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Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Titel: Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Geliebte.«
    »Ich rufe dich gegen zehn, halb elf an. Ich möchte dein Zimmer benutzen, bis ich weiß, wie alles läuft.«
    »Das kostet extra«, sagte Willie Ellis. »Wir sehen uns in Genf. «
    Holcroft hatte beschlossen, Willie aufzufordern, weil ihm sonst niemand einfiel, der keine Fragen stellen würde. Ellis war nicht der zügellose Narr, als der er sich gerne gab. Um Althene aus der Schweiz hinauszubegleiten, gab es kaum einen Besseren als ihn.
    Und sie mußte die Schweiz verlassen. Die Feinde des Vertrages hatten ihren Mann getötet und würden auch sie töten. Weil Genf der Ort war, an dem es geschehen würde. In zwei oder drei Tagen fände eine Zusammenkunft statt, Papiere würden unterzeichnet, Gelder nach Zürich überwiesen werden. Die Feinde des Vertrages würden alles versuchen, um diese Verhandlungen zum Scheitern zu bringen. Seine Mutter durfte nicht in Genf bleiben. In Genf würde es zu Gewalttaten kommen, das spürte er.
    Er fuhr in südlicher Richtung weiter nach Dijon und traf lange nach Mitternacht dort ein. Die kleine Stadt war bereits schlafen gegangen, und während er durch die finsteren Straßen fuhr, wußte er, daß er auch Schlaf brauchte; er mußte morgen ganz wach sein. Wacher als je. Er fuhr weiter, bis er wieder auf dem freien Land war, und hielt den Mietwagen dann am Straßenrand an. Er rauchte eine Zigarette, drückte sie aus und zog die Füße auf den Sitz, lehnte den Kopf gegen die Scheibe und schob seinen Regenmantel darunter.
    In ein paar Stunden würde er die Grenze erreichen und sie mit der ersten Welle des Morgenverkehrs überqueren. Und sobald er in der Schweiz war ... Er konnte nicht mehr denken. Der Nebel begann ihn einzuhüllen; sein Atem ging langsam und schwer. Und dann erschien das Gesicht, stark, kantig, so wenig verwandt und ihm doch jetzt so vertraut.
    Es war das Gesicht Heinrich Clausens, und es rief nach ihm, forderte ihn auf, sich zu beeilen. Bald wäre der Alptraum vorüber; Wiedergutmachung würde geleistet werden.
    Er schlief.

    Erich Kessler sah zu, wie sein jüngerer Bruder Hans dem Sicherheitsbeamten der Fluggesellschaft seine Arzttasche zeigte. Seit der Olympiade von 1972, als man annahm, daß die Palästinenser mit zerlegten Gewehren und Maschinenpistolen nach München geflogen waren, hatte man die Sicherheitsvorkehrungen auf dem Flughafen verdreifacht.
    Dabei war es die Wolfsschanze gewesen, die die Waffen der Palästinenser nach München gebracht hatte — ihre Wolfsschanze, dachte Erich.
    Hans lachte, er hatte einen Witz mit dem Angestellten gemacht. In Genf, dachte Erich, gäbe es keine solchen Witze, denn dort gäbe es keine Untersuchung, nicht durch die Fluggesellschaft und nicht durch den Zoll und auch durch sonst niemanden. Der Herr Staatsrat würde dafür sorgen. Einer der angesehensten Ärzte Münchens, ein Spezialist für Innere Medizin, traf als sein Gast ein.
    Hans war all das und noch mehr, dachte Erich, als sein Bruder ihm entgegenkam. Hans war ein mittelgroßer, stämmiger Bursche mit unwiderstehlichem Charme. Ein hervorragender Fußballspieler, Kapitän seiner Mannschaft, der sich nach dem Spiel um die Verletzungen seiner Gegenspieler kümmerte.
    Es war seltsam, dachte Erich, aber Hans war eigentlich viel besser als er auf die Rolle des älteren Sohnes vorbereitet. Abgesehen von der Zufälligkeit des Geburtsdatums, wäre Hans es gewesen, der mit Johann von Tiebolt zusammenarbeitete. Und Erich, der stille Gelehrte, wäre der Untergebene gewesen. Einmal hatte er in einem Augenblick der Selbstzweifel das zu Johann gesagt.
    Von Tiebolt wollte davon nichts hören. Er brauchte einen reinen Intellektuellen. Einen Mann, der ein blutloses Leben führte - jemand, den die Abgründe des Herzens, die Maßlosigkeit, nie in Versuchung geführt hatten. Hatte er das nicht in jenen wenigen, aber wichtigen Augenblicken unter Beweis gestellt, wenn er - der stille Gelehrte - sich dem Tinamu widersetzt und seine Vorbehalte vorgebracht hatte? Vorbehalte, die schließlich zu einem Wechsel der Taktiken geführt hatten?
    Ja, das war wahr, aber es war nicht jene wesentliche Wahrheit,
die Johann nicht wahrhaben wollte: Hans war von Tiebolt beinahe ebenbürtig. Wenn es zu einer Auseinandersetzung kam, war es möglich, daß Johann sterben würde.
    Das war die Meinung des stillen, blutlosen Intellektuellen.
    »Alles läuft planmäßig«, sagte Hans, als sie zu ihrer Maschine gingen. »Der Amerikaner ist so gut wie tot, und kein Labor wird die Todesursache feststellen

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