Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag
Schritte auf Noel zu und sah ihn voll Mitgefühl an. »Wir warten auf das Allerwichtigste von allem. Die Zusammenkunft in der Bank. Den Vertrag. Sobald das vorbei ist, gibt es nichts, was wir nicht tun können. Und wenn wir es tun, wird die >ganze gottverdammte Welt<, wie Sie es ausgedrückt haben, zuhören müssen. Denken Sie an unseren Vertrag, Noel. Er ist die Antwort auf so vieles. Für Sie, Ihre Mutter, Helden... auf so vieles. Ich denke, das wissen Sie.«
Holcroft nickte langsam. Als er sprach, klang seine Stimme müde, erschöpft. »Ja, ich weiß. Es macht mich einfach verrückt, nichts zu wissen, nichts zu hören.«
»Natürlich ist das alles schwer für Sie gewesen. Aber bald ist es vorbei, und dann wird alles gut sein.« Erich lächelte. »Ich gehe mich jetzt waschen.«
Noel trat ans Fenster. Genf schlief — so wie Paris geschlafen hatte und Berlin und London und Rio. Durch wie viele Fenster hatte er nachts auf schlafende Städte hinausgeblickt? Auf zu viele. Nichts ist so, wie es für Sie war ...
Nichts.
Holcroft runzelte die Stirn. Nichts . Nicht einmal sein Name. Sein Name . Er war als Fresca eingetragen, nicht Holcroft, Fresca! Das war der Name, den Helden anrufen sollte!
Fresca .
Er wirbelte herum, auf das Telefon zu. Es hatte keinen Sinn, Erich anrufen zu lassen; die Vermittlung im d’Accord sprach englisch, und er kannte die Nummer. Er wählte.
»Hôtel d’Accord. Bonsoir .«
»Vermittlung, hier spricht Mr. Holcroft. Dr. Kessler hat vor ein paar Augenblicken mit Ihnen gesprochen wegen der Nachrichten, die ich erwarte.«
»Entschuldigen Sie bitte, Monsieur. Dr. Kessler? Sie wünschen Dr. Kessler?«
»Nein, Sie verstehen nicht. Dr. Kessler hat erst vor wenigen Augenblicken mit Ihnen gesprochen, wegen einer Mitteilung, die ich erwarte. Ich möchte, daß Sie sich noch nach einem anderen Namen erkundigen. >Fresca<. >N. Fresca<. Hat irgend jemand für N. Fresca angerufen?«
Die Frau in der Vermittlung machte eine Pause. »Im d’Accord ist kein Fresca, Monsieur. Möchten Sie, daß ich Sie mit Dr. Kesslers Zimmer verbinde?«
»Nein, er ist hier . Er hat gerade mit Ihnen gesprochen!«
Herrgott, dachte Noel, die Frau konnte Englisch sprechen, schien es aber nicht zu verstehen. Dann erinnerte er sich an den Namen des Empfangsangestellten; er nannte ihn der Frau. »Kann ich bitte mit ihm sprechen?«
»Tut mir leid, Monsieur. Er ist schon vor über drei Stunden gegangen. Er hat um Mitternacht Dienstschluß.«
Holcroft hielt den Atem an und sah auf die Tür zum Badezimmer. Dahinter lief Wasser; Erich konnte ihn nicht hören. Und die Frau in der Telefonzentrale des d’Accord verstand perfekt Englisch. »Einen Augenblick bitte, Miß. Wir wollen das einmal klarstellen. Sie haben nicht vor ein paar Minuten mit Dr. Kessler gesprochen?«
»Nein, Monsieur.«
»Gibt es in Ihrer Vermittlung noch jemanden?«
»Nein. Um diese Zeit kommen nur wenige Gespräche.«
»Und der Mann am Empfang ist nach Mitternacht weggegangen? «
»Ja, das habe ich Ihnen doch gerade gesagt.«
»Und es hat niemand für Mr. Holcroft angerufen?«
Wieder kam es auf der anderen Seite zu einer kurzen Pause. Als die Frau dann wieder sprach, klang ihre Stimme zögernd, als erinnerte sie sich an etwas. »Doch, ich glaube schon, Monsieur. Kurz nachdem ich meinen Dienst anfing. Eine Frau hat angerufen. Man hat mir Anweisung gegeben, das Gespräch an den Empfangschef weiterzugeben.«
»Danke«, sagte Noel leise und legte auf.
Das Wasser im Badezimmer lief jetzt nicht mehr. Kessler kam heraus. Er sah Holcrofts Hand am Telefon. Die Augen des Gelehrten blickten jetzt nicht mehr freundlich.
»Was, zum Teufel, geht hier vor?« fragte Noel. »Sie haben nicht mit dem Angestellten gesprochen. Und ebensowenig mit der Vermittlung. Meine Mutter hat vor Stunden angerufen, und Sie haben es mir nicht gesagt. Sie haben gelogen .«
»Sie dürfen sich jetzt nicht aufregen, Noel.«
»Sie haben mich angelogen !« brüllte Holcroft und riß sein Jackett vom Stuhl und ging an das Bett, auf das er seinen Regenmantel geworfen hatte — den Regenmantel mit der Pistole in der Tasche.
»Sie hat mich angerufen , Sie Schwein!«
Kessler rannte in den Vorraum und stellte sich vor die Tür. »Sie war nicht an der Stelle, die sie uns genannt hat! Wir sind beunruhigt. Wir versuchen, sie zu finden, sie zu schützen . Und Sie zu schützen! Von Tiebolt versteht sich auf diese Dinge; er hat sein ganzes Leben mit ihnen verbracht. Lassen Sie ihn die
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