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Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Titel: Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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abtun, das weiß ich. Ebensowenig, wie ich seine Worte abtun kann. Ich höre ihn förmlich sprechen, aber da spricht ein sehr junger Mann. Ein junger, zielbewußter Mann, an dessen Seite ein sehr junges, wildes Mädchen ist.« Althene hielt inne; dann sprach sie weiter, ganz eindringlich jetzt. »Warum hast du mir den Brief gezeigt? Warum hast du das alles zurückgebracht?«
    »Weil ich mich entschieden habe, zu tun, was man von mir verlangt. Das bedeutet, daß ich das Büro schließen muß, daß ich viel reise und am Ende einige Monate in der Schweiz arbeite. Der Mann in Genf hatte recht — du hättest das alles nicht einfach so geschluckt, ohne mir eine Menge Fragen zu stellen. Er hatte Angst, du könntest das Gras wachsen hören und dann unbedacht handeln.«
    »Auf deine Kosten?« fragte Althene.
    »Ich denke schon. Er hielt es für möglich. Er sagte, deine Erinnerungen seien stark. >Unauslöschbar eingeprägt<, waren seine Worte.«
    »Unauslöschbar«, nickte Althene.
    »Er sagte, es gebe keinen legalen Weg; es sei besser, mit dem Geld so zu verfahren, wie es geplant war. Um Wiedergutmachung zu leisten.«
    »Vielleicht hat er recht. Wenn das Ganze überhaupt möglich ist. Überfällig ist es, weiß Gott. Was Heinrich auch angerührt hat, es ist nie etwas Gutes dabei herausgekommen. « Althene machte eine Pause, und ihr Gesicht wirkte plötzlich angespannt. »Du warst die einzige Ausnahme. Vielleicht ist dies die zweite.«
    Noel erhob sich und ging zu seiner Mutter. Er nahm sie bei den Schultern und zog sie an sich. »Der Mann in Genf hat gesagt, du seist unglaublich. Und das bist du.«
    Althene trat zurück. »Das hat er gesagt? >Unglaublich    »Ja.«
    »Ernst Manfredi«, flüsterte sie.
    »Du kennst ihn?« fragte Holcroft.

    »Das ist ein Name, der viele Jahre zurückreicht. Er lebt also noch.«
    Noel gab darauf keine Antwort. »Wie kommst du darauf, daß er es war?«
    »Ein Sommernachmittag in Berlin. Er war dort. Er half uns dabei, das Land zu verlassen. Dir und mir. Er brachte uns in das Flugzeug, gab mir Geld. Du lieber Gott...« Althene löste sich aus den Armen ihres Sohnes und ging auf ihren Schreibtisch zu. »Damals hat er mich >unglaublich< genannt, an jenem Nachmittag. Er sagte, sie würden Jagd auf mich machen, mich finden. Uns finden. Er sagte, er werde alles tun, was in seiner Macht stehe. Er sagte mir, was ich tun sollte, was ich sagen sollte. Ein nicht besonders eindrucksvoller kleiner Schweizer Bankier war an jenem Nachmittag ein Riese. Mein Gott, nach all den Jahren...«
    Noel betrachtete seine Mutter, sein Staunen war jetzt vollkommen. »Weshalb hat er nichts davon gesagt? Weshalb hat er es mir denn nicht gesagt ?«
    Althene drehte sich zu ihrem Sohn herum, starrte aber durch ihn hindurch. »Ich glaube, er wollte, daß ich es selbst herausfinde. Auf diese Weise. Er war nicht der Mann, der eine alte Schuld ohne Ansehen der Person eintreibt.« Sie seufzte. »Ich will nicht so tun, als wären die Fragen damit zum Schweigen gebracht. Ich verspreche gar nichts. Wenn ich mich dazu entschließe, etwas zu unternehmen, werde ich dich rechtzeitig warnen. Aber für den Augenblick werde ich mich nicht einschalten.«
    »Das ist ziemlich vage, findest du nicht?«
    »Mehr kann ich dir nicht versprechen. Jene Erinnerungen sind tatsächlich unauslöschbar eingeprägt.«
    »Aber im Augenblick willst du nichts tun?«
    »Darauf hast du mein Wort. Ich gebe es nicht leichthin, und ich werde es nicht leichthin zurücknehmen.«
    »Wann wäre das der Fall?«
    »Wenn du verschwinden würdest, zum Beispiel.«
    »Ich bleibe mit dir in Verbindung.«
    Althene Holcroft blickte ihrem Sohn nach, wie er das Zimmer verließ. Ihr Gesicht — noch vor wenigen Augenblikken so angespannt, so starr — wirkte jetzt gelöst. Ihre schmalen
Lippen formten ein Lächeln, ihre Augen waren nachdenklich, strahlten stille Befriedigung und Kraft aus.
    Sie griff nach dem Telefon und drückte den Knopf.
    »Überseevermittlung, bitte. Ich möchte ein Gespräch mit Genf.«
     
    Er brauchte einen beruflich einleuchtenden Grund, um Holcroft Incorporated zu schließen. Es durfte nicht dazu kommen, daß ernsthaft Fragen gestellt wurden. Die Überlebenden der Wolfsschanze waren Killer, die Fragen leicht als Störung empfanden. Er mußte legal verschwinden... Aber das war nicht so einfach. Dazu brauchte es plausible Gründe, die wenigstens den Anschein von Legalität erweckten.
    Den Anschein von Legalität.
    Sam Buonoventura.
    Sam war

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