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Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Titel: Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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vorsichtig. Solche Leute
wie die, von denen Sie sprechen, verschwinden nicht ohne Grund. «
    »Was meinen Sie damit?«
    »Die müssen verschwinden, Mr. Holcroft. Mußten . Abgesehen von den Nürnberger Prozessen und den Israelis, die sie jagten, verfügten viele über Mittel — in manchen Fällen sogar über Vermögen -, die von den besiegten Völkern, ihren Behörden und Regierungsstellen gestohlen waren. Man hätte diese Mittel zurückfordern können.«
    Noels Bauchmuskeln spannten sich. Es gab also eine Verbindung. Und sei sie noch so verquer. Die von Tiebolts waren in einen Diebstahl verwickelt, der so gigantisch und so kompliziert war, daß man ihn sich kaum vorstellen konnte. Aber das konnte nicht der Grund ihres Verschwindens sein. Lektion vier: Du mußt auf unerwartete Zufälle vorbereitet sein, und seien sie noch so unwahrscheinlich; du mußt bereit sein, Reaktionen zu verbergen.
    »Ich glaube nicht, daß die Familie in so etwas verwickelt sein könnte«, sagte er.
    »Aber Sie sind sich, natürlich, nicht ganz sicher. «
    »Ich möchte schon sagen, daß ich sicher bin. Und im Augenblick will ich nur wissen, wie ich es anstellen muß, sie zu finden — oder herauszufinden, was ihnen passiert ist.«
    »Ich habe von Anwälten gesprochen.«
    »Keine Anwälte. Ich bin Architekt, wie ich Ihnen schon sagte. Rechtsanwälte sind die natürlichen Feinde meines Berufsstandes; die nehmen uns die meiste Zeit weg.« Holcroft lächelte. »Was auch immer ein Anwalt tun kann, kann ich selbst viel schneller. Ich spreche Spanisch. Ich werde mit Portugiesisch auch zurechtkommen.«
    »Aha.« Der Attaché schien zu überlegen und griff nach einer Schachtel mit Zigarillos, die auf seinem Schreibtisch stand. Er klappte sie auf und hielt sie Holcroft hin, der den Kopf schüttelte. »Wirklich nicht? Das sind Havannas.«
    »Wirklich nicht. Außerdem habe ich es eilig.«
    »Ja, ich weiß.« Der Attaché ließ ein silbernes Tischfeuerzeug aufschnappen und inhalierte dann tief. Die Spitze des Zigarillos glühte auf. »Ich kann Sie also nicht überreden, mir den Namen dieser Familie zu sagen?«

    »Herrgott...« Holcroft stand auf. Jetzt reichte es ihm. Er würde andere Quellen finden müssen.
    »Bitte«, sagte der Brasilianer, »bitte, setzen Sie sich. Nur noch einen oder zwei Augenblicke. Ich verspreche Ihnen, Sie vergeuden Ihre Zeit nicht.«
    Noel sah das Drängen in den Augen des Attachés. Er setzte sich. »Was denn?«
    »La comunidad alemana . Ich benutze die spanische Sprache, die Sie ja verstehen.«
    »Die deutsche Gemeinschaft? Es gibt in Rio eine deutsche Kolonie — meinen Sie das?«
    »Ja, aber das ist nicht nur geographisch gemeint. Es gibt einen Vorortbezirk — den deutschen barrio , wenn Sie so wollen, aber den meine ich nicht. Ich meine vielmehr das, was wir la otra cara de los alemanes nennen. Verstehen Sie das?«
    »Das >andere Gesicht‹ ... das unter der Maske.«
    »Genau. >Das Eigentliche<, könnte man sagen. Das, was sie zu dem macht, was sie sind; was sie dazu veranlaßt, das zu tun, was sie tun. Es ist wichtig, daß Sie das verstehen.«
    »Das tue ich, glaub ich. Ich glaube, Sie haben es mir klargemacht. Die meisten waren Nazis, die den Entnazifizierungsverfahren entgingen und Geld ins Land brachten, das nicht ihnen gehörte. Menschen, die sich versteckten und unter falschem Namen lebten. Es ist nur natürlich, daß solche Leute zusammenhalten.«
    »Allerdings«, sagte der Brasilianer. »Aber man sollte eigentlich erwarten, daß sie sich nach so vielen Jahren besser dem Land assimiliert hätten.«
    »Warum? Sie arbeiten hier in New York. Gehen Sie doch hinunter in die untere East Side oder in die Mulberry Street oder hinauf in die Bronx. Dort gibt es Enklaven mit Italienern, Polen, Juden. Die sind seit Jahrzehnten da. Sie sprechen hier von fünfundzwanzig, dreißig Jahren. Das ist doch noch gar nichts.«
    »Natürlich gibt es da Parallelen. Aber glauben Sie mir, es ist nicht dasselbe. Die Leute hier in New York, von denen Sie sprechen, scharen sich ganz offen zusammen; sie tragen ihre Herkunft unverhüllt zur Schau. In Brasilien ist das nicht so. Die deutsche Gemeinschaft gibt vor, assimiliert zu sein, ist es
aber nicht. Im geschäftlichen Bereich ja, aber sonst kaum. Ein Gefühl der Furcht und des Zorns beherrscht sie. Zu viele von ihnen sind schon zu lange gejagt worden; Tausende verstekken ihr Ich Tag für Tag vor jedem außer vor sich selbst. Sie haben ihre eigene Hierarchie. Drei oder vier Familien geben den

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