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Der Hollywood-Mord

Der Hollywood-Mord

Titel: Der Hollywood-Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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Kommandeurs der Militärpolizei eine unangenehme Wartezeit über sich ergehen lassen mußte, bis die Detectives eintrafen. Er trug einen weiten Marine-Corps-Overall, der ihm über die Stiefel fiel. Sein T-Shirt wirkte auf seiner makellos goldbraunen Haut besonders weiß. Er war ein lebendes Werbeposter für künftige Marine-Corps-Rekruten.
    Nachdem sich die Detectives beim diensthabenden Lieutenant vorgestellt hatten, konnten sie über den Private First Class Cooley frei verfügen, wenngleich er in seinen mit Spucke polierten Stiefeln schrecklich zitterte, nicht so sehr aus Angst vor den Cops, sondern vor den Militärpolizisten, die sich grundsätzlich gegen jede Einmischung von zivilen Autoritäten wehrten, weil sie der Meinung waren, daß diese jungen Männer, die so lange schuldig waren, bis sich ihre Unschuld herausgestellt hatte, ihr Eigentum waren.
    »Können wir irgendwas für Sie tun, Sohn?« fragte Martin Welborn. »Eine Zigarette? Irgendwas zu trinken?«
    »Nein, danke, Sir«, sagte Gladstone Cooley, der im Sitzen eine starre Habachtstellung eingenommen hatte, die gestärkte Overallmütze ordnungsgemäß in den Schoß gelegt.
    »Glauben Sie, daß Sie 'n bißchen lockerer sitzen könnten?« fragte Martin Welborn. »Sie sind nicht besonders in Schwierigkeiten, wie Sie wissen.«
    »Ja, Sir. Danke, Sir«, sagte Gladstone Cooley und nahm die Knie zehn Zentimeter weiter auseinander.
    »Erinnern Sie sich an den Tag, an dem diese beiden großen uniformierten Cops in das Modellstudio kamen?« begann Al Mackey, wobei die kobaltblauen Augen des Jungen unruhig durch das spartanisch eingerichtete Militärbüro wanderten. Sie blieben haften auf einem Aktenschrank, auf dem ein MP-Helm, ein Koppel und ein Schlagstock lagen.
    »Ich erinnere mich an den Tag, ja, Sir.«
    »Sie haben dem Polizisten Ihren Militärpaß und Ihren Urlaubsschein gegeben, und Sie haben ihm ebenfalls ein Stück Papier gegeben. Darauf stand eine Telefonnummer. Erinnern Sie sich an die Nummer?«
    »Nummer? Normalerweise hab ich immer mehrere Nummern bei mir, Sir.« Der Mund des jungen Mariners war so trocken, daß es bei jedem Konsonanten klickte.
    »Möchten Sie 'n bißchen Wasser?« fragte Martin Welborn.
    »Nein, Sir«, sagte Gladstone Cooley. »Ich bin mir nicht sicher, welche Nummer Sie meinen, Sir. Ich war wirklich erschrocken über diese Polizisten, Sir.«
    »Na schön, es war die Nummer eines Filmstudios«, sagte Al Mackey. »Hilft das?«
    »O ja, Sir. Jetzt erinner ich mich. Diese Polizeibeamten waren … Monster, Sir.«
    »Haben Sie dieses Stück Papier noch?«
    »Nein, Sir. Ich glaube, der schwarze Polizist ließ es fallen, als sie aus der Hintertür rannten. Ich rannte dann aus der vorderen Tür. Sämtliche Künstler ebenfalls. Diese Polizeibeamten sahen aus, als … als ob sie eigentlich ein Stachelhalsband tragen müßten. Es waren Monster, Sir!«
    »Ja, ja, wissen wir«, sagte Al Mackey. »Hatten Sie die Telefonnummer selber aufgeschrieben?«
    »Nein, Sir. Irgendein Mann hatte sie aufgeschrieben, den ich getroffen hatte. Er gab sie mir und wollte wissen, ob ich an einer Filmrolle interessiert sei.«
    »Wer war der Mann?«
    »Ich kenn seinen Namen nicht. Er kam eines Tages in das Modellierstudio. Ich steh manchmal Modell in einem anderen Studio auf dem Sunset. Es war eine ähnliche Art Job. Er kam einfach rein und sah mich und fragte mich.«
    »Wie heißt das Studio?«
    »Ich hab es vergessen. Es gehört irgendeinem Schwulen, der Malcolm heißt. In der Nähe von Genesee.«
    »Irgendeinem Schwulen?«
    »Ja, Sir. Aber ich bin nicht schwul.«
    »Hat der Mann gesagt, um was für ne Art Filmrolle es ging?« fragte Martin Welborn.
    »Nein, er hat nur gesagt, daß es um einen Film ging, bei dem die Dreharbeiten im Juni anfangen sollten. Und sie wollten mir einen Vorsprechtermin geben und sehen, ob ich geeignet wär.«
    »Wo sollte der Film gedreht werden?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Um was ging es?«
    »Weiß ich nicht.«
    »War es ein Porno?«
    »Das ist das, was ich mir auch gedacht hab. Ich mein, ich war ja nun mal … Modell und so, und …«
    »Ein Schwulenporno?«
    »Das ist das, was ich ihn gefragt hab.«
    »Was hat er geantwortet?«
    »Er hat gesagt, es wär absolut kein Schwulenporno.«
    »Haben Sie ihn gefragt, obs vielleicht ein Heteroporno wär?«
    »Ich hab versucht, einiges darüber rauszukriegen, auch, wieviel sie zahlen würden und so, aber er hat gesagt, ich soll nur diese Nummer anrufen, und man würd mir dort alle

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