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Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Titel: Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Schwärme von Tauben anlockte, deren Stimmen den Kontrapunkt zu dem schrillen Singsang bildeten, der von seinen Lippen kam.
    Helden empfand Übelkeit. Das ging weit über Senilität hinaus. Das da waren nur noch die kläglichen Überreste eines Menschen.
    Die Münze der Wolfsschanze hat zwei Seiten. Die Zeit ist nahe, in der die Katastrophen ihren Anfang nehmen.
    Es schien sinnlos, die Worte zu wiederholen. Dennoch, sie war so weit gekommen und wußte nur, daß ein großer Mann hingemetzelt worden war, weil seine Warnung stimmte.
    Sie ging auf den alten Mann zu und setzte sich neben ihn, bemerkte, daß einige Leute auf dem Platz sie ansahen, als wäre sie auch schwachsinnig. Sie sprach mit leiser Stimme und in deutscher Sprache:
    »Herr Gerhardt? Ich bin weit gereist, um Sie zu sehen.«
    »Solch eine hübsche Dame ... eine hübsche, hübsche Dame. «
    »Ich komme von Herrn Falkenheim. Erinnern Sie sich an ihn?«
    »Das Heim eines Falken? Falken mögen meine Tauben nicht. Die tun meinen Tauben weh. Meine Freunde und ich mögen sie nicht, was, ihr Süßen?« Gerhardt beugte sich vor und schürzte die Lippen, küßte die Luft über den gierigen Vögeln auf der Erde.
    »Sie würden diesen Mann mögen, wenn Sie sich an ihn erinnerten. «
    »Wie kann ich mögen, was ich nicht kenne? Würden Sie etwas Brot mögen? Sie können es essen, wenn Sie wollen, aber das würde meine Freunde verletzen.« Der alte Mann
richtete sich mühsam auf und warf ein paar Brotkrumen vor Heldens Füße.
    »>Die Münze der Wolfsschanze hat zwei Seiten<«, flüsterte Helden.
    Dann hörte sie die Worte. Er unterbrach seinen Rhythmus nicht, der leise, schrille Singsang war derselbe, aber jetzt war Bedeutung dahinter. »Er ist tot, nicht wahr... ? Antworten Sie mir nicht, Sie brauchen nur mit dem Kopf zu nicken oder ihn zu schütteln. Sie reden mit einem närrischen alten Mann, den keiner versteht. Denken Sie daran.«
    Helden war zu verblüfft, um sich bewegen zu können. Und durch ihre Starrheit gab sie dem alten Mann die Antwort. Er fuhr in seinem Singsang fort: »Klaus ist tot. Also haben die ihn endlich gefunden und getötet.«
    »Es war die ODESSA«, sagte sie. »Die ODESSA hat ihn getötet. Überall waren Hakenkreuze.«
    »Wolfsschanze wollte, daß wir das glauben.« Gerhardt warf Brotkrumen in die Luft; die Tauben fingen an, untereinander zu streiten. »Hier, ihr Süßen! Zeit für euren Tee.« Er drehte sich halb zu Helden herum, und seine Augen schienen in weite Ferne zu blicken. »Die ODESSA ist, wie immer, der Sündenbock. Das liegt auf der Hand.«
    »Sie sagen Wolfsschanze«, flüsterte Helden. »Man hat einem Mann namens Holcroft einen Brief gegeben und ihn bedroht. Er ist vor dreißig Jahren geschrieben worden, von Männern unterzeichnet, die sich die Überlebenden der Wolfsschanze nannten.
    Einen Augenblick hörte Gerhardts Zittern auf. »Es gab mit einer Ausnahme keine Überlebenden der Wolfsschanze! Klaus Falkenheim. Andere waren dabei und sind davongekommen. Aber sie waren nicht die Adler; sie waren Abschaum. Und jetzt glauben sie, ihre Zeit sei gekommen.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Ich werde es Ihnen erklären, aber nicht hier. Kommen Sie später, wenn es dunkel geworden ist, in mein Haus am See. Südlich, an der Uferstraße, genau drei Kilometer hinter der Gabelung ist ein Weg...« Er beschrieb ihr die Richtung, als wären das die Worte zu einer kindischen Melodie. Als er geendet hatte, stand er mühsam auf und warf den Vögeln die
letzten Krumen hin. »Ich glaube nicht, daß man Ihnen folgen wird«, sagte er mit einem senilen Lächeln, »aber vergewissern Sie sich. Es gibt Arbeit für uns, und sie muß schnell erledigt werden... Hier, meine Süßen! Jetzt habe ich nichts mehr... ihr Lieben. «

37.
    Über dem flachen Weideland von Chambery kreiste eine kleine, einmotorige Maschine am Nachthimmel. Der Pilot wartete darauf, daß die zwei Reihen von Leuchtfeuern entzündet wurden: das Signal für ihn zur Landung. Auf dem Boden stand ein Wasserflugzeug, bereit zum Start. Wenige Minuten, nachdem die erste Maschine am Ende der primitiven Landebahn angelangt war, wäre das Wasserflugzeug in der Luft und trüge seine wertvolle Ladung nach Norden, an der Rhöne entlang, würde bei Versoix die Schweizer Grenze überqueren und zwanzig Kilometer nördlich der Stadt auf dem Genfer See landen. Die Ladung hatte keinen Namen, aber das interessierte die Piloten nicht. Ihr Honorar konnte sich durchaus mit dem messen, das sonst Rauschgiftkuriere

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