Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag
verachtenswert bezeichnet. Sie hat nie die Notwendigkeit — die Schönheit — unserer Sache begriffen. Sie versuchte, uns in die Quere zu kommen.« Der blonde Mann hob die Pistole. »Ein paar alte Männer — ergebene Liebhaber der Hure — verdächtigten mich, sie getötet zu haben und versuchten, auf ihre schwachsinnige Art eine Anklage gegen mich erheben zu lassen. Können Sie sich das vorstellen? Eine Anklage gegen mich. Das klingt so amtlich. Was sie nicht begriffen haben, war, daß wir auch die Gerichte kontrollierten. Niemand kann uns stoppen.«
»Noel wird Sie stoppen!« rief Althene, wobei sich ihre Hand der verborgenen Waffe zuschob.
»Ihr Sohn wird in ein oder zwei Tagen tot sein. Selbst wenn wir ihn nicht töten, werden andere das tun. Er hat eine Spur des Mordens hinterlassen, von der er sich nie mehr lösen kann. Ein ehemaliger Angehöriger des britischen Geheimdienstes
ist in New York erdrosselt worden. Sein letztes Gespräch hat er mit Ihrem Sohn geführt. Ein Mann namens Graff ist in Rio getötet worden; Ihr Sohn hat ihn bedroht. Ein Bauingenieur in der Karibik ist heute nacht gestorben, ebenfalls erdrosselt. Er hat vertrauliche Nachrichten an Noel Holcroft übermittelt — in Rio, in Paris und dazwischen. Morgen früh wird ein New Yorker Detektiv namens Miles auf der Straße erschlagen werden. Die Akte seines augenblicklichen Falles, der ihn so beschäftigt, ist ein wenig abgeändert worden, aber nicht die Hauptperson des Falles — Noel Holcroft. Tatsächlich ist es für Noels inneren Frieden das beste, wenn wir ihn töten. Er hat jetztschon kein Leben mehr.« Von Tiebolt hob die Waffe höher und streckte dann langsam den Arm, so daß der Kopf der Frau sein Ziel war. »Sie sehen also, Mrs. Holcroft, Sie können uns unmöglich stoppen. Wir sind überall .«
Althene wirbelte in ihrem Stuhl herum, tastete nach der Waffe.
Johann von Tiebolt feuerte. Dann feuerte er noch einmal und noch einmal.
Yakov Ben-Gadíz stellte in von Tiebolts Suite die Ordnung her, die er vorgefunden hatte, und lüftete die Räume, damit es nichts gab, was auf sein Eindringen hinweisen könnte.
Hätte Klaus Falkenheim noch gelebt, so hätte das, was Yakov tat, ihn erschüttert. Sie müssen die Liste in die Hand bekommen. Die Namen. Danach müssen Sie das Konto als das entlarven, was es ist, veranlassen, daß die Verteilung der Millionen unterbleibt. Und die Sonnenkinder vernichten.
Das waren Falkenheims Instruktionen gewesen.
Aber es gab noch einen anderen Weg. Die Ältesten von Har Sha’alav hatten lange bedächtig darüber diskutiert. Sie hatten keine Zeit mehr gehabt, das Ergebnis ihrer Diskussion Falkenheim zur Kenntnis zu bringen, aber sie waren fest entschlossen, so zu handeln. Sie nannten es die Alternative von Har Sha’alav.
Es war gefährlich, aber es war zu schaffen.
Die Liste in unsere Hand bringen und die Millionen kontrollieren, das Konto nicht entlarven, es stehlen. Und dann das riesige Vermögen dazu einsetzen, um die Sonnenkinder zu bekämpfen. Überall.
Die Strategie war nicht bis ins letzte ausgearbeitet, weil sie nicht genug wußten. Aber jetzt wußte Yakov genug. Von den drei Söhnen, die sich der Bank präsentieren würden, war einer nicht das, was die anderen waren.
Am Anfang war Holcroft der Schlüssel zur Erfüllung des Wolfsschanzenvertrages. Zuletzt würde er sein Ende sein. Falkenheim war tot, überlegte Yakov. Die Ältesten von Har Sha’alav waren tot; es gab sonst niemanden mehr. Die Entscheidung war ganz allein die seine.
Die Alternative von Har Sha’alav.
War es zu schaffen?
Innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden würde er es wissen.
Sein Blick wanderte über die einzelnen Gegenstände im Raum. Alles war an Ort und Stelle, alles war so, wie es gewesen war. Nur daß jetzt elf Fotografien in seiner Aktentasche ruhten, die vielleicht den Anfang vom Ende der Wolfsschanze bedeuteten. Elf Seiten mit den Namen der mächtigsten Sonnenkinder in der ganzen Welt, die Adressen derer, die das meiste Vertrauen genossen. Männer und Frauen, die dreißig Jahre lang unter ihrer Tarnkappe die Nazilüge gelebt hatten.
Nie wieder .
Yakov nahm seine Mappe auf. Er würde die Fäden an der Außentür wieder anbringen und...
Er erstarrte in seiner Bewegung, seine Gedanken stockten, und er konzentrierte sich ganz auf das, was von außerhalb der Tür zu ihm hereindrang. Er konnte Schritte hören, schnelle Schritte, vom Teppich gedämpft, aber unverkennbar Schritte, die den
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