Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag
Geld bildet die Mittel für das Vierte Reich, aber die Menschen sind jenes Reich. Sie werden dasein, ob das Geld nun verteilt wird oder nicht. Wir müssen herausfinden, wer sie sind.«
Helden lehnte sich zurück. »Mein... Johann von Tiebolt kann getötet werden. Ebenso Kessler und... wenn es notwendig ist... selbst Noel. Das Geld kann man aufhalten. Aber wie können wir sicher sein, daß man die Liste finden wird?«
»Der Mann aus Har Sha’alav in London wird da Vorstellungen haben. Er hat viele Talente.« Litvak wandte kurz den Blick ab. »Sie sollten das wissen, weil Sie mit ihm werden arbeiten müssen. Man nennt ihn einen Killer und einen Terroristen. Er selbst sieht sich nicht so, aber die Gesetze, die er gebrochen hat, und die Verbrechen, die er begangen hat, würden seine Selbsteinschätzung durchaus in Frage stellen.« Der Arzt sah auf die Uhr. »Es ist jetzt drei Minuten vor neun; er wohnt nur eine knappe Meile von Heathrow entfernt. Wenn ich ihn erreiche, könnte er bis Mitternacht in Genf sein. Wissen Sie, wo Holcroft wohnt?«
»Ja. Im d’Accord. Verstehen Sie, er weiß von nichts. Er glaubt zutiefst an das, was er tut. Er hält es für richtig.«
»Das verstehe ich. Unglücklicherweise könnte sich das in bezug auf sein Leben als belanglos erweisen. Aber zuallererst müssen wir ihn erreichen.«
»Ich habe ihm gesagt, daß ich ihn heute abend anrufe.«
»Gut. Ich bringe Sie ans Telefon. Aber passen Sie auf, was Sie sagen. Man wird ihn beschatten; seine Leitung ist sicher angezapft.« Litvak führte sie zu dem Tischchen mit dem Telefon.
»Hotel d’Accord. Bonsoir «, sagte die Vermittlung.
»Guten Abend. Mr. Noel Holcroft, bitte?«
»Monsieur Holcroft...?« Die Vermittlung zögerte. »Einen Augenblick, Madame.«
Schweigen, ein Klicken. Dann sprach ein Mann. »Mrs. Holcroft?«
»Was?«
»Dort spricht doch Mrs. Holcroft, nicht wahr?«
Helden war überrascht. Irgend etwas stimmte nicht. Die Vermittlung hatte nicht einmal den Versuch unternommen, Noels Zimmer anzurufen. »Dann haben Sie mich also erwartet? « fragte sie.
»Aber selbstverständlich, Madame«, erwiderte der Angestellte am Empfang mit vertraulich klingender Stimme. »Ihr Sohn war sehr großzügig. Ich soll Ihnen sagen, es sei sehr wichtig, daß Sie unsichtbar bleiben. Aber Sie sollen eine Telefonnummer hinterlassen, wo er Sie erreichen kann.«
»Aha. Augenblick, bitte.« Helden hielt die Hand über die Sprechmuschel und drehte sich zu Litvak um. »Die glauben, ich sei Mrs. Holcroft. Er hat sie dafür bezahlt, daß sie eine Nummer entgegennehmen, wo man sie erreichen kann.«
Der Arzt nickte und ging schnell zu seinem Schreibtisch. »Reden Sie weiter. Sagen Sie, Sie wollen sicher sein, daß diese Nummer keinem anderen gegeben wird. Bieten Sie Geld an. Tun Sie alles, um sie hinzuhalten.« Litvak holte ein abgegriffenes Adreßbuch heraus.
»Ehe ich eine Nummer gebe, möchte ich sicher sein...« Helden hielt inne, und der Mann am anderen Ende schwor beim Grab seiner Mutter, daß er die Nummer nur Holcroft geben werde. Der Arzt schob Helden hastig einen Zettel mit einer Nummer zu. Sie wiederholte sie für den Hotelangestellten und legte auf. »Wo ist das?« fragte sie Litvak.
»Das ist eine leere Wohnung in der Avenue de la Paix, aber nicht unter der Adresse, die bei der Telefongesellschaft eingetragen ist. Hier ist es.« Litvak schrieb die Adresse unter die Nummer. »Sie müssen sich beides merken.«
»Das will ich tun.«
»Jetzt versuche ich, unseren Mann in London zu erreichen«, sagte der Arzt und ging zur Treppe. »Ich habe hier einen Sender. Damit kann ich über Funk mit ihm in Verbindung treten.« Er blieb auf der untersten Stufe stehen. »Ich bringe Sie nach Genf. Sie werden sich nicht sehr gut bewegen können, aber die Wunde ist nicht tief; die Naht hält schon unter dem Verband. Und auf die Weise haben Sie Gelegenheit, Holcroft zu erreichen. Ich hoffe, es gelingt Ihnen, und ich hoffe, Sie haben Erfolg. Noel Holcroft muß sich von Johann von Tiebolt und Kessler trennen. Wenn er sich
gegen Sie stellt, auch wenn er nur zögert, muß man ihn töten. «
»Ich weiß.«
»Vielleicht genügt es nicht, das zu wissen. Ich fürchte, die Entscheidung wird nicht bei Ihnen liegen.«
»Bei wem dann? Bei Ihnen?«
»Ich darf Neuchâtel nicht verlassen. Es wird auf den Mann in London ankommen.«
»Den Terroristen? Den Killer, der bloß das Wort >Nazi< zu hören braucht, damit er zu schießen beginnt?«
»Er wird objektiv sein«,
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