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Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Titel: Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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gegen die Kopfstütze und schloß die Augen, versuchte, sich ganz darauf zu konzentrieren, den schrecklichen Anblick eines verzerrten Gesichts aus seinem Bewußtsein zu verdrängen, eines Gesichts, das die letzten paar Sekunden seines Lebens hinausschrie. Aber er konnte es nicht. Jenes Gesicht wurde sein Gesicht.
    Dann verschwammen die Züge, so als schmelze das Fleisch, nur um sich sofort neu zu formen. Das Gesicht, das sich jetzt vor sein inneres Auge schob, war eines, das er erkannte. Ein seltsames, kantiges Gesicht, das ihm teilweise vertraut vorkam, aber nicht als Ganzes.
    Unwillkürlich zuckte er zusammen. Er hatte jenes Gesicht noch nie gesehen, aber plötzlich kannte er es. Instinktiv. Es war das Gesicht von Heinrich Clausen. Ein Mann, der vor dreißig Jahren Schreckliches durchgemacht hatte. Der unbekannte Vater, mit dem er einen Vertrag hatte.
    Holcroft schlug die Augen auf. Der Schweiß war ihm übers Gesicht gelaufen, brannte in seinen Augen. Es gab da noch eine Wahrheit, und er war nicht sicher, daß er sie erkennen wollte. Die zwei Männer, die versucht hatten, ihn mit Strychnin
zu töten, waren selbst ermordet worden. Sie hatten sich eingemischt.
    Die Männer der Wolfsschanze waren an Bord jenes Flugzeugs gewesen.

7.
    Der Angestellte an der Rezeption des Pôrto-Alegre-Hotel zog Holcrofts Reservierung aus dem Karteikasten. An der Karte war hinten ein kleiner gelber Umschlag angeheftet. Der Angestellte riß ihn ab und reichte ihn Noel.
    »Das ist heute abend kurz nach sieben für Sie angekommen, Senhor.«
    Holcroft kannte niemanden in Rio de Janeiro und hatte niemandem in New York gesagt, wohin er reiste. Er machte den Umschlag auf und holte die Nachricht heraus. Sie stammte von Sam Buonoventura. Er solle so schnell wie möglich zurückrufen, gleichgültig, wie spät es sei.
    Holcroft sah auf die Uhr; es war beinahe Mitternacht. Er trug sich ein und sagte dann, so beiläufig er konnte, wobei er an Sam dachte: »Ich muß mit Curaçao sprechen. Macht das um diese Zeit irgendwelche Schwierigkeiten?«
    Der Angestellte schien über die Frage leicht verstimmt. »Bei unseren telefonistas ganz bestimmt nicht, Senhor. Für Curaçao kann ich nicht garantieren.«
    Aber wo auch immer die Schwierigkeiten liegen mochten, es dauerte dennoch bis ein Uhr fünfzehn, bis er Buonoventuras rauhe Stimme hören konnte.
    »Ich glaube, du steckst in der Scheiße, Noley.«
    »Ja, das glaube ich auch. Worum geht’s denn im speziellen? «
    »Dein Auftragsdienst hat meine Nummer einem Bullen in New York gegeben, einem Lieutenant Miles; einem Kriminaler. Er war auf neunzig. Er hat gesagt, du müßtest die Polizei verständigen, wenn du die Stadt verläßt, ganz zu schweigen von einem Verlassen des Landes.«
    Herrgott , das hatte er vergessen! Und jetzt begriff er, wie
wichtig diese Anweisungen waren. Das Strychnin war für ihn bestimmt gewesen! War die Polizei zu demselben Schluß gelangt?
    »Was hast du ihm gesagt, Sam?«
    »Ich bin auch hochgegangen. Die einzige Methode, um mit Bullen klarzukommen, wenn die pampig werden. Ich hab’ ihm verklart, du seist auf den Inseln, wegen Vermessungsarbeiten für eine Anlage, an der Washington interessiert sei. Ein Stück weiter im Norden, wir sind nicht weit von der Kanalzone entfernt; das könnte alles mögliche bedeuten. Niemand spricht darüber.«
    »Hat er das geschluckt?«
    »Schwer zu sagen. Er möchte, daß du ihn anrufst. Jedenfalls habe ich dir etwas Zeit verschafft. Ich hab’ gesagt, daß du dich am Nachmittag per Funk gemeldet hast, und daß ich nicht damit rechne, in den nächsten drei oder vier Tagen wieder von dir zu hören, und von mir aus könne ich keinen Kontakt herstellen. Da fing er zu brüllen an wie ein angestochener Bulle.«
    »Aber abgekauft hat er es dir?«
    »Was blieb ihm denn anderes übrig? Der hält uns hier unten sowieso alle für blöd, und ich hab’ ihm nicht widersprochen. Er hat mir zwei Nummern für dich gegeben. Hast du etwas zu schreiben?«
    »Schieß los.«
    Holcroft schrieb sich die Nummern auf — ein Dienstapparat bei der Flughafenpolizei und Miles’ Privatanschluß -, dankte Buonoventura und sagte, er melde sich nächste Woche wieder.
    Während des endlosen Wartens auf die Verbindung mit Curaçao hatte Noel ausgepackt. Jetzt saß er in einem Rattansessel vor dem Fenster und blickte auf den nachtweißen Strand und das dunkle Wasser dahinter hinaus, in dem sich der helle Halbmond spiegelte. Drunten, an jenem abgeschiedenen Stück Straße, das an

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