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Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Titel: Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Ton an; ihre riesigen Vermögen beeinflussen das ganze Land.« Wieder machte der Attaché eine Pause. »Beginnen Sie zu begreifen, was ich sagte? Der Generalkonsul würde so etwas nicht sagen; meine Regierung ließe das nicht zu. Aber ich stehe ganz unten auf der Leiter. Ich kann meine Meinung sagen. Verstehen Sie jetzt?«
    Noel war verwirrt. »Offen gestanden, nein. Nichts von dem, was Sie gesagt haben, überrascht mich. In den Nürnberger Prozessen nannte man das >Verbrechen gegen die Menschlichkeit<. Das führt zu Schuldgefühlen, und Schuldgefühle erzeugen Furcht. Es ist ganz natürlich, daß solche Leute in einem Land, das nicht das ihre ist, dazu neigen, beieinander zu bleiben.«
    »Schuldgefühle erzeugen in der Tat Furcht. Und Furcht wiederum erzeugt Argwohn. Und am Ende erzeugt Argwohn Gewalt. Das ist es, was Sie begreifen müssen. Ein Fremder, der nach Rio kommt und Deutsche sucht, die verschwunden sind, begibt sich auf eine gefährliche Suche. La otra cara de los alemanes . Die schützen sich gegenseitig.« Der Attaché griff nach seinem Zigarillo. »Nennen Sie uns den Namen, Mr. Holcroft. Lassen Sie uns nach diesen Leuten suchen.«
    Noel beobachtete den Brasilianer, wie er den Rauch seiner teuren Havanna inhalierte. Er wußte nicht recht, weshalb, aber plötzlich empfand er ein Gefühl der Unruhe. Laß dich nicht durch beiläufig vorgebrachte, vordergründige Schlüsse in eine Falle locken ... »Das kann ich nicht. Ich glaube, Sie übertreiben, und Sie sind ganz offensichtlich nicht bereit, mir zu helfen.« Er stand auf.
    »Nun gut«, sagte der Brasilianer. »Ich will Ihnen sagen, wozu Sie mich nicht brauchen. Wenn Sie nach Rio kommen, dann gehen Sie zur Einwanderungsbehörde. Wenn Sie die Namen und die ungefähren Daten haben, kann man Ihnen dort vielleicht behilflich sein.«
    »Vielen Dank«, sagte Noel und wandte sich zur Tür.

    Der Brasilianer trat schnell aus dem Büro in einen großen Vorraum, der als Empfang diente. Ein junger Mann erhob sich aus einem Lehnsessel, als er seinen Vorgesetzten sah.
    »Sie können jetzt wieder in Ihr Büro, Juan.«
    »Danke, Exzellenz.«
    Der Ältere ging an der Empfangssekretärin vorbei zu einer Doppeltür. Auf dem linken Türblatt war das Wappen der Repübblica Federal do Brasil angebracht, auf der rechten eine Tafel mit goldenen Lettern: OFÍCIO Do CÔNSUL GENERAL.
    Der Generalkonsul betrat durch die Flügeltür einen kleineren Vorraum, das Büro seiner Sekretärin. Er ging auf seine eigene Bürotür zu und sagte zu der jungen Frau: »Verbinden Sie mich mit der Botschaft. Den Botschafter selbst, bitte. Wenn er nicht da ist, treiben Sie ihn auf. Sagen Sie ihm, es handle sich um eine vertrauliche Angelegenheit; er weiß dann schon, ob er sprechen kann oder nicht.«
    Der oberste Diplomat Brasiliens in der wichtigsten Stadt der Vereinigten Staaten schloß die Tür, ging zu seinem Schreibtisch und setzte sich. Er griff nach ein paar zusammengehefteten Papieren. Die ersten Seiten waren Fotokopien von Zeitungsberichten, Darstellungen des Mordes auf dem Flug 591 der British Airways von London nach New York und der darauffolgenden Entdeckung der zwei Morde auf dem Flughafengelände. Die zwei letzten Seiten waren Kopien der Passagierliste der Maschine. Der Diplomat überflog die Namen: HOLCROFT NOEL, DEP. GENEVA. BA ›577.O.Lon. BA< 591. X. NYC. Er starrte die Information an, als wäre er irgendwie erleichtert, sie noch vorzufinden.
    Sein Telefon summte. Er hob ab. »Ja?«
    »Der Botschafter ist am Apparat, Sir.«
    »Danke.« Der Generalkonsul hörte ein Echo, Hinweis darauf, daß der Zerhacker eingeschaltet war. »Herr Botschafter?«
    »Ja, Geraldo. Was ist denn so dringend und vertraulich?«
    »Vor ein paar Minuten war hier ein Mann, der mich fragte, wie er es anstellen müsse, eine Familie in Rio ausfindig zu machen, die er auf herkömmliche Weise nicht hatte ermitteln können. Er heißt Holcroft. Noel Holcroft, ein Architekt aus New York City.«
    »Dassagtmirnichts«, meintederBotschafter. »Sollteesdas?«
    »Nur wenn Sie in letzter Zeit die Passagierliste der British Airways von London gelesen haben. Vom letzten Samstag.«
    »Flug Fünf-neun-eins?« Der Botschafter sprach nun mit scharfer Stimme.
    »Ja. Holcroft ist am Samstagmorgen von Genf abgeflogen und in Heathrow in die Fünf-neun-eins umgestiegen.«
    »Und jetzt möchte er die Leute in Rio ausfindig machen? Was für Leute?«
    »Das wollte er nicht sagen. Ich war der ›Attaché‹ für ihn.«
    »Natürlich.

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