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Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Titel: Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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»Plötzlich mußte ich an meine Schuhe denken. Ich wollte sie nicht verlieren.«
    »Und haben Sie sie verloren?«
    »Nein. Wahrscheinlich ist das noch viel seltsamer.«
    »Meine sind fort«, sagte Helden abwesend. Sie stand auf. »Wir müssen hier weg. Er könnte zurückkommen.« Sie blickte zu dem Schuppen hinüber. »Ich will dort nicht hineingehen, aber ich denke, das müssen wir. Da lagen Wagenschlüssel... « Sie beugte sich vor, um der alten Frau aufzuhelfen.

    Helden öffnete die Tür und schloß instinktiv die Augen. Der Mann war über dem Tresen zusammengesunken, sein Gesicht war von der Kugel weggefetzt. Einen Augenblick lang tauchte das Bild des verstümmelten Kopfs von Klaus Falkenheim vor ihrem inneren Auge auf, und sie wollte schreien. Aber sie flüsterte nur.
    » Mein Bruder ...«
    »Kommen Sie, Kind, schnell jetzt!« Unglaublich, daß das die alte Frau sein sollte, die den Befehl mit solcher Bestimmtheit gab. Sie hatte einen Schlüsselring entdeckt. »Es ist besser, wenn wir ihren Wagen nehmen. Ich habe auch einen, aber den hat man gesehen.«
    Und dann sah Helden das Wort, klar und deutlich mit dickem Schmierstift auf den Boden unter dem Toten geschrieben.
    »Nein! Das ist eine Lüge!«
    »Was ist? Was ist?« Die alte Frau griff sich die Schlüssel und rannte zu dem Mädchen hinüber.
    »Da. Das ist eine Lüge!«
    Das Wort auf dem Boden war hastig hingeschmiert, mit großen Buchstaben.
    ABWEHR
    Helden hinkte darauf zu und sank in die Knie, versuchte, die Buchstaben wegzuwischen. Ihre Hände arbeiteten wie wild, die Tränen strömten ihr dabei übers Gesicht. »Eine Lüge! Eine Lüge! Das waren große Männer!«
    Althene berührte das hysterisch gewordene Mädchen an der Schulter und nahm schließlich ihren Arm und zog sie vom Boden hoch. »Dafür ist jetzt keine Zeit! Das haben Sie selbst gesagt. Wir müssen hier weg.«
    Sanft, aber bestimmt führte die ältere Frau die jüngere hinaus. Über der Tür brannte eine einzige Lampe und erzeugte ebensoviel Schatten wie Licht. Zwei Wagen waren zu sehen - der, den Althene gefahren hatte, und ein graues Auto mit einem Kennzeichen, das mit Draht an der Stoßstange befestigt war. Sie führte Helden darauf zu.
    Und blieb stehen.
    Die ganze Kraft, die sie in sich aufgeboten hatte, brach zusammen.

    Im Kies lag der Körper des rothaarigen Piloten. Er war tot, die Hände hinter dem Rücken gefesselt. Sein ganzes Gesichtdie Partien um die Augen und den Mund — war von Messerstichen zerfetzt.
    Man hatte ihn gefoltert und erschossen.
    Schweigend fuhren sie durch die Nacht, jede in ihre eigenen quälenden Gedanken versunken. »Da ist eine Wohnung«, sagte Helden schließlich. »Man hat mir den Weg beschrieben. Dort sind wir sicher. Ein Mann ist von London hergeflogen, um uns zu helfen. Er sollte inzwischen dort sein.«
    »Wer ist das?«
    »Ein Jude von einem Ort, der Har Sha’alav heißt.«
    Althene sah das Mädchen durch die fliegenden Schatten an. »Ein Jude aus Har Sha’alav hat mich aufgesucht. Deshalb bin ich hier.«
    »Ich weiß.«
     
    Ein schlanker Mann mit dunkler Haut und sehr dunklen Augen öffnete die Tür des Apartments. Er war weder klein noch groß, strahlte aber schiere physische Kraft aus. Die mächtigen Schultern waren es, die diesen Eindruck vermittelten, und der straffe Stoff seines weißen Hemdes, das am Hals offenstand und dessen Ärmel hochgerollt waren, so daß die muskulösen Arme freilagen. Sein schwarzes Haar war kurz geschnitten, und sein Gesicht fiel ebenso durch seinen starr wirkenden Blick wie durch seine Züge auf.
    Er musterte die zwei Frauen, nickte dann und winkte sie herein. Er nahm Heldens Hinken ebenso wie die nassen Kleider der beiden ohne Kommentar zur Kenntnis.
    »Ich bin Yakov Ben-Gadíz«, sagte er. »Damit wir einander richtig verstehen, ich bin es, der die Entscheidungen treffen wird.«
    »Auf welcher Grundlage?« fragte Althene.
    Ben-Gadíz sah sie an. »Sind Sie die Mutter?«
    »Ja.«
    »Ich habe Sie nicht erwartet.«
    »Ich habe auch nicht erwartet, hier zu sein. Wenn dieses Mädchen nicht gewesen wäre, wäre ich jetzt tot.«

    »Dann haben Sie noch eine weitere Verpflichtung, neben der anderen, die über allem anderen steht.«
    »Ich habe Sie etwas gefragt. Mit welchem Recht treffen Sie Entscheidungen für mich? Das darf niemand.«
    »Ich war mit Neuchâtel in Verbindung. Heute nacht gibt es Arbeit.«
    »Für mich gibt es nur eines. Ich muß meinen Sohn erreichen. «
    »Später«, sagte Yakov Ben-Gadíz. »Zuerst

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