Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Titel: Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
Hotelfenster gestürzt. Es ging barmherzig schnell. Um zehn Uhr wird La Grand Banque die geschäftlichen Aktivitäten für eine Trauerminute unterbrechen. «
    »O mein Gott ... «
    »Aber«, fuhr die Stimme in Zürich fort, »alle Konten, mit denen Herr Manfredi persönlich befaßt war, werden in ähnlich fähige Hände übergeben. Wir sind überzeugt -«
    Noel legte den Hörer auf und schnitt dem Mann damit das Wort ab. Konten ... in ähnlich fähige Hände übergeben. Geschäftsgang wie üblich; ein Mann war tot, aber die Geschäfte der Schweizer Finanz durften nicht unterbrochen werden. Tot — ermordet war er worden.
    Ernst Manfredi hatte sich nicht aus seinem Hotelzimmerfenster in Zürich gestürzt. Man hatte ihn hinausgeworfen. Die Männer der Wolfsschanze hatten ihn ermordet.
    Um Gottes willen, warum? Und dann erinnerte sich Holcroft. Manfredi hatte die Männer der Wolfsschanze als belanglos abgetan. Er hatte Noel gesagt, ihre makabren Drohungen seien ohne Bedeutung, die Angst kranker, alter Männer, die Vergebung suchten.
    Das war Manfredis Irrtum gewesen. Ohne Zweifel hatte er seinen Kollegen, den anderen Direktoren der Grande Banque, von dem seltsamen Brief erzählt, der mit unversehrten
Siegeln ihm übermittelt worden war. Vielleicht hatte er in ihrer Gegenwart über die Männer der Wolfsschanze gelacht.
    Das Streichholz! Das Flämmchen! Auf der anderen Seite des Hofes nickte die Frau am Fenster! Wieder — so als könnte sie seine Gedanken lesen — bestätigte sie die Wahrheit. Eine tote Frau sagte ihm, daß er recht hatte!
    Sie wandte sich ab und ging weg; das Licht im Fenster verlosch.
    »Kommen Sie zurück! Kommen Sie zurück!« schrie Holcroft, die Hände an der Fensterscheibe. »Wer sind Sie?«
    Das Telefon unter ihm summte. Noel starrte es an, als wäre es etwas Schreckliches und an diesem Platz Ungehöriges — es war beides. Zitternd nahm er den Hörer ab.
    »Mr. Holcroft, ich bin’s, Jack. Ich glaube, ich weiß jetzt vielleicht, was in Ihrer Wohnung passiert ist. Ich meine, ich habe zuerst nicht daran gedacht, aber vor ein paar Minuten kam’s mir irgendwie.«
    »Was war es denn?«
    »Vor zwei Tagen sind zwei Männer dagewesen. Schlosser. Mr. Silverstein in Ihrem Stockwerk hat sein Schloß wechseln lassen. Louie hat mir davon erzählt, damit ich auch Bescheid wüßte. Und dann fing ich an nachzudenken. Weshalb kamen die nachts? Ich meine, das kostet doch schließlich Überstunden und alles das — weshalb kamen die denn nicht am Tag? Und deshalb hab’ ich Louie gerade zu Hause angerufen. Er sagte, die Schlosser seien gestern gekommen. Wer, zum Teufel, waren also diese anderen Typen?«
    »Ist Ihnen irgend etwas an denen aufgefallen? Können Sie sich erinnern?«
    »Und ob ich mich erinnern kann. Ganz besonders an den einen. Den könnte ich Ihnen aus jeder Menschenmenge herauspicken! Er hatte—«
    Ein scharfer Knall tönte durch die Leitung.
    Ein Schuß!
    Dann ein Krachen. Das Telefon in der Eingangshalle war heruntergefallen!
    Noel warf den Hörer auf die Gabel und stürmte zur Tür, riß sie mit solcher Gewalt auf, daß sie gegen eine gerahmte Skizze an der Wand krachte und das Glas zersplitterte. Für
den Lift blieb jetzt keine Zeit. Er jagte die Treppen hinunter, ohne nachzudenken, er fürchtete sich vor dem Denken, konzentrierte sich nur auf Geschwindigkeit und Gleichgewicht und hoffte, auf den Stufen nicht auszugleiten. Jetzt hatte er das Erdgeschoß erreicht und rannte durch die Tür in die Halle.
    Seine Augen weiteten sich vor Schrecken. Das Schlimmste war geschehen. Jack, der Pförtner, lag rücklings über dem Stuhl, und aus seinem Hals floß Blut. Man hatte ihn in die Kehle geschossen.
    Er hatte gestört. Er war im Begriff gewesen, einen der Männer der Wolfsschanze zu identifizieren, und dafür war er umgebracht worden.
    Baldwin, Manfredi ... ein unschuldiger Pförtner. Tot.
    ... alle, die Ihnen in die Quere kommen, werden selbst gestoppt ... und jene, die Ihnen im Wege stehen, die versuchen, Sie von dem abzubringen, was Sie tun müssen, die versuchen, Sie mit Lügen zu täuschen, werden ausgelöscht werden.
    ... So wie es mit Ihnen und den Ihren geschehen wird, sollten Sie zögern oder versagen.
    Manfredi hatte ihn gefragt, ob er wirklich eine Wahl habe. Jetzt hatte er keine mehr. Er war vom Tod umgeben.

5.
    Althene Holcroft saß in ihrem Arbeitszimmer am Schreibtisch und starrte den Brief in ihrer Hand an. Ihre ausgeprägten Züge — die hohen Backenknochen, die Adlernase, die

Weitere Kostenlose Bücher