein Gott, wie perfekt«, sagte Tennyson mit kaltem, professionellem Respekt. »Har Sha’alav. Der Kibbuz in Israel, wo man nur unter einer Bedingung aufgenommen wird: Der Bewerber muß der einzige Überlebende einer Familie

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